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Werke

Werke

Titel: Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Storm
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meiner Freunde gebracht.«
     
    »Ich habe dir«, unterbrach sich Franz, »von meinem jugendlichen Traumgesicht, das sich vielleicht nur aus dem Eindruck des damaligen großen Sterbens und einer kaum geahnten Sehnsucht nach dem Weibe erzeugt hatte, nur gesprochen, um dich es mitfühlen zu lassen, wie tief der Anblick der Fremden mich erregen, wie eigen und innig eine Ehe mit ihr sich gestalten mußte; denn wenn es für unser Leben etwas Ewiges geben soll, so sind es die Erschütterungen, die wir in der Jugend empfangen haben. Sonst freilich war es eben nichts Außerordentliches, daß ich einmal einem Weibe begegnete, welches mich so lebhaft an meine Traumgestalt erinnerte, daß ich im ersten Augenblick und noch in manchen späteren beide nicht voneinander zu trennen vermochte. Jedenfalls, auf mich hatte dieses erste Sehen einem elektrischen Schlage gleich gewirkt; und«, fügte er leiser hinzu, »was wissen wir denn auch von diesen Dingen!
    Ich will dich mit unserer Liebesgeschichte nicht aufhalten, Hans; du wirst es auch schon empfunden haben, es kam so und mußte so kommen, daß Else oder Elsi, wie sie genannt wurde, und ich uns nach wenigen Monaten verlobten und etwas später zur Freude unserer trefflichen Freunde unsere stille Hochzeit in ihrem Hause feierten.«
    Der Erzähler schwieg eine Weile; auf seinem Antlitz war ein Lächeln, als blicke er in eine selige Vergangenheit. »Ich hatte nun mein Nachtgespenst geheiratet«, begann er wieder, fast wie traumredend; »es war ein Glück! – oh, ein Glück! – Ich hatte einst den Fouquéschen Ritter Huldbrand beneidet, wie er mit einer Undine seine Brautnacht feiert; ich hatte nicht gedacht, daß dergleichen unter Menschen möglich sei.
    Lache mich nur aus, Hans! Was soll ich dir sagen? Mein Glück ging über jeden Traum hinaus. – Es war so manches Eigene, Fremdartige an ihr, das mich im ersten Augenblick verwirrte und mich zugleich entzückte; ich hatte ja auch nichts anderes erwartet.«
     
    »In unserem Garten – ich hatte längst mein eigenes Haus – waren weite Gänge zwischen schon hochgewachsenen Tannen und anderem Gesträuch; dazwischen Rasenplätze mit Einschnitten, in denen, je zu ihrer Zeit, die Frühlingsblumen und im Hochsommer Rosen und Levkojen blühten und den Garten mit Duft erfüllten. Hier pflegte ich nach Rückkehr von meinen Berufsgängen sie oftmals aufzusuchen, und so geschah es auch an einem schönen Vormittage gegen Ende des April, des ersten Frühlingsmonats, den wir miteinander lebten. Ich fand sie, da sie eben, langsam schreitend, einen der längsten Tannengänge hinaufkam; aber da wir uns Aug in Auge trafen, sah ich, daß sie mir entgegenfliegen wolle.
    »Halt, Elsi!« rief ich und erhob abwehrend meine Hand; »geh langsam, ein Schmetterling, ein Pfauenauge, sitzt in deinem Haar; du trägst den ersten Frühlingsboten!«
    »Ja«, sagte sie, »die kommen gern; aber sie sind so furchtsam nicht.« Sie mäßigte gleichwohl ihren Schritt und kam mir langsam entgegen, indes der Papillon auf ihrem blonden Scheitel behaglich seine schönen Flügel hob und senkte. Und jetzt erst sah ich: auch unsere junge schneeweiße Katze, die sie eines Abends im Schnupftuch von Frau Käthe heimgebracht hatte, war in ihrem Gefolge; zierlich, eins ums andere, die Pfötchen hebend, ging sie dicht hinter ihrer Herrin, das Köpfchen aufreckend und bei jedem Schritte ihr auf die kurze Schleppe ihres Kleides tretend. Ein Märchenbild; das Seltsame war nur, daß es in einer Reihe von Tagen sich ganz in derselben Weise wiederholte.
    »Was machst du für Faxen, Elsi!« rief ich endlich lachend; »bist du eine Undine, eine Elbe, eine Fee? Was bist du eigentlich?«
    »Und das weißt du noch nicht?« frug sie, und der Strahl der grauen Augen zitterte in den meinen.
    Ich schüttelte den Kopf: »Du bist so unergründlich!«
    Da flog sie in meine Arme: »Dein bin ich; nichts als dein! Weißt du es nun?«
    Ich hielt sie fest. »Ich weiß es«, sagte ich.
    Aber der Schmetterling aus ihren Haaren war davongegaukelt; nur die Katze, das Tier der Freia, der Göttin des häuslichen Glückes, blieb in unserer Nähe.
    – – Es war nicht lange nachher, als wir beide eines Abends im Gartensaal unserer Freunde am Teetische saßen. Frau Käthe hatte gleich bei unserem Eintritt einen mütterlichen Blick auf mich geworfen und mir einen besonders bequemen Lehnstuhl angewiesen, was ich dankend annahm, da ich mich heute mehr als sonst ermüdet fühlte. Wir plauderten, aber meine Worte

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