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Werwelt 03 - Der Nachkomme

Werwelt 03 - Der Nachkomme

Titel: Werwelt 03 - Der Nachkomme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Stallman
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Lilly.«
    »Ich hab ’ eine gute Stellung, und das ist heutzutage schon allerhand«, erwiderte sie. »Und außerdem habe ich auch etwas gespart.«
    Es schien sie so glücklich zu machen, etwas für ihn tun zu können, daß Bo fand, es wäre albern, wenn er sich we i ter so anstellte. Sie wollte ihm helfen, sie wollte sein Leben retten und für ihn sorgen, und, was zum Teufel, er brauchte das auch. Er hatte es immer für richtig gehalten, für sich selbst zu sorgen; in den letzten Wochen nun hatte jemand anderer ihm alle Sorgen abgenommen, und er hatte es sich gefallen lassen. Na schön, dann soll es eben so sein, verdammt nochmal, dachte er. Ich brauche sie. Und zum e r sten Mal in seinem Leben dachte er nicht darüber hinaus, dachte nicht, wie er das früher immer getan hatte, daß angenommene Hilfe eine z u rückzuzahlende Schuld bedeut e te. Sie war eine Freundin, eine echte Freundin, und dazu waren echte Freunde schlie ß lich da, daß sie mit einem durch dick und dünn gingen.
    Eine Nacht später träumte er wieder von dem Tier. In seinem Traum füllte das Mondlicht sein kleines Zimmer mit schmelzendem Licht. Ein farbloses, schattenloses Strahlen schien von allen Seiten hereinzuströmen, nicht nur durch das Fenster, wie das bei richtigem Mondlicht der Fall gewesen wäre, und in diesem geheimnisvollen Glanz trat das Tier auf seinen langen graublauen Katzenbeinen in sein Zimmer. Neben seinem Bett blieb es stehen, aufrecht wie ein Mann, oder nein, es war ja ein weibliches Tier, wie eine hochgewachsene Frau, die in blaugrauen Pelz gekleidet war. Jetzt knöpften seine stumpfen Finger den Pyjama auf, den er bei Sears gekauft hatte, um anständig auszusehen, wenn sie, Lilly, meinte er, zu ihm kam, während er schlief. Und das Tier strich mit diesen Fingern über seinen Körper, nicht nur über seinen Magen, sondern auch über seine Brust und seine Beine und seinen Kopf. Mit sanfter, kaum wahrnehmbarer Berührung glitten die blaugrauen Pfoten über seine Haut. Sie hinterließen ein Prickeln auf seinen Nervenbahnen. Er blickte auf seinen nackten Körper hinu n ter und sah Lich t bahnen überall dort, wo die Pfoten ihn berührten, bis sein Körper ganz von schimmernden Streifen überzogen zu sein schien, so als hätte sie die Arterien und Venen, das ganze Nervennetz erleuchtet, Haut und Fleisch durchscheinend gemacht. Und als er wieder aufblickte, war das Gesicht des Tieres dem seinen ganz nahe, die Schnauze mit den bli t zenden Zähnen schien ihn anzulächeln, und die Augen w a ren Schatten, in die er hineinblickte, um in ihrer Tiefe weit entfernte Blitze und Funken zu sehen. In seinem Traum wollte er fragen, »was bist du? Warum tust du das alles für mich?« Doch er konnte sich nicht rühren, konnte nicht einmal seine Lippen bewegen. Nur seine Augen fol g ten den Bewegungen des Tiers, als es sich von ihm entfer n te, mit dem klaren Mondlicht zu verschmelzen schien, i m mer kleiner wurde, als zöge es eine Hand von ihm weg. Schließlich konnte er nur noch einen schwachen Hauch von Blaugrau im milde schimmernden Glanz untersche i den. Er wollte rufen, wollte es bitten zu bleiben, ihm sagen, daß er dankbar war, daß er sich erkenntlich zeigen wollte, doch es war verschwunden.
    Als er erwachte, lehnte er mit dem Kopf auf der oberen Kante des Betts, als hätte er die ganze Nacht aufgesessen. Sein Blick ging direkt zu dem schmutzigen kleinen Fenster, und er sah, daß es schneite. Es war kalt im Zimmer, doch er schob die Decken weg und knöpfte seinen Pyjama auf, um seinen langen, hageren Körper zu betrachten. Er suchte nach den Streifen von Licht, doch es war natürlich ein Traum gewesen.
    Er hatte gerade die Beine aus dem Bett geschwungen, als harte Fäuste gegen seine Tür trommelten. Einen M o ment lang war er so verdattert über diesen ungewohnten Lärm, daß er meinte, das Haus müßte über ihm einstürzen. Mrs. Peavey, die Wirtin klopfte niemals, sondern rief i m mer nur leise von draußen, ob sie ihm sein Bett machen sollte oder ob er sonst irgend etwas brauchte. Und Lilly meldete sich immer mit einem kleinen Kratzen an, sehr leise, doch er hörte sie immer. Einen solchen Trommelwi r bel von Schlägen gegen die Tür konnte nur jemand losla s sen, der nicht wußte, wie klein das Zimmer war, oder der glaubte, sein Bewohner wäre stocktaub.
    Als er die zwei Schritte zur Tür ging, um sie zu öffnen, stieg Zorn in ihm auf. Wer, zum Teufel, klopfte da so u n verschämt! Er riß die Tür auf, ganz darauf vorbereitet, e

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