Werwolf - Der Verfall (German Edition)
teilen mit Freunden als Zwang bezeichnen
sollte.
Ob ein paar Menschen mehr oder weniger, bemerken die
Anderen doch gar nicht. Und was das Feuer anbelangt, so bin ich
unschuldig. Ich bin nur mal kurz durch den Wald gejagt mit den
Anderen, der Wind muss eine Kerze umgestoßen haben oder ein
wildes Tier. Und als ich dann von weitem Flammen sah, hatte ich
einfach Angst und wollte uns erst einmal in Sicherheit bringen,
eh
ich Hilfe geholt hätte.“ Bailor hatte sich schnell wieder
im Griff. „ Ich
fasse deine Aussage mal zusammen: du siehst dich kein bisschen im
Unrecht und du verspürst auch keine Reue.“ Myrac
lachte. „ Wofür
sollte ich Reue spüren, vielleicht dafür dass ich Hunger
hatte oder dafür dass ich mit meinen Freunden teilen wollte?“
Bailor musterte ihn kühl.
Normalerweise war es nicht leicht
ein strenges Urteil über Angeklagte zu fällen, da sie ja
doch Brüder waren. Aber dieser Junge dort, hatte kein Einsehen.
Im Gegenteil, er schien noch
mit seinen Taten zu prahlen. „ Nun,
wenn das dein letztes Wort ist, kommen wir nun zum Urteil deiner
Bestrafung...“
Bailor unterbrach sich, Skerres war mitten im
Wort aufgestanden. So langsam gewöhnte er sich an das Verhalten
dieser unverschämten Familie. „ Skerres,
du möchtest dich für deinen Sohn einsetzen?“ „ Mit
Sicherheit! Ich bin den angeklagten Punkten bis ins letzte Detail
gefolgt und zweifel nicht daran, dass ihr Beweise habt.“
Das
war so typisch, dachte Walerion. Selbst wenn alles gegen ihn sprach,
schaffte er es über verdrehte Sätze nochmal höhere
Meinungen anzuzweifeln. „ Die
Beweislast ist erdrückend. Aber wenn du möchtest, können
wir gerne nochmal detailliert darauf eingehen.“ Bailor musterte
ihn weiterhin kühl. „ Oh
nein, das wird nicht nötig sein. Ich habe da vollstes Vertrauen
in euch.“
Nur wer genau hinhörte, konnte den leisen
Spott von Skerres bemerken. „ Normalerweise
würdet Ihr nun zu einem Urteil gelangen, doch da es dadurch dass
es mein Sohn ist, auch meine Angelegenheit ist, würde ich gerne
einen Vorschlag machen.“
Er wartete obligatorisch auf ein
Zustimmen und Bailor nickte leicht. „ Wir
hören.“ Skerres räusperte sich kurz. „ Myrac
hat sich gestern Nacht auf eine Weise benommen, die ich nicht für
möglich gehalten hätte. Er stellte eine ernsthafte Gefahr
für uns alle dar, so etwas darf sich nicht wiederholen.
Zudem
kommt auch noch, dass er mittlerweile volljährig ist und damit
die volle Tragweite seiner Handlungen spüren muss.“ Myrac
lachte erneut. „ Ach
nun tu doch nicht so scheinheilig Vater. Als ob du es nicht lustig
gefunden hättest.“
Skerres ohrfeigte ihn vor
versammelten Publikum. Das Geräusch schallte durch den ganzen
Raum. „Egal, was meine persönlichen Neigungen für
oder gegen die Menschen betrifft, so habe ich doch das Wohl aller
stets über mein eigenes gestellt! Ich habe niemals das
Rudel auf diese Weise in Gefahr gebracht, nur um meinem eigenen
Vergnügen nach zu gehen! Und ganz gewiss bin ich niemals vor
meinen Taten davon gelaufen, Feigling!“
Alle schwiegen und
Walerion runzelte die Stirn. Nach einer Weile räusperte sich
Bailor. „ Du
wolltest etwas vorschlagen, Skerres...?“
Er blickte seinen
Sohn noch ein letztes mal Hass erfüllt an, eh dieser zu Boden
sah. „ Das
war vielleicht nicht ganz die korrekte Wortwahl.“ Er schwieg
einen Moment. „ Hiermit
bekenne ich offen, dass ich keinen Sohn habe. Dieses Ding da, was
sich hochmütig als Wolf unserer Gemeinschaft betrachtet, gehört
nicht länger zu mir!“
Myrac schien zwar entsetzt, doch
sich nach wie vor seiner Position sehr sicher zu fühlen. „ Komm
Vater, du bist nur wütend...“ Skerres würdigte ihn
keines Blickes. „ Da
ich nun also als neutrales Mitglied unseres Stammes spreche, schlage
ich folgendes Urteil vor. Jeder, der auf solche bewusste und
eigennützige Weise unser Rudel höchster Gefahr ausgesetzt
hat, bekennt sich als Verräter des Kodex und uns aller. Er ist
nicht länger würdig unser Bruder zu sein. Knüpft ihn
auf!“
Auf seine Worte folgte erneut Stille. Myrac schien wie
unter Schock zu stehen. Er musste sich verhört haben oder das
ganze war ein Traum, ein schlechter Scherz, das musste es
sein.
Skerres war sein Vater, egal was er gerade aus Wut heraus
behauptete. Er konnte ihm nicht den Tod wünschen, das war
absurd. Er versuchte es erneut. „ Vater,
ich verstehe dass du enttäuscht sein magst. Aber ich bin dein
Sohn, ob du es wahrhaben willst oder nicht! Du liebst mich, wir
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