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Werwelt 03 - Der Nachkomme

Werwelt 03 - Der Nachkomme

Titel: Werwelt 03 - Der Nachkomme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Stallman
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Straße.
    »Sehen Sie den Riesenwacholder, der da ganz allein steht?« Er wies auf einen kleinen Baum, der nur deshalb auffiel, weil er meilenweit der einzige Baum war. Er schien etwa eine Viertelmeile entfernt. »Da vorn biegt eine Straße nach links ab. Eine richtige Straße ist es eigentlich nicht, aber sie ist nicht allzu schlecht.«
    »Auch nicht grade allzu gut«, bemerkte Barry ein paar Minuten später, nachdem sie über hängende Felskanten hinunter durch sandgefüllte Bachbetten und Gräben g e rumpelt waren, einmal sogar über die Überreste eines von Gestrüpp umzäunten Tierpferchs, der plötzlich vor ihnen auftauchte.
    »Na ja, zu Pferd ist es nicht so schlimm«, meinte Johnny grinsend und hielt seinen Hut fest, als der Wagen mit e i nem Bocksprung über einen Felsbrocken setzte. Einmal mußten sie vorsichtig um einen Pferdewagen herumfahren. Es war ein Wunder, daß der Wagen der halsbrecherischen Fahrt über Stock und Stein überhaupt standhielt. Der Mann und die Frau und die vier Kinder winkten, und Johnny rief ihnen ein paar Worte auf Navajo zu.
    Als sie freundlicheres Gelände erreichten, wo Wacho l der und Krüppelkiefern wuchsen, machten sie Rast und aßen Trockenfleisch und Konservenobst und etwas von dem Käse, der noch im Korb war. Schon ging es wieder dem Abend zu, die Berge tauchten in ein dunkleres Blau und rückten in weitere Ferne, als die Sonne den Horizont hinabglitt, und noch immer keine Spur einer menschlichen Behausung. Barry spürte einen ersten Anflug von Verdro s senheit, doch als der Model A w i derwillig einen langen steinigen Hang hinaufkletterte, legte Johnny ihm plötzlich die Hand auf den Arm.
    »Fahren Sie langsam hier«, brüllte er über das Rattern des Motors hinweg. »Und passen Sie auf!«
    Barry verlangsamte die Fahrt, schaltete herunter und t u ckerte weiter den Hang hinauf, bis sie plötzlich über eine letzte Kuppe auf ein abgeplattetes Plateau holperten. Da schleuderte es sie beide beinahe durch die Windschut z scheibe, als er mit beiden Füßen ruckartig auf die Bremse stieg, so daß der Motor abstarb, und in wilder Hast nach der vernickelten Notbremse am Boden griff. Schwankend kam der Wagen zum Stehen – keine zwei Meter von einem gähnenden Spalt in der Erde entfernt.
    »Heiliger Strohsack!« stieß Barry hervor, die zitternde Hand noch immer auf der angezogenen Notbremse. »Wenn Sie langsam fahren sagen, dann meinen Sie anhalten.«
    »Weißer Mann leben zu hektisch«, versetzte Johnny grinsend. »Willkommen im tsay-ih oder, wie Sie es ne n nen, Canyon de Chelly.«
    »Mensch, das nenn ’ ich ein Willkommen!« meinte Ba r ry. Er sprang aus dem Wagen und lief herum, um seine schlotternden Beine wieder unter Kontrolle zu bringen.
    Die Spalte weitete sich zu einer steilwandigen Schlucht, auf deren Grund, beinahe dreihundert Meter tiefer, sich ein grünes Tal ausbreitete. Die Straße, die gar keine Straße war, sondern nur ein Reitweg, endete ganz einfach am Rand der Schlucht, und ein kaum erkennbarer Pfad zweigte nach links ab, wo er sich in einem schmalen Flaschenhals zwischen zwei Sandsteinblöcken verlor. Von Ehrfurcht ergriffen blickte Barry auf dieses schimmernde Juwel eines Tals hinunter. Grün und schön standen die Bäume auf se i nem Grund, einige der Getreidefelder bekamen schon Tri e be, und eine Schafherde trottete langsam flußabwärts, dem nächtlichen Pferch zu. Die gewaltigen, ausgebuchteten Sandsteinfelsen leuchteten rot im Licht der untergehenden Sonne. Sie überdachten schützend die Siedlung, die er auf dem Grund des Tals erkennen konnte, die kleinen provis o rischen Unterkünfte aus Geäst und Laub und einiger hoher Zelte, die auf Dauer dort standen. Das letzte Sonnenlicht war jetzt aus dem Grund des Canyons gewichen und lag leuchtend auf den östlichen Felswänden.
    »Hübsch, nicht wahr?« meinte Johnny, während er se i nen Koffer vom Rücksitz nahm.
    »Weiß die übrige Welt von diesem Idyll?«
    »Ja, aber den meisten ist die Straße nicht sympathisch.« Johnny lachte. »Unten in Chinle sitzen allerdings Leute von der Forstbehörde. Sie bringen ab und zu ein paar To u risten zum unteren Ende des Canyons hinunter, aber bis hierher dringt nur ganz selten jemand vor.«
    Sie schulterten die Sachen, die sie mitnehmen mußten, und ließen den Model A dort, wo er stand. Vom abwärts führenden Pfad aus wirkte er wie ein s tumpfgesichtiger kleiner schwarzer Vogel, der Dampf spie und drauf und dran war, über den Felsrand zu springen, um mit Hilfe

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