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Wernievergibt

Wernievergibt

Titel: Wernievergibt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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Vielleicht, weil er Talent hat. Vielleicht auch nur, weil sie in ihm ihre Träume von einem erfolgreichen Leben als Musikerin verwirklichen möchte. Typisches Problem ehrgeiziger Eltern. Und drittens: Sie kann ihn nur fördern, wenn sie Geld hat. Das betont sie die ganze Zeit. Wie teuer alles ist, wie wenig sich die Leute leisten können. Dass sie Sponsoren braucht und dass die Begabung der Chorkinder auf der Strecke bleibt, weil die Penunze fehlt.« Juliane zündete sich eine neue Zigarette an. »Der große rote Knopf trägt ein Etikett, und darauf steht ›Geld‹.«
    »Jedenfalls hat sie Kohle, um ihren Sohn mit Musikunterricht zu versorgen«, legte ich einen drauf.
    »Schön, dass du wieder dabei bist!«
    Wir bestellten türkischen Kaffee.
    »Thomas sagte, Clara wäre nach dem Auftritt im Elvis Presley gewesen. Er hat mir die Fotos auf seinem iPhone gezeigt. Später wäre Isolde gekommen, hätte Anstandswauwau gespielt und Clara abgeschleppt. Und zwar nach Mitternacht.« Ich rutschte meinen Stuhl in den Schatten. Mein Gesicht glühte. »Andererseits hat uns Thea im Goethe-Institut gesagt, dass Isolde Mira spontan zu einer Feier eingeladen hätte.«
    »Worauf willst du hinaus?«
    »Ich habe immer noch Schwierigkeiten, Clara und Mira zusammenzubringen. Vielleicht haben sie sich an dem Abend nach dem Konzert zu Gesicht bekommen. Oder Isolde wollte beide zusammenbringen, und dann durchkreuzte Clara ihre Pläne und hing im Elvis Presley ab. Deswegen wurde Isolde stinkig und ging sie suchen.«
    »Letzteres klingt wahrscheinlich.« Juliane wies mit dem Kinn auf mein Handy, das blinkend auf dem Tisch lag und einen weiteren verpassten Anruf von Lynn meldete. »Du weißt, was du zu tun hast?«
    Ich rief Thea an. Sie klang überrumpelt. »Sind Sie nicht mit Isolde zusammen?«
    »Sie musste weg. Mir sind ein paar weitere Fragen eingefallen. Können Sie mir damit helfen?«
    Thea antwortete mit einem nervösen Lachen.
    »Sie sind Isoldes Sekretärin. Werden Sie eigentlich bezahlt?« Die Frage war so unverschämt, dass es mich nicht gewundert hätte, wenn Thea aufgelegt hätte.
    »Ja. Ich bekomme 200 Lari im Monat. Ich werde aus den allgemeinen Finanzmitteln des Chores bezahlt. Früher hatten die Chorleiterinnen gar keine Sekretärinnen. Heutzutage besteht ja fast die ganze Arbeit einer Chorverwaltung aus Marketing.«
    »Ich schließe daraus, dass dies nicht Ihr einziger Job ist.«
    »Ich gebe Musikunterricht. Querflöte.«
    »Was macht eigentlich Isoldes Mann beruflich?«
    »Er ist arbeitslos.«
    »An jenem Abend, nach dem Palmsonntagskonzert, da kam Mira mit Ihnen ins Restaurant, oder?«
    »Ja. Wir wollten feiern, den ganzen Stress sacken lassen.«
    »Und Clara war zunächst nicht dabei«, stellte ich fest.
    »Clara … nein. Sie kam später. Sie musste sich ausruhen. Es war eine furchtbar anstrengende …«
    »Sie kam, nachdem Isolde sie aus einer anderen Kneipe losgeeist hatte. Wutschnaubend.«
    Thea schwieg. Ich hörte ihren Atem am anderen Ende der Leitung.
    »Warum konnte Isolde sie nicht in Frieden lassen? Sie wollte allein sein!«, fügte ich an.
    Keine Reaktion.
    »Thea, Sie leben in einem Natternnest«, sagte ich leise. Unser Kaffee kam. Dankbar griff ich nach dem Tässchen. Ich durfte jetzt keinesfalls schlappmachen. »Das Geld fehlt hinten und vorne. Wenn Clara aussteigt, bröckeln Ihnen die ganzen Euros weg.«
    »Imperialistin!«, murmelte Juliane.
    Thea keuchte. Wahrscheinlich bekam sie gerade einen Asthmaanfall.
    »Sobald Clara die Unterstützung für den Chor einstellt, können Sie einpacken! Sie, Isolde und die hyperbegabten Kleinen. Und der ganze stolze Musikantenstadel.«
    »Ich weiß nicht, was Sie von mir wollen!«
    »Auskünfte. Was wissen Sie von Claras Verschwinden?«
    »Ich weiß nichts. Glauben Sie mir! Ja, Isolde wollte Mira und Clara unbedingt zusammenbringen. Sie braucht die Publicity. Dann kam Clara nicht, und Isolde ging sie suchen. Jemand sagte ihr, er hätte sie im Elvis Presley gesehen. Isolde machte sich auf den Weg und kam mit Clara wieder. Clara und Mira unterhielten sich etwa eine halbe Stunde. Doch die beiden fanden keine gemeinsame Ebene.«
    »Was soll das heißen?«
    »Sie hatten sich nichts zu sagen. Mira Berglund stellte mechanisch Fragen und Clara antwortete lustlos. Es war spät, das Restaurant wollte schließen. Wir waren alle hundemüde. Vor allem Clara, sie hatte einen Auftritt hinter sich.«
    »Was für Fragen waren das?«
    »Über ihr Engagement für den Chor, ihre Rollen an

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