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Werwelt 01 - Der Findling

Werwelt 01 - Der Findling

Titel: Werwelt 01 - Der Findling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Stallman
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Wrigley dem alten Klavier entlockte, die Plätze tauschten, war die Auswahl an Partnern nicht groß. Charles landete unter dem wachsamen Auge der kleinen Lula Bright und wußte, daß er davon jederzeit loskam, wenn er nur wollte. Als erstes wurde er von einer der berüchtigten Portola-Schwestern geholt. Charles glaubte, es wäre Fern, aber es konnte auch Flossie sein. Gleich, welche es war, sie blies ihm dauernd ins Genick und kitzelte ihn am Ohr, bis er solche Gänsehaut hatte, daß er sich vorkam wie ein Kaktus. Schlimmer noch, die Fünfzehnjährige erregte ihn auf eine ganz neue Art. Er bekam eine Erektion und hatte scheußliche Angst, daß die andern es merken könnten. Als deshalb Mary Mae ihm zublinzelte, vollführte er einen wahren Hechtsprung, entwand sich Ferns Händen und stolperte halb auf den Knien zu Mary Maes Stuhl hinüber. Alle mußten den Eindruck haben, als wäre er ganz versessen darauf, zu Mary Mae zu kommen, und auf ihrem Gesicht breitete sich ein entsprechend selbstzufriedener Ausdruck aus, als er sich auf ihrem Stuhl niederließ, von dem er, davon war er überzeugt, den ganzen Abend nicht wieder wegkommen würde. Er bekam mehrere Aufforderungen, einmal von derselben Portola, die ihm so ungeheuer verführerisch zuzwinkerte, daß er am liebsten aufgesprungen wäre und etwas ganz anderes getan hätte, doch er konnte Mary Maes hartem Griff nicht entkommen. Sie kniff ihn auf eine Art und Weise in die Haut seiner Schulter, daß er es vorzog, ruhig sitzen zu bleiben, anstatt einen Teil seiner Schulter in ihrer Faust zurückzulassen. Er hatte sich gerade mit einigem Ärger gesagt, daß ein solcher Griff unfair war, selbst für ein Mädchen, als Betty Baileys Gefangener entkam, Paul Holton, der so langsam aufstand, daß sie ihn mit einem Finger hätte aufhalten können. Doch Betty schien erst zu merken, daß er ihr davonging, als er schon in der Mitte des Kreises war. Unter dem Gelächter der anderen schlich Paul hinüber zu Fern Portolas Stuhl, setzte sich und legte sich Ferns Hand auf den Kopf wie einen Hut.
    Betty zwinkerte mehreren anderen Jungen zu, Kick, Carl Bent, Runt, doch ihre Mädchen hielten sie fest, als gälte es das Leben, wobei allerdings Carl beinahe mit der anderen Portola auf dem Boden gelandet wäre. Und endlich blinzelte sie Charles zu, der sie so angespannt beobachtet hatte, daß er sich wie mit ihr verwachsen fühlte und von seinem Stuhl aufsprang, noch ehe ihre bemerkenswert hübschen Wimpern zuckten, ihm das Signal zu geben. Doch Mary Mae war auf dem Sprung und grub Charles ihre Fingernägel so tief in die Schultern, daß es sich anfühlte, als würde er gebissen. Mit Verbissenheit versuchte er freizukommen, strebte mit aller Kraft von ihr weg, während die Nägel sich noch tiefer in seine Schultern bohrten, riß und zerrte noch heftiger, den Blick auf die lächelnde Betty gerichtet, die ihn immer wieder blinzelnd ermutigte, während er sich abmühte, das Mädchen in seinem Rücken abzuschütteln. Mit einem neuerlichen Aufbäumen sprang er vom Stuhl hoch, der Stuhl kippte um, klappte zusammen und klemmte einen von Charles’ Fingern ein, während Mary Mae über ihm in die Knie ging. Charles schrie auf und riß seinen Finger los, kroch dann unter dem brüllenden Gelächter der anderen quer durch den Kreis, den zusammengeklappten Stuhl hinter sich herziehend, rittlings auf seinem Rücken Mary Mae, die jetzt seinen Hals mit beiden Armen umschlungen hielt und ihm die Luft abdrückte.
    Doch sein Ziel erreichte er nie. An dieser Stelle nämlich unterbrach Miss Wrigley das Spiel mit der Ankündigung, daß Kuchen und Bowle für alle bereit stünden und daß nun die Preise für die früheren Spiele verteilt würden. Charles blieb noch einen Moment lang auf allen vieren liegen, als der Kreis sich auflöste, und Mary Mae von seinem Rücken rutschte. Er blickte auf, um nach Betty Bailey Ausschau zu halten, doch sie war schon verschwunden. Er ließ sich auf den Boden niederfallen und drehte sich um, Mary Mae in das erhitzte Gesicht zu blicken. Die Hände in die Hüften gestützt stand sie da und sah auf ihn herunter, die kurzen mausbraunen Locken feucht von Schweiß.
    »Bist du also doch Siegerin geblieben«, bemerkte Charles grinsend.
    »Ha! Ha! Ha! Charles Cahill«, gab Mary mit zornverzerrtem Gesicht zurück. Zu Charles’ bodenloser Verwunderung begann sie zu weinen. Dann schüttelte sie heftig den Kopf, so daß ihr die Tränen von den Wangen flogen, und rannte hinaus, um im

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