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Werwolf-Hölle

Werwolf-Hölle

Titel: Werwolf-Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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taumelte die nächste Gestalt auf die Lichtung. Wieder erlebte ich eine Überraschung...
    ***
    Es war kein Wolf, der das Heulen ausgestoßen hatte, sondern ein Mensch. Aber er war dabei, sich in die Bestie zu verwandeln. Er folgte den alten Regeln des Fluchs, der einen Menschen zu einer blutgierigen Bestie machte.
    Das Mondlicht reichte wirklich aus, um ihn beobachten zu können. Den Mann hatte ich noch nie zuvor gesehen. Er hatte dunkles Haar und trug ebenfalls dunkle Kleidung. Während er stolpernd lief und auch als Mensch diese fürchterlichen Laute ausstieß, hatte er mit beiden Händen die Revers seiner Jacke umklammert, und ich wußte, daß er sie sich bald vom Körper reißen würde.
    Auf mich achtete er nicht. Er lief noch einige Schritte vor, blieb dann plötzlich stehen und wuchtete seinen Körper zurück. Er fiel nicht, fing sich wieder, legte den Kopf zurück und schaute gegen den Mond und gegen den Schatten.
    Er riß die beiden Hälften der Jacke auseinander. Drehte sich aus dem Kleidungsstück hervor. Schleuderte es weg. Seine Arme fuhren unkontrolliert durch die Luft, bis sie ein neues Ziel gefunden hatten. Es war die ebenfalls lederne und blank schimmernde Hose, die er sich vorn aufriß und den Reißverschluß nach unten zerrte.
    Es war ein Striptease der besonderen Art, der mich auch in seinen Bann zog, nur anders als der in einer Bar.
    Er schleuderte auch die halbhohen Stiefel weg, dann das letzte Shirt, und so stand er nur mit einer engen Unterhose bekleidet auf der Lichtung.
    Obwohl es lächerlich wirkte, war es dies nicht. Ich wußte auch nicht, ob ich mit der Person Mitleid haben oder sie verfluchen sollte. Der Mann war noch nicht zu einer Bestie geworden, doch er befand sich auf dem Weg dorthin.
    Beinahe hätte er seine Unterhose zerrissen, und schnell stieg er aus diesem letzten Kleidungsstück. Nackt und breitbeinig stand er auf der Lichtung, den Kopf in den Nacken gelegt, den Mond anbetend wie einen Götzen.
    Die Arme hatte er in Höhe der Schultern abgewinkelt und in die Höhe gestemmt. Seine Hände waren zu Fäusten geballt. Er zitterte, riß den Mund auf und gab wieder diese ungewöhnlichen Heultöne ab, als er auf die Knie fiel.
    Es war noch nicht das Heulen des Wolfes oder das des Werwolfes. Dieses hier hörte sich einfach anders an. Es glich mehr einem Schreien, einem Klagen. Er wußte noch nicht, ob er sich als Mensch oder als Werwolf sehen sollte. Der Trieb war da. Nur hatte er es nicht geschafft, voll durchzubrechen.
    Die Verwandlung des Menschen in einen Werwolf erlebte ich nicht zum erstenmal. Es war immer wieder faszinierend, dabei zuzuschauen. Hier wurde mir etwas Ursprüngliches präsentiert, das es schon seit unheimlich langen Zeiten gab und das erst später von den Menschen entdeckt wurde. Bevor es sie gab, da existierten bereits die Wölfe. Sie würden auch weiterhin überleben wie die Ratten.
    Er kniete. Er jammerte. Er heulte klagend den Mond an. Er stieß immer wieder die Arme in die Luft, als wollte er mit seinen Fäusten den Mond treffen.
    Den Mund hielt er weit offen. Es kümmerte ihn auch nicht, daß er in mir einen Zeugen hatte. Er war voll und ganz mit seiner Verwandlung beschäftigt. Der Keim steckte in ihm und wurde vom Mondlicht noch weiter verstärkt. Noch immer kniend schwang er vor und zurück. Der Kopf pendelte. Mal glotzte er nach unten, mal schleuderte er ihn zurück. Und die helle Haut des Körpers erhielt einen ersten Schatten. Vom Kopf bis zu den Füßen zog er sich hin.
    Ich wußte, daß es kein Schatten war. Es gehörte zur Verwandlung, die für den Mann auch weiterhin eine Quälerei war. Er rollte sich über den Boden der Lichtung. Er stieß die Hacken in die weiche Erde, als wollte er dort Halt finden. Sein Körper war jetzt von einem dünnen, dunklen Flaum bedeckt, der bei jeder Umdrehung des Mannes an Dichte zunahm.
    Die feinen Härchen vervielfältigten sich und wuchsen zu einem dichten, dunklen Fell zusammen. Ein dunkler Pelz wie ihn auch die Wölfe haben. Er kämpfte weiter. Die Kräfte, die ihn in ihren Klauen hielten, trieben ihn über den Boden hinweg, und er drehte sich stets um die eigene Achse.
    Manchmal blieb er auch auf dem Bauch liegen und klammerte sich mit den Händen im feuchten, weichen Boden fest. Aber die andere Kraft trieb ihn weiter, denn noch hatte er sich nicht völlig in die Bestie verwandelt.
    Seine Jaultöne nahmen an Lautstärke zu. Sie kamen mir auch klagender vor. Sie wehten über die Lichtung hinweg und verwandelten

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