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Werwolfkind (German Edition)

Werwolfkind (German Edition)

Titel: Werwolfkind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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nicht möglich!«, rief der Professor ins Telefon. »Ich fliege sofort nach Reggio und nehme mir von da einen Leihwagen.«
    »Tun Sie das besser nicht, Professore. Mieten Sie lieber ein Taxi, ich komme gern für die Kosten auf. Oder ich lasse Sie abholen, wenn Sie mir Ihre Ankunftszeit nennen.«
    Ricardo war einmal mit dem Professor im Auto gefahren, als dieser am Steuer saß. Daran dachte der Marchese mit Entsetzen zurück. Auch ein Werwolf hing an seinem Leben. Cascia gefiel sich mit einer rasanten Fahrweise unter Missachtung der Verkehrsregeln.
    Der Fiat, den er in Turin fuhr, war mit Beulen übersät. Die Polizei hatte mehrfach versucht, dem Professor den Führerschein zu entziehen. Doch dank guter Verbindungen und indem er Schmiergelder zahlte entging Cascia diesem.
    Er hatte jedoch noch nie, das musste man ihm gerechtigkeitshalber lassen, einen Personenschaden verursacht.
    »Der Werwolfkeim ist also wieder bei Ihnen ausgebrochen, questo è orribile, das ist ja entsetzlich. Das hätte ich nie für möglich gehalten. Ich dachte, das Ritual mit dem Silberdegen und der Jungfrau hätte funktioniert?«
    »Das tat es für 22 Monate. Danach hat sich die Lage leider wieder zugespitzt. Ich erwähnte es schon bei unseren früheren Telefonaten.«
    »Ja, ja, ja, aber ich dachte, das sei nur vorübergehend. Leider habe ich mich geirrt. Ich eile, ich fliege, ich komme sofort – stante pede, das heißt, sobald ich eine Vertretung für meine Vorlesungen an der Uni gefunden habe. Das sollte kein großes Problem sein. – Ich buche heute noch einen Flug. Ich fliege mit Alitalia, die haben das beste Essen.«
    Cascias Vorliebe für gutes Essen und Trinken war bekannt. Er verkniff sich die Frage, wie es im Castello Lampedusa derzeit mit Küche und Keller bestellt war.
    »Ihr Halb… Benito befindet sich immer noch in den Gewölben?«
    »Ja. Und seine Gefährtin ist schwanger. Trächtig, wie er es nennt. Bald werden wir kleine Werwölfchen haben. Was unser Kind betrifft, Marco… darüber reden wir, wenn Sie da sind.«
    »Er wird doch nicht auch etwa den lykanthropischen Keim in sich haben, der zum Ausbruch kommt?«, fragte Cascia entsetzt. Dann fiel ihm ein, dass er telefonierte, und dass Telefone durchaus abgehört werden könnten. Es gab zwar keinen besonderen Grund, was ihn betraf, für eine derartige Überwachung, aber sicher war sicher. »Das ist eine vertrackte Situation. – Teufel, Teufel, wie konnte das nur passieren?«
    Ricardo gab Francesca das Telefon. Sie flehte den Professor an, schleunigst zu kommen.
    »Sie sind unsere letzte Hoffnung, mein lieber Cascia.«
    »Stets zu Diensten, bella marchesa. Ich bin schon unterwegs. Ich teile die Ankunftszeit mit.«
    Professor Cascia rief sofort beim Flughafen Citta de Torino an. Es gelang ihm, einen freien Platz zu ergattern. Kurz darauf sah man den fülligen Professor in aller Eile seine Villa im besten Viertel der norditalienischen Stadt verlassen. Er stieg in das wartende Taxi. Seine Haushälterin hatte für ihn gepackt und war heilfroh, als sie ihn aus dem Haus hatte.
    Der Professor verstand es, ganze Völkerstämme in Panik zu versetzen, wenn er Stress machte.
    »Reisen Sie mit Gott, Professore«, rief ihm die Haushälterin hinterher. Und leise, dass er es nicht hörte, fügte sie hinzu: »Und bleiben Sie lange fort.«
    Der Taxifahrer hatte Professor Cascia geholfen, zwei schwere Koffer und eine Reisetasche zum Auto zu tragen und zu verstauen. Der Professor trug die leichte Tasche, sein Handgepäck. Er war der Meinung, man sollte der arbeitenden Bevölkerung ihre Arbeit lassen. Er bezeichnete sich als einen überzeugten Kommunisten, doch sei dieser auf dieser Welt nicht machbar.
    Jetzt war er ein führendes Mitglied des vormaligen linken Flügels der KPI, der Partito della Rifondazione Comunista
    (frei übersetzt: Partei der kommunistischen Wiederbegründung) und kandidierte für einen Sitz im Parlament.
    Er war eine vielschichtige Persönlichkeit. Bei seinen okkulten und parapsychologischen Forschungen hatte er viel mit Glaubensdingen und Thesen zu tun. Die katholische Kirche sah er sehr tolerant. Für die Dämonenaustreibung könne man ihre Rituale und Intarsien sehr gut gebrauchen. Lenin hatte auf dem Gebiet leider nichts erfunden, sondern Gott und den Teufel und sämtliche Dämonen und Geister schlichtweg geleugnet.
    Mit Karl Marx »Kapital« ließ sich der Teufel ebenfalls nicht austreiben. Eine Fachdissertation des Professors befasste sich mit der Frage, ob in der

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