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Werwolfkind (German Edition)

Werwolfkind (German Edition)

Titel: Werwolfkind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
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Hölle, wie sie geschildert wurde, im Gegensatz zu sämtlichen anderen Thesen ein kommunistisches System herrschen würde. Cascia war jedoch keinesfalls ein Spinner, sondern eine sehr angesehene Persönlichkeit und ein Wissenschaftler von Rang.
    Nur hatte er seine Marotten und war teils skurril.
    Um 18.30 Uhr, nach 4 Stunden 10 Minuten Flugzeit, mit einem Zwischenstopp in Rom landete der Professor auf dem Aeroporto Reggio Calabria. Der Fahrer des Marchese Lampedusa erwartete ihn am Ausgang des Flugsteigs. Ricarco di Lampedusa engagierte, wenn er nicht selber fuhr, jeweils einen Mann aus Caulonia.
    Der fuhr den Gepäckkarren mit den Koffern des Professors zu seiner im Wartebereich haltenden Limousine. Er ächzte, als er die Koffer einlud.
    »Was haben Sie denn da drin, Professore?«
    »Bücher, mein guter Mann, Bücher.«
    »Da haben Sie wohl Ihre halbe Bibliothek mitgenommen.«
    Man fuhr los, die 122 Kilometer waren schnell gefahren. Noch bei Tageslicht sah Professor Cascia die vier runden Ecktürme des düsteren Castellos am Berg aufragen. Der Fahrer fuhr in den Schlosshof, lud die Koffer aus, erhielt vom Professor ein erfreuliches Trinkgeld. Dann kam die alte Filomena aus dem Gebäude gehumpelt. Sie war bucklig und krumm. Sie war seinerzeit Marchese Ricardos Kindermädchen gewesen und kannte sein Geheimnis. Sie gab dm Fahrer seine mit dem Marchese vereinbarte Bezahlung in bar.
    Der Fahrer wollte gleich wieder weg, er hatte es sehr eilig.
    Professor Cascia ließ ihn jedoch die Koffer ins Haus schleppen.
    »Warum wollen Sie denn so dringend fort von hier?«, fragte er.
    Der Fahrer erzählte ihm etwas von seiner kranken Frau und dringenden Besorgungen zu Hause. In Wirklichkeit wollte er sich nicht länger als notwendig im Castello aufhalten, weil es verrufen war und er sich fürchtete. Gerade in der letzten Zeit kursierten wieder Gerüchte von nächtlichem dumpfem Wolfsgeheul in der Gegend.
    Doch hatte niemand mehr seit den Vorfällen vor zwei Jahren einen leibhaftigen Wolf in der Gegend gesehen. Die abergläubischen Dorfbewohner von San Clemente und andere in der Gegend tuschelten gern. Dem Werwolf-Marchese trauten sie nicht, er war in der Gegend mit seinem Reichtum und da er abgeschieden von den Einheimischen lebte die Sensation.
    Die alten Frauen munkelten, er hätte den bösen Blick. Wenn sie ihn von weitem erblickten oder auch nur eins seiner Autos sahen, bekreuzigten sie sich und machten das Zeichen gegen den bösen Blick.
    Cascia eilte ins Schloss – der Fahrer fuhr schon wieder vom Hof. Francesca eilte dem Professor entgegen, das Kind auf dem Arm, und umarmte ihn.
    »Wir haben Sie sehnlich erwartet, Professore. Herzlich willkommen im Castello Lampedusa.«
    Cascia schaute sich in der Halle um. Es war eine schöne Eingangshalle mit einem Bodenmosaik. Die kühlen weißen Wände wiesen Säulen und Nischen auf. Eine breite Treppe führte hoch in die zwei oberen Geschosse. Der Geist war erhalten geblieben, er sprach von Schönheit und Stil. Zugleich auch von einer düsteren Trauer.
    Francesca hatte einiges geändert und verändert. Die Aura der Nostalgie und des Verfalls, die sie bei ihrem Einzug ins Castello vorfand, hatte sie jedoch nicht völlig beseitigen können. Obwohl der Schlossgarten mittlerweile gepflegt war, die Fenster auch der nicht genutzten Räume geputzt.
    Professor Cascia sah das Wappenschild der Lampedusas groß an der Frontseite der Halle. In Latein stand da: Nullus credas, nullum timorem. - Traue niemand, fürchte niemand. – Das Wappentier des Geschlechts, ein schwarzer Wolf auf grünem und goldenem Grund, war darüber eingemeißelt. Seine Farben wirkten verblasst – Francesca hatte sie nicht restaurieren lassen.
    Am liebsten hätte sie den Wolf ganz herausmeißeln lassen. Doch hier sträubte sich ihr Gatte, während er sie sonst gern gewähren ließ.
    »Es ist das Wappen der Lampedusas«, hatte Ricardo gesagt. »Ich kann unsere Tradition nicht verraten.«
    »Die Tradition von Werwölfen?«
    »Wir sind nicht immer Werwölfe gewesen. Die Lampedusas haben eine lange und ruhmreiche Geschichte. Du kannst uns nicht nach dem beurteilen, was in den letzten fünf Generationen geschah. Und selbst da sträubten wir uns, blutige Bestien zu sein. Mein Großvater hat gegen den Faschismus gekämpft. Er ist ein Patriot und Widerstandskämpfer gewesen. In Schloss Lampedusa befand sich damals ein illegales Waffenlager. Großvater Lorenzo gewährte Widerstandskämpfern Zuflucht. – Er ist dann verhaftet und

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