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Wesen der Nacht

Wesen der Nacht

Titel: Wesen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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das Tosen des Wasserfalls hinweg überhaupt hörte. Ich konnte ihn wohl kaum dafür verurteilen, dass er sein Leben retten wollte. »D u–«
    Bevor ich den Satz beenden konnte, wurde ich zur Seite gestoßen und Cale zurückgeschleudert. Wie aus dem Nichts stand plötzlich Derek zwischen Cale und mir. Er hatte dem Geistwandler einen Fausthieb verpasst, der ihn zurücktaumeln ließ, und setzte sofort nach. Ein weiterer Schlag ließ Cale nach hinten über den Rand der Kiste zurück in sein Gefängnis stürzen. Sofort packte Derek den Deckel, schlug noch einmal zu, als sich Cale aufzurappeln versuchte, und setzte den Deckel auf die Box. Sobald der letzte Riegel geschlossen war, packte er mich beim Arm und zerrte mich aus der Höhle.
    »W as soll das, Derek?«, fuhr ich ihn an, als er mich vom Wasserfall fortzog. »B ist du verrückt?«
    Er wirbelte zu mir herum. »I ch nicht. Aber du musst übergeschnappt sein!« Er deutete in Richtung der Höhle, in der wir Cale in seinem Gefängnis zurückgelassen hatten. »D as da drin ist ein Dämon, Serena! Er hätte dich töten können!« So wie ein Dämon seine Mutter getötet hatte. Er sagte es nicht, aber ich sah ihm an, dass er es dachte. »W ie konntest du so unglaublich leichtsinnig sein?«
    »E r wäre gestorben, wenn ich es nicht getan hätte.«
    Derek holte Luft. Ruhiger sagte er: »J etzt ist sein Herzstein wieder ein Stück weit aufgeladen. Ich werde dafür sorgen, dass er noch heute ausgeliefert wird. Dann wird er auch überleben.«
    »D as kannst du nicht machen!«
    »D u vergisst, dass er ein Dämon ist– und ich ein Jäger.«
    »A ber…«
    »K reaturen wie diese haben nichts in unserer Welt zu suchen. Sie dürfen nicht hier sein!«
    Dagegen gab es keine Argumente. Das waren die Regeln, und nach allem, was Gus mir über die Kriege erzählt hatte, die nach der Entstehung der Tore stattgefunden hatten, hatten sie zweifelsohne ihren Sinn. Hatte ich nicht ursprünglich selbst vorgehabt, dafür zu sorgen, dass Dad Cale ins Jenseits überstellte, damit er nicht länger in dieser Kiste festsaß? Aber dann hatte ich Cale immer besser kennengelernt, und jetzt wollte ich nicht mehr, dass er ging. »V ielleicht kann er uns helfen, Dad und Trick zu finden«, gab ich zu bedenken. »S ein Wissen über das Jenseits könnte nützlich sein.«
    Dereks Miene verdüsterte sich. Es war ihm anzusehen, wie sehr sein Verantwortungsgefühl gegen den Wunsch ankämpfte, mir zu helfen. Schließlich seufzte er. »A lso gut. Aber er wird nicht frei herumlaufen. Wir sperren ihn in die Zelle bei euch im Keller, er kommt nur heraus, wenn ich dabei bin. Und sobald wir deinen Dad gefunden haben, wird er ausgeliefert.«
    »E inverstanden.«
    Er sah mir fest in die Augen. »D u wirst dich daran halten und nicht versuchen, ihn zu befreien?«
    Das würde ich. So sehr ich mich zu Cale hingezogen fühlte, wusste ich doch genau, dass er kein Teil dieser Welt war. Obendrein hatte er mich belogen, erinnerte mich meine Vernunft. Aber nur, um sein Leben zu retten, hielt mein Herz dagegen. »I ch akzeptiere deine Regeln.«
    »W arte hier.«
    Er kehrte in die Höhle zurück. Als er wieder herauskam, führte er Cale am Arm neben sich her. Sein Griff war fest und ließ keinen Zweifel daran, wie ernst es ihm war. Die silbernen Handschellen, die er Cale angelegt hatte, würden jeden Fluchtversuch zusätzlich erschweren. Mit grimmiger Miene führte Derek ihn zu seinem Wagen, der am Ende des Feldwegs parkte. Statt ihn auf den Rücksitz zu verfrachten, öffnete er die Kofferraumklappe und gab seinem Gefangenen einen Wink, hineinzusteigen. Einen Moment hielt Cale inne. Sein Blick wanderte zu mir. Danke, vernahm ich seine Stimme in meinen Kopf. Dann stieg er in den Kofferraum und Derek schlug den Deckel zu.

28
    »W oher wusstest du, dass ich am Tor sein würde?«, fragte ich, als Derek den Wagen vor dem Cottage zum Halten brachte und den Motor abstellte.
    »I ch hatte keine Ahnung. Ich wollte mich bei der Höhle umsehen und mir überlegen, wie wir die Kiste aus der Reichweite der Tormagie schaffen können, ohne dass das Jenseitswesen etwas davon bemerkt, wenn ich es rufe, um das Tor für uns sichtbar zu machen.« Er löste seinen Sicherheitsgurt, statt jedoch auszusteigen, griff er nach meiner Hand. »I ch will dich doch nur beschützen, Serena. Ich hoffe, du verstehst das.«
    »D as tue ich.« Während der Fahrt hatte ich ihm erzählen müssen, wie es mir überhaupt gelungen war, Cale zu finden. Als er von dem Schatten

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