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Werwelt 02 - Der Gefangene

Werwelt 02 - Der Gefangene

Titel: Werwelt 02 - Der Gefangene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Stallman
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schneller bergauf rasten, und die Autos zu ihrer Rechten in verschwommener Vielfarbigkeit an ihnen vorüberflogen. Der Möbelwagen hatte jetzt die Anhöhe des Hügels erklommen, und noch immer kam ihnen auf ihrer Fahrspur kein Fahrzeug entgegen. Sie würden oben auf der Kuppe blind in den leeren Himmel hineinfliegen müssen, und das auf der falschen Seite der Straße. Renee umschlang ihre Tochter und drückte sie fest an sich. Ihr Herz hämmerte in wilder Angst, als sie über die Hügelkuppe Schossen, an dem Möbelwagen vorbei. Ihre Kehle zog sich zusammen, in Vorbereitung auf den Schrei, den sie im letzten Augenblick ausstoßen würde, ehe sie mit einem anderen Wagen zusammenprallten.
    Mit schrill heulendem Motor, als wollten sie vom Boden abheben, schoß die schwere Limousine über die Kuppe des Hügels, und einen Moment lang schwebte sie wirklich in der Luft. Und ein Auto kam ihnen entgegen, nahm mit ungeheuerer Geschwindigkeit an Größe zu. Renee ließ ihre Angst in einem gellenden Entsetzensschrei heraus, der sich widerhallend im Inneren des Wagens fing, als dieser scharf nach rechts schlingerte und ins Schleudern zu geraten drohte. Die Hinterräder fraßen sich in den Schotter des Banketts, so daß die Limousine in einer Wolke von Staub und Kies seitlich wegrutschte, den Asphalt wieder gewann, als das entgegenkommende Fahrzeug mit plärrender Hupe an ihnen vorüberraste. Renee konnte noch flüchtig die weißen, entsetzten Gesichter an den Fenstern sehen, dann schleuderte der La Salle quer über die Straße auf die andere Fahrbahn hinüber. Bill kämpfte mit dem Steuerrad, während er in kleinen Stößen bremste und dauernd vor sich hin murmelte: »Nur ruhig Blut, nur ruhig Blut.« Er drehte das Steuerrad, und dann hatten sie es geschafft. Der Wagen schaukelte leicht, wie ein Boot auf sanfter Dünung, und die Straße vor ihnen war leer.
    Schluchzend saß Renee da, einen Arm um Mina geklammert, die andere Hand auf ihren Magen gedrückt. Ihr Herz hämmerte zum Zerspringen, die Angst und das Entsetzen waren so überwältigend, daß sie keine Worte fand, nicht einmal einen Gedanken fassen konnte.
    »Das nennt man autofahren, mein Schatz«, sagte Bill, doch sie hörte das Beben der Furcht hinter seinen Worten.
    Sie konnte nicht sprechen, schüttelte nur den Kopf. Sie spürte, wie Speichel sich in ihrem Mund sammelte. Gleich würde sie sich übergeben. Ihr Gesicht wurde eiskalt, und als sie die krampfartigen Zuckungen ihres Magens fühlte, beugte sie sich einfach vornüber und erbrach sich auf den Boden des Wagens.
    »Herrgott noch mal, Renee«, schimpfte Bill, ihr einen Seitenblick zuwerfend. »Du brauchst mir doch nur zu sagen, daß dir schlecht ist, dann halt ich an. Jetzt hast du das ganze Auto vollgemacht. So ein Mist!«
    Viel war es gar nicht. Sie hatte mittags nur ein Würstchen gegessen und zum Frühstück lediglich Orangensaft getrunken. Sie fühlte sich schlaff, ausgehöhlt, schwach. Der Wind, der durch die offenen Fenster blies, machte ihr Gesicht kalt. Sie wischte sich den Mund ab und blickte auf Mina, die sie still ansah. Das arme kleine Ding, sie schluckte das alles, ohne zu weinen.
    »Das tut mir leid, Liebes«, sagte Renee.
    »Mir wird auch manchmal schlecht, Mami«, erwiderte Mina tröstend. »Aber du hättest draußen spucken sollen.«
    »Ganz meine Meinung«, bemerkte Bill. »Jetzt müssen wir extra anhalten und das saubermachen. Das stinkt vielleicht, puh.« Er drehte den Kopf und sah Renee mit harten Augen an. »Wenn du glaubst, mit diesem reizenden Trick kannst du mich verleiten, an einer Tankstelle zu halten, damit du dort mit jemandem reden kannst, dann bist du auf dem Holzweg. Ich halt’ an keiner Tankstelle mehr an. Und wenn wir halten, dann bleibst du im Auto sitzen.«
    Vielleicht sechs, sieben Meilen noch fuhren sie weiter durch den Canyon. Renee versuchte, den Kilometerstand auf dem Tachometer zu sehen, doch es gelang ihr nicht. Es wäre zu auffällig gewesen. Schließlich hielt Bill nach einer Abzweigung Ausschau, fand sie und nahm das Gas weg, ehe er in eine kleine Straße zur Rechten einbog. Vorsichtig steuerte er den Wagen über den Kies, als sie in das Bachbett hinunterfuhren. Dort hielt er an, um das Auto zu säubern. Renee und Mina mußten die Beine hochziehen, während er den Boden mit Wasser aus dem Bach ausschwappte, und dann, nach einem Aufenthalt von höchstens fünf Minuten, fuhren sie auf der gekiesten Straße weiter, aus dem Canyon hinaus in höhergelegenes Gelände, wo

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