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Werwolfkind (German Edition)

Werwolfkind (German Edition)

Titel: Werwolfkind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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seinem üppig gedeckten Frühstückstisch. Don Fabiano war Mitte Fünfzig. Er hatte eine Geiernase und schütteres, straff zurückgekämmtes Haar. Er war ziemlich groß und beleibt.
    Im wörtlichen Sinn war er ein Mann mit Bauch, also mit Einfluss. Ein Fingerschnippen von ihm konnte den Tod bedeuten. Er trug einen maßgeschneiderten hellen Anzug und hatte immer eine Nelke im Knopfloch. Sein rechtes Knie war zerschossen worden, als ihm vor Jahren die Killer einer feindlichen Mafia-Familie auflauerten.
    Seitdem hinkte er und gebrauchte einen Krückstock mit Silberknauf. Dieser sollte der Fama nach einen Stockdegen enthalten. Don Fabiano war sehr gerissen und kaltblütig. Sein Gesicht war zerfurcht. Er stützte sich auf die Silberkrücke und funkelte seine beiden Soldati an.
    »So, ihr habt also nicht geschafft, was ich euch auftrug, ihr Versager. Ein einzelner Mann hat euch in die Flucht geschlagen. Ihr habt Benito di Lampedusa nicht befreien können, obwohl ich euch genaue Anweisungen gab, ihr den Zugang zum Schloss hattet und bis an die Zähne bewaffnet wart.«
    »Das war kein Mann, der uns in die Flucht schlug«, verteidigte sich der stämmige Aldo. »Das ist eine Bestie, ein Werwolf gewesen.«
    »Und wozu hattest du deine Maschinenpistole mit Silberkugeln, mascalzone di cattivo succo – du Halunke von schlechtem Saft? Warum hast du ihn nicht mit einer Salve durchlöchert.«
    »Er war zu schnell.«
    »Zu schnell? Was, zu, schnell? Dir werde ich geben, zu schnell.« Don Fabiano sprang auf und prügelte mit seinem Krückstock auf Aldo ein. Der deckte sich nur mit den Armen, nahm die Prügel hin und wehrte sich nicht. »Er war zu schnell. Was bist du denn? Ein Kätzchen, ein kleiner Junge oder eine Schnecke am Wegrand? Dich soll ich als Vollstrecker gebrauchen? – Er ist zu schnell gewesen, ja, gibt es denn so etwas?«
    Der Don schaute den muskulösen, großen Dino an. Der hatte die Hose gewechselt. Er war rasch bei einem Bekannten vorbeigefahren. Mit verpinkelter Hose wollte er nicht vor seinen Don treten.
    »Und was hast du getan?«
    »I-i-ich ha-habe mit ihm gekämpft. Aber er… Der Marchese ist ein Ungeheuer, eine wilde Bestie von ungeheurer Kraft und Schnelligkeit. Ich konnte ihn nicht überwältigen.«
    »Er war also zu stark für dich? Vielleicht sollte ich dich in ein Mädcheninternat schicken, wo du Blumen flechten und Ringelreihen tanzen kannst. – Ich bin von Versagern umgeben.«
    Don Fabiano drehte sich um und wendete Dino den Rücken zu. Viel schneller, als man ihm zugetraut hätte, wirbelte er herum und schlug Dino den Stock quer durchs Gesicht. Er brach ihm die Nase.
    Blut strömte. Dino taumelte zurück. Die beiden Leibwächter legten ihre Luparas an. Wenn Dino jetzt die Hand gegen den Don erhoben hätte, würden sie ihn auf der Stelle erschossen haben.
    Doch er zeigte keine Anstalten dazu, sondern duckte sich unterwürfig.
    »Sie tun recht daran, mich zu züchtigen, Don Fabiano. Es tut mir sehr Leid, dass wir den Auftrag nicht ausführen konnten. Doch ich muss Sie dringend vor dem Marchese di Lampedusa warnen. Er drohte, er würde Sie heimsuchen, wenn Sie noch einen Befreiungsversuch für seinen Halbbruder unternähmen. Das traue ich ihm glatt zu.«
    Don Fabiano schaute übers Meer. Er sah Schiffe fahren. Auf der anderen Seite der Straße von Messina lag Sizilien, jetzt nicht erkennbar.
    Der Don dachte nach. Er hatte seine Wut abreagiert. Das konnte er sich erlauben. Aldo und Dino hatten ihm alles erzählt. Jede Einzelheit. Sie waren genaue Berichte gewöhnt. Don Fabiano fragte sich, ob er Benito di Lampedusa so dringend brauchte. Er war ihm ein gutes Werkzeug gewesen.
    Allerdings hatte der Werwolf auch seinen eigenen Kopf gehabt. Die Bestialität war aus ihm nicht herauszubringen gewesen. Don Fabiano hatte in Mafiakreisen verbreiten lassen, er hielte sich einen Werwolf, der ihm untertan sei, was nicht ganz stimmte.
    Benito war für ihn ein Statussymbol gewesen. Ein paar Mal hatte er ihn vorgeführt und sich mit fotografieren und filmen lassen. Andere hielten sich einen Pitbull, Mastino Neapolitano oder anderen Kampfhund. Ein Werwolf war aber eine ganz andere Kategorie und eine Klasse für sich.
    Den hatte nicht jeder. Ein Werwolf war der absolute Kick und das Größte. Allerdings schwer zu bändigen, nicht im Haus oder im Zwinger zu halten. Es war dem Don schwer gefallen, ihn an die Kandare zu nehmen und dazu bringen, dass er ihm zumindest im Groben und meistens gehorchte.
    Als er die Nachricht

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