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Werwelt 03 - Der Nachkomme

Werwelt 03 - Der Nachkomme

Titel: Werwelt 03 - Der Nachkomme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Stallman
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Szene, die Jahre zurücklag, fiel ihm ein. Er hatte damals in einem Ferienpark in Wisconsin gearbeitet und eine Gruppe junger Wandervögel nach einem allzu langen Ausflug zum Zeltplatz zurückgebracht. Dieser Apfel sah genauso aus wie der, den er an jenem heißen Nachmittag vom Tisch in der Kantine genommen hatte. Merkwürdig, wie lebendig solche Erinnerungen waren, dachte er, während er gierig wieder in den Apfel biß; merkwürdig, wie alles wiede r kehrte, als wäre es eigens zu diesem Zweck gespeichert worden.
    »Du lieber Himmel«, bemerkte Lilly, die ihm zusah. »Da bekomme ich ja gleich Angst, daß du dich auf mich stürzt, wenn du mit dem armen Apfel fertig bist. Hast du einen Appetit!«
    »Das ginge dir genauso«, versetzte er, »wenn du einen ganzen Monat lang nicht mehr zu essen bekommen hättest als ein krankes Karnickel.«
    Doch als er mit dem Apfel fertig war, wartet er beinahe darauf, daß der Schmerz wieder einsetzen würde, wie fr ü her so oft, wenn er etwas gegessen hatte. Auch jetzt packte er ihn noch hin und wieder, wenn auch in der letzten W o che in immer größer werdenden Abständen. Lilly sah die leise Furcht auf seinem Gesicht.
    »Ich glaube, es geht gut«, sagte sie, während sie mit i h rem Taschentuch ein Tröpfchen Saft von seinem Kinn wischte. »Aber die feine Art zu essen ist das nicht, das muß ich sagen.«
    »Ich kann ’ s immer noch nicht glauben«, meinte er, wä h rend er sich zurücklehnte und hinter ihr einen Arm auf der Banklehne ausstreckte. »Und was soll ich jetzt überhaupt tun? Ich kann doch nicht einfach hierbleiben.«
    »Hättest du Lust, nach Boston hineinzufahren? Wir könnten uns Paul Reveres Haus ansehen«, schlug Lilly vor, die ihn offenbar mißverstanden hatte.
    »Nein, ich hab ’ das anders gemeint. Ich mußte eben wieder an zu Hause und an meine Frau denken.«
    Aus irgendeinem Grund schämte er sich, von Louise zu sprechen, so als wäre er undankbar, beinahe ein Verräter.
    »Ich hab ’ schon verstanden, was du meinst«, versetzte sie, die Augen jetzt niedergeschlagen. »Bo, ich habe Angst, daß du das, was ich jetzt gleich sagen werde, mißverstehen wirst.«
    Er verspürte ein plötzliches Absacken in seinem Magen und verkrampfte sich in Erwartung des Schmerzes. Doch es war nur eine ihm unvertraute Gefühlsregung, die dieses Schmetterlingsflattern in seinem Magen auslöste. Er hätte nicht sagen können, weshalb er so empfand, doch ein Bild, das er nicht verstand, tauchte blitzartig in seinem Geist auf: Ein schüchterner Junge, der von einer liebenden älteren Frau verführt wurde.
    »Ich möchte gern –« , die junge Frau hielt inne, um nach den rechten Worten zu suchen, »- daß du vorläufig noch nicht nach Hause fährst.« Sie blickte Bo ins Gesicht. »Ich möchte, daß du hier bei mir bleibst.«
    Da trafen sich ihre Blicke, und jeder der beiden Me n schen auf der Parkbank entdeckte in den Augen des and e ren etwas, das ihn veranlaßte, hastig die Lider zu senken.
    »Du darfst mich nicht mißverstehen, Bo«, fuhr sie fort. »Sie möchte, daß du bleibst, bis du wirklich geheilt bist, und ich, nun, ich möchte natürlich, daß du bleibst, aber es ist nicht so, daß ich von dir verlange zu – zu –« Sie brach ab.
    George Beaumont fühlte sich plötzlich mehr seinem ta t sächlichen Alter entsprechend und begriff etwas von dem, was da vorging. Er empfand eine Aufwallung der Scham über die Art und Weise, wie er sich bisher verhalten hatte. Was, zum Teufel, dachte er. Ich spiele hier den kleinen Jungen und lasse sie das alles machen. Er straffte die Schultern, blickte der jungen Frau ins Gesicht und grinste.
    »Also, wenn ich nicht gescheiter wäre, würde ich sagen, du willst mir hier vor aller Öffentlichkeit einen Heiratsan t rag machen.« Er legte seinen Arm um ihre Schultern und drehte sie leicht herum, so daß sie ihm ins Gesicht sehen mußte. »Lieber Gott, Lilly, ich weiß, was du meinst. Du brauchst keine langen Worte zu machen.«
    Sie blickte zu ihm auf, einen Ausdruck auf dem Gesicht, der zwischen Dankbarkeit und Frustration schwankte. Zum ersten Mal, seit sie einander begegnet waren, hatte er das Gefühl, Herr der Situation zu sein. Es war ein merkwürd i ges Gefühl. Sie hatte ihn gepflegt, hatte ihm vorgeschri e ben, was er essen sollte, wann und wie lange er an die fr i sche Luft gehen sollte, wieviel er schlafen sollte, Herrgott nochmal, sie hatte ihm sogar gesagt, wann er zur Toilette gehen sollte. Und er hatte darüber vergessen, daß

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