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Werwolfkind (German Edition)

Werwolfkind (German Edition)

Titel: Werwolfkind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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von Benitos angeblichem Tod erhielt, war Don Fabiano nur mäßig erschüttert gewesen. Die Launen des Köters, wie er ihn nannte, hatten ihn sowieso schon genervt. Benito hatte ihn sogar ein-, zweimal blamiert, als er ihn vorführen wollte und das Biest einfach nicht erschien.
    Doch er hatte reagiert, als gerüchtweise von dem Wolfsgeheul im Castello hörte. Und als er Benitos Kassiber erhielt, entschloss er sich zu einem Befreiungsakt. Zumal es sich ja für ihn lohnen würde und er sich dachte, dass Benito seinen Halbbruder umbringen würde – er wusste vom Hass des Werwolfs auf seinen Halbbruder.
    Benito hatte dem Don davon erzählt, als er seine menschliche Gestalt gehabt hatte. Wenn Benito frei war, hatte Don Fabiano ihn wieder. Dann, hoffte er, würde er ihm besser gehorchen und untertan sein. Und wenn er seinen Halbbruder umbrachte, konnte sich Don Fabiano den Besitz und den Reichtum der Lampedusas unter den Nagel reißen.
    Das würde einiger Tricks und Schliche bedürfen. Benito brauchte man dazu auch. Doch Don Fabiano rechnete sich gute Erfolgsaussichten aus. Er drehte sich um.
    »Zeig mir deinen Hals«, sagte er in verändertem Ton zu Aldo.
    Der riss sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den Verband ab. Die Wunde brach wieder auf. Blut floss. Don Fabiano schaute ungerührt die Verletzung an.
    »Der hat dich ganz schön erwischt, Aldo. Doch die Kehle hat er dir nicht aufgerissen. – Glaubst du, du wirst selbst zu einem Werwolf werden?«
    Aldo zitterte. Er bekreuzigte sich. Wie viele Mafia-Mörder hatte er eine absurde Art von Frömmigkeit.
    »Das möge die Heilige Jungfrau verhindern! Das hoffe ich wirklich nicht.«
    »Wir werden es sehen. Halte dich zur Verfügung, Aldo. Vorm nächsten Vollmond kommst du hierher. Dann sperren wir dich ein und beobachten, wie du dich verhältst, Ragazzo. Dann wissen wir mehr. – Was dich betrifft, Dino, du bist hiermit zurückgestuft. Für einen halben Monat erhältst du keinen Sold. – Pass auf mit dem Taschentuch, dass du mir nicht meine schöne Terrasse mit Blut verkleckerst. – Jetzt verschwindet, ihr zwei. Geht mir aus den Augen. Man soll keine Jungs schicken, wenn Männerarbeit zu tun ist. – Geht, presto, presto! Lasst euch so schnell nicht mehr blicken.«
    Aldo und Dino zogen ab. Letzterer presste das blutige Taschentuch gegen die anschwellende Nase. Aldo drückte den Verband gegen die Wunde am Hals. Sie waren froh, aus Don Fabianos Nähe zu kommen.
    Der Don setzte sich zurück den Frühstückstisch. Er roch an der Nelke in seinem Knopfloch. Dann ließ er sich einen Latte Macciato bringen, trank genüsslich und schaute übers Meer. Er dachte nach.
    Ricardo di Lampedusa war also ein Werwolf, doch von anderer Art als sein Bruder. Der Mafia-Boss hatte den Gerüchten über den Marchese, dessen Bruder verbannt und verstoßen gewesen war, keinen Glauben schenken wollen. Ricardo war ihm zu weich erschienen, um ein Werwolf zu sein.
    Er hatte nie von grässlichen Bluttaten des Marchese in Werwolfgestalt gehört, die einer solchen Bestie anstanden. Das ist ein besonderer Werwolf, dachte der Don, mit Skrupeln. Sonst hätte er Dino und Aldo zerrissen. Doch Ricardos Drohung, wenn er – Don Fabiano – noch einmal eine Befreiungsaktion für Benito startete, nahm er durchaus ernst.
    Das ging jedoch auch anders. Don Fabianos messerscharfer krimineller Verstand brachte ihn bald auf eine Lösung. Warum sollte er seine eigenen Leute einsetzen und sich selbst Repressalien des Werwolfs aussetzen? Ricardo di Lampedusa hatte Frau und Kind. Auch wenn er ein Werwolf war, Don Fabiano ging davon aus, dass er an ihnen hing.
    Er würde für sie kämpfen, mit allen Mitteln. Don Fabiano wollte nicht, dass sich beim nächsten Vollmond ein Werwolf über die Brüstung von seiner Terrasse schwang. Oder auf andere Weise an ihn heranrückte.
    Die Arbeit, den Werwolf-Marchese aus dem Weg zu räumen, sollten andere für den Mafia-Don erledigen. Die Einwohner von San Clemente.
     
     
    4. Kapitel
     
     
    Professor Cascia war entsetzt, als er hörte, was Ricardo di Lampedusa ihm am Telefon berichtete. Der schwarzbärtige, mittelgroße und um die Gürtellinie herum füllige Endvierziger war Professor für Anthropologie, außerdem noch Historiker und Parapsychologe. Er hatte einen Lehrstuhl an der Universität von Turin inne und war außerdem noch Privatdozent und Gelehrter.
    Um seinen markanten Kahlkopf wuchs nur noch ein Haarkranz, der nahtlos in seinen kurzgestutzten Vollbart überging.
    »Das ist doch

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