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Werwelt 02 - Der Gefangene

Werwelt 02 - Der Gefangene

Titel: Werwelt 02 - Der Gefangene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Stallman
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die jedem Gedanken Ziel und Richtung gab, jeden Schritt einer echten Zukunft entgegenlenkte. Es würde weit schwieriger werden, als Renee sich das vorstellen konnte, doch es würde geschafft werden.
    Er schritt die Straße hinunter zu der breiten Allee, um dort einen Bus zur Stadtmitte zu nehmen. Einmal drehte er sich um und blickte zu Renee und Mina zurück, die Hand in Hand auf dem Rasen vor dem Haus standen und ihm nachsahen. Er winkte, und Renee winkte wieder, und dann hob auch Mina ihre kleine Hand.
    Angestrengt dachte er über die Vielzahl von Dingen und Fragen nach, die erledigt werden mußten. Ein paar Straßenzüge weiter trat er vom Bürgersteig, um die Fahrbahn zu überqueren. Das schrille Quietschen der Reifen eines Autos, das um die Ecke geschossen kam, riß ihn aus seinen Gedanken. Erschreckt sprang er auf den Bürgersteig zurück, um den Wagen vorbeizulassen, doch der kam unmittelbar vor ihm mit einem Ruck zum Stehen. Es war eine lange schwarze Limousine, mehrere Jahre alt, und dem Motorengeräusch nach zu urteilen nicht in bester Verfassung. Barry warf einen Blick auf den Fahrer, als der sich herüberbeugte und die Mitfahrertür aufstieß. Es war natürlich Bill Hegel.
    »Na so was, Mister Golden! Und ausgerechnet in unserem Viertel macht er seinen Spaziergang. So ein Zufall!« Er saß über das Steuer gekrümmt, und die Augen in seinem grinsenden Gesicht waren wütend. »Wie wär’s, wenn wir irgendwo zusammen einen trinken, Mister Golden?«
    Barry stieg ein. »Ich hab’ nichts dagegen, Bill. Ich war gerade bei Ihnen zu Hause, weil ich dachte, wir könnten vielleicht dieses Wochenende nach Cassius fahren.«
    In dem alten Auto roch es nach Whisky und nach dem Material der staubigen beigefarbenen Polster. An der Ecke wendete Bill den Wagen und nahm Kurs auf die Stadt. Er fuhr viel zu schnell, den Kopf schräg nach vorn gestreckt. Barry fragte sich, wie viele Whiskys er wohl schon gekippt hatte.
    »Renee meinte, der kommende Samstag würde Ihnen passen«, bemerkte er, um das Schweigen zu brechen.
    »Ach, jetzt nennen Sie sie schon Renee, und nicht mehr Mrs. Hegel?« Und er lachte, bis er einen Hustenanfall bekam und ihm die Zigarette beinahe aus dem Mund gefallen wäre.
    »Das da sieht doch ganz gut aus«, sagte Barry und deutete auf ein Restaurant.
    »Nee. Ich weiß was besseres drüben in der zwanzigsten Straße. Die machen da einen guten Old Fashioned.«
    »Ich hab’ jetzt eigentlich gar keine Lust auf harte Sachen, Bill«, sagte er. Im Grunde war es ihm gleichgültig, doch er versuchte es immerhin. »Wollen wir nicht lieber irgendwo eine Tasse Kaffee trinken?«
    »Der Alkohol bekommt Ihnen wohl nicht, was, Mr. Golden?«
    »Ganz recht«, bestätigte er, dieser Szene langsam müde werdend. »Ich bin kein guter Saufkumpan.«
    »Aber auf anderen Gebieten sind Sie sehr gut, stimmt’s, Mr. Golden?«
    Barry gab auf und sagte nichts mehr, bis sie mit quietschenden Reifen auf dem Parkplatz einer Kneipe anhielten, die den Namen Rustic Inn führte. Drinnen war es schummrig. Nur der Barkeeper hinter dem Tresen stand im Licht. Als sie sich zu einer Nische tasteten, konnte er ein paar andere Gäste erkennen. Es war wahrscheinlich spätestens halb fünf Uhr nachmittags, und sie waren die einzigen, die in einer Nische saßen.
    Als Bill die Hälfte des Whiskys hinuntergeschüttet hatte, den der Barkeeper ihm gebracht hatte, schien er bereit. Die tiefliegenden Augen unter den geraden schwarzen Brauen blickten Barry einen Moment lang unverwandt an, dann verzogen sich die groben Züge zu einem wissenden Grinsen.
    »Frauen wie Renee sind für Sie gefundenes Fressen?«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
    »Sie sind ein Schwindler, Mr. Golden. Aber ich bin nicht der unbedarfte Tölpel, der’s gar nicht merkt, wenn er über’s Ohr gehauen wird. Wissen Sie, womit ich mir derzeit meinen Lebensunterhalt verdiene?«
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung«, antwortete Barry.
    »Ich mach’ den Schmarotzern die Hölle heiß.« Und als der andere ein verständnisloses Gesicht machte, »ich rück’ den Leuten auf die Pelle, die ihre Schulden nicht zahlen wollen, den Schwindlern und Herumtreibern.« Er hielt inne und lächelte wieder sein wissendes Lächeln. »Und den Säufern.«
    »Ach, und was ist denn nun meine Masche? Wie versuche ich, Ihnen das Geld rauszulocken?«
    »Nicht mir«, entgegnete er und leerte sein Glas mit einem langen Zug. »Meiner Frau.«
    »Sind Sie Fremden gegenüber immer so mißtrauisch?«
    »Ich

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