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Werwelt 01 - Der Findling

Werwelt 01 - Der Findling

Titel: Werwelt 01 - Der Findling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Stallman
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über eben dieses Fleisch herfallen wird, wo seine Teufel mit Krallen und Fängen bewehrt, euch in die Grube hinunterziehen werden, um euer Fleisch zu zerreißen und eure elenden Körper im Feuer schmoren zu lassen, auf ewig. Auf ewig!«
    Durch Übelkeit und Schwindel hindurch verspürte Robert meinen Zorn über dies alles. Der alte Mann fühlte sich innerlich faul und verdorben. Aus reiner Wut werfe ich mich flüchtig in meine natürliche Gestalt, und die ausgestreckten Krallen einer Tatze schlagen unter meiner zornigen Berührung tiefe Kerben in das Eichenholz des Betstuhls. Dann fasse ich mich, bei dem Gedanken an Vaire, an ihre Schönheit. Ich verwandle mich wieder zurück. Hatte jemand den flüchtig flackernden Wandel der Gestalten bemerkt?
    Robert empfand Furcht, als er auf die tiefe Wunde im schimmernden Eichenholz blickte. Es war eine frische weiße Schnittstelle, so, als hätte die Klinge einer Säge sich in das Holz hineingebissen. Er legte seine kleine Hand über die Kerbe und blickte erst zu Walter hinauf, dann zu Anne, die neben ihm saß. Walter schien völlig vertieft in die Predigt, die wie ein häßlicher monotoner Gesang durch die Kirche hallte. Anne saß unbequem zusammengekrümmt, das Kinn auf dem Spitzenkragen ihrer Kleiderschürze. Sie war eingeschlafen. Robert spürte den Schnitt unter seiner Hand, doch er wußte, daß es ein einfacher Unfall gewesen war. Er spähte an Anne vorbei zu Vaire und begegnete dem Blick ihrer großen blauen Augen, die zu ihm hinunterstarrten. Ihr Mund war zu einem schmalen scharlachroten Strich zusammengepreßt. Mit seiner ganzen Unschuld blickte er ihr offen in die Augen, unverwandt, aber ohne zu lächeln. Sie hielt den Blick einen Moment lang aus, dann stieß sie mit einem Aufseufzen die Luft aus, als wollte sie tief Atem holen und schreien. Robert hielt ihre Augen mit den seinen fest, sah ihr mit der ganzen Liebe, die ihre Schönheit in ihm geweckt hatte, mit seiner ganzen Unschuld ins Gesicht. Vaire schüttelte kaum merklich den Kopf, löste ihren Blick aus dem seinen, sah sich um, als wollte sie in der Kirche voller Menschen um Hilfe suchen, fing die Stimme des Geistlichen auf, der jetzt seine Predigt mit einer Serie dramatischer Pausen und Ausrufezeichen zum Ende brachte, blickte auf ihre Hände hinunter, die in ihrem Schoß lagen. Sie kramte in ihrer blauen Handtasche, fand ein Taschentuch und begann, sich das Gesicht zu tupfen. Robert blickte weg.

    Tante Cat holte einen Karton aus ihrem Schrank. Sie stellte ihn auf den Eßzimmertisch, hob sorgfältig den Deckel herunter und entnahm ihm ein langes, dickes Buch mit schwarzen Seiten, die mit Metallringen gebunden waren. Auf jeder Seite waren viele Bilder. Sie und Robert blätterten durch die letzten Seiten des Buches, wo Bilder von Vaire und Anne und Walter eingeklebt waren, und einige Bilder von einer hübschen schwarzhaarigen Frau, die neben einem hochgewachsenen, kräftigen jungen Mann in einem Anzug stand. Sie sahen strahlend und glücklich aus. Der Mann hatte eine weiße Blume im Knopfloch.
    »Das sind Renee und Billy, ihr Mann, als sie geheiratet haben«, erklärte Tante Cat. »Und das hier ist ihre kleine Tochter, Wilhemina, und hier sind sie, als Mina ein Jahr alt war.«
    »Sind in dem Buch nur Bilder von eurer Familie?« wollte Robert wissen. Er hatte den Eindruck, als enthielte das Buch Tausende von Bildern. Er meinte, Martin und Tante Cat müßten hundert Kinder haben.
    »Ja, wir haben das Album angefangen, als wir unsere erste Kodak bekamen. Damals lebte ich noch zu Hause bei meinen Eltern. Schau, hier, am Anfang. Das Mädchen da in dem langen Kleid und mit dem komischen Hut bin ich.« Sie lachte und winkte Martin herüber. »Schau dir doch mal das von Claire an, Martin. An das Foto erinnere ich mich gar nicht. Der Anzug, einfach herrlich! Sie würde sich krank lachen.«
    Tante Cat und Martin lachten über das verblichene Bild eines jungen Mädchens in einem komischen schwarzen Anzug, der ihren ganzen Körper bedeckte. Sie stand bis zu den Knöcheln im Wasser, und hinter ihr konnte man verschwommen einen See erkennen.
    »Ist das auch deine Tochter?« fragte Robert.
    »Ach, Robert, mein Kleiner«, rief Tante Cat lachend. »Das ist Claire, meine Schwester, als wir noch junge Mädchen waren. Das ist bestimmt dreißig Jahre her.«
    Robert versuchte, sich das vorzustellen, aber Zeitspannen solcher Länge überstiegen sein Begriffsvermögen.
    »Mögt ihr alle in eurer Familie gern?« fragte er

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