Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wesen der Nacht

Wesen der Nacht

Titel: Wesen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
Vom Netzwerk:
Zugluft.
    Prinzessin?
    »I ch bin hier.« Nachdem der hallende Keller hinter mir lag, wagte ich wieder, laut zu sprechen.
    Was ist passiert?
    Gute Frage. »I ch bin mir nicht sicher. Kannst du spüren, ob ich jetzt allein bin?«
    Eine Weile blieb es still. Dann: Da ist niemand außer dir.
    Ich atmete auf. »W as genau hast du gespürt?«
    Eine andere Präsenz.
    »G eht das auch etwas genauer?«
    Leider nicht. Ich weiß nur, dass es kein Mensch war.
    Das war eine Information, die ich lieber nicht gehabt hätte, doch noch im selben Moment, in dem Cale es aussprach, wusste ich, dass er die Wahrheit sagte. Die Wärme des Anhängers unter meinem T-Shirt bestätigte seine Worte.

21
    Es gab so vieles, worüber ich mit Cale sprechen wollte, doch erst einmal brauchte ich ein paar Minuten für mich. Ein wenig Zeit, um mich wieder zu beruhigen. Zu wissen, dass er nur einen Gedanken entfernt war, tröstete mich und nahm mir zumindest ein wenig die Angst. Wenn wirklich jemand im Haus war, konnte auch er mir nicht helfen. Nicht, solange er in dieser Kiste gefangen war.
    Ich kontrollierte noch einmal den Riegel vor der Kellertür und drehte dann eine Runde durch das Haus, um mich zu vergewissern, dass alle Fenster und Türen abgeschlossen waren. Dann holte ich den Elektroschocker und steckte ihn in die Tasche meiner Jeans.
    Eine Weile stand ich unschlüssig in Dads Arbeitszimmer und drehte den flachen Stein in meiner Hand hin und her. Er fühlte sich noch immer warm an, was bedeutete, dass das Ding im Keller noch da war. Ob ich spüren würde, wenn es näher kam? Ich versuchte, mich zu erinnern, ob der Stein im Keller wärmer gewesen war, konnte es aber beim besten Willen nicht sagen. Da unten hatte ich ja nicht einmal gemerkt, dass der Stein überhaupt warm geworden war. Ohne den Stein wäre mir die Nähe des Jenseitswesens sicher sofort aufgefallen. Versuchsweise zog ich das Lederband über meinen Kopf und legte es auf den Schreibtisch. Die Übelkeit war nicht so schlimm wie letztes Mal, eher ein leises Unwohlsein, aber doch deutlich genug.
    Ich griff nach der Kette. Sobald ich sie berührte, verschwand das mulmige Gefühl. Den Stein in der Hand, kehrte ich in die Küche zurück. Einmal kurz Luft geholt, dann legte ich die Kette auf der Kommode vor der Kellertür ab. Die Übelkeit schlug wie eine Welle über mir zusammen. Mein Magen verkrampfte sich und ich hatte das Gefühl, mich übergeben zu müssen, wenn ich mich der Tür noch einen Schritt näherte. Hastig griff ich nach dem Stein und hängte ihn mir wieder um den Hals.
    Ich machte noch drei weitere Rundgänge durchs Haus, um die Fenster und Türen zu überprüfen, und jedes Mal wenn ich an der Kellertür vorbeikam, glaubte ich, von unten Geräusche zu hören. Einmal klang es sogar wie Gesang. Das Grölen eines Betrunkenen, der zur Sperrstunde ein Pub verließ.
    Es war nach Mitternacht, bis ich mich endlich so weit beruhigt hatte, dass ich ins Bett gehen konnte. Ich spielte kurz mit dem Gedanken, die Gläser noch rasch abzuspülen, verschob es dann aber auf den nächsten Tag. Tatsächlich konnte ich kaum mehr die Augen offen halten. Ich brachte die Reisetasche in mein altes Zimmer, verstaute das Nötigste im Schrank und machte mich mit meinem Kulturbeutel unter dem Arm auf den Weg ins Bad.
    Während ich mir die Zähne putzte, betrachtete ich im Spiegel die dunklen Ringe unter meinen Augen, die nichts mit meinem dunklen Make-up zu tun hatten, das ich längst entfernt hatte. Es war ein anstrengender Tag gewesen und ich wusste nicht, was mir mehr zu schaffen machte: das Wesen im Keller oder die Tatsache, dass ich bisher keinen Hinweis auf Dad und Trick gefunden hatte. Ein Teil von mir hatte gehofft, dass ich sie bei meiner Ankunft im Cottage antreffen oder wenigstens eine Nachricht finden würde, wo sie steckten. Aber jetzt war ich genauso schlau wie vorher. Dass weder Derek noch sein Vater wussten, wo die beiden abgeblieben waren, trug nicht gerade dazu bei, mich zu beruhigen.
    Ich beugte mich über das Waschbecken, um die Zahnpasta auszuspucken. Als ich mich wieder aufrichtete, erblickte ich die Gestalt eines Jungen hinter meinem eigenen Spiegelbild.
    Mit rasendem Herzen fuhr ich herum und stand ihm gegenüber. Der Eindringling bewegte die Lippen, ohne dass ich etwas hörte. Seine Gestalt flimmerte wie ein schlecht eingestelltes Fernsehbild und wurde dann durchsichtig. Meine Hand griff zum Elektroschocker in meiner Jeans. »W er bist du?« Ich gab mir alle Mühe,

Weitere Kostenlose Bücher