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Wesen der Nacht

Wesen der Nacht

Titel: Wesen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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eine Ahnung hast, wo mein Dad und Trick stecken könnten. Du hast gesagt, du müsstest ins Jenseits, um mehr herauszufinden. Was war das für eine Ahnung?«
    Ihm war anzusehen, dass er mit sich rang.
    »W as ist?«, bohrte ich nach.
    »E s ist… ich kann es dir nicht sagen.«
    »W as?! Das ist nicht dein Ernst! Cale, bitte. Ich muss wissen, wie schlimm es ist.«
    Er hob beschwichtigend die Hände. »B eruhige dich. Deinem Dad geht es sicher gut. Wirklich. Es ist nur so, dass ich durch meinen Aufenthalt in dieser Welt schon genug in Schwierigkeiten stecke. Wenn ich dir nun Dinge erzähle, die du womöglich gar nicht wissen darfst…«
    »… würde das deine Strafe verschlimmern.«
    Er nickte. »W enn ich recht habe mit meiner Vermutung, ist es nichts Gefährliches. Die beiden brauchen wahrscheinlich nur ein wenig Hilfe, um wieder in diese Welt zurückkehren zu können.«
    Seine Worte sollten mich beruhigen, ein wenig taten sie das auch. Aber das reichte mir nicht. »K annst du nicht wenigstens ein bisschen mehr erzählen?«
    »S erena, glaub mir, wenn ich könnte, würde ich reden. Aber du willst nicht wissen, was mich erwartet, wenn ich…« Die Qual in seinen Augen ließ mich verstummen. Ich musste einen anderen Weg finden.
    »I ch werde dich befreien und du findest die beiden.« Doch es gab noch etwas, was mir auf der Seele lag und wobei er mir helfen konnte.
    »D ieses Wesen im Keller. Weißt du, was es ist?« Ob es gefährlich ist?
    Cale schüttelte den Kopf.
    »K annst du es herausfinden?«
    »D as würde ich gern, aber ich kann nicht einfach in den Keller marschieren und mir die Kreatur ansehen. Das Dumme an diesem Zustand ist«, er deutete mit der Hand an sich herab, »d ass ich nur dort erscheinen kann, wo auch ein Geist ist, zu dem ich Kontakt aufnehmen kann. Nachdem du die Einzige bist, bei der mir das gelingt…«
    »M üsste ich in den Keller gehen, damit du dir das Ding da unten ansehen kannst.«
    »I ch schätze, das möchtest du lieber nicht.«
    »N ein.«
    Er stand auf. Seine Erscheinung flimmerte, und durch ihn hindurch konnte ich das Bett und die Wand sehen. »S oweit ich es beurteilen kann, bist du nicht in Gefahr. Lass die Kellertür verriegelt, dann wird dir nichts passieren.«
    Nicht ganz das, was ich hören wollte, aber immerhin halbwegs beruhigend. Jetzt stand auch ich auf. »D u wirst durchsichtig.«
    »M ich zu zeigen, kostet mich ebenso Energie, wie mit dir zu reden. Es ist leichter geworden, seit du nicht mehr so weit entfernt bist, aber ich fürchte, meine Reserve für heute geht zur Neige.« Cale machte einen Schritt auf mich zu und blieb dicht vor mir stehen. Lächelnd hob er die Hand. Wie ein kühler Hauch glitten seine Finger über meine Wange und ließen meine Haut kribbeln. Ich konnte seine Berührung nicht wirklich spüren, doch der bloße Gedanke daran, reichte aus, um kleine Stromstöße durch mein Innerstes zu jagen. Er sah mir lange in die Augen, das Lächeln unverändert auf seinen Lippen, voller Wärme. »I ch wette, du warst damals genauso schön wie heute.«
    Schön? Ich schielte in den Standspiegel zu meiner Rechten, erhaschte einen Blick auf mein rabenschwarzes Haar und die hellen blauen Augen, die ohne die gewohnte Schminke farblos wirkten. Ich mochte cool sein. Vielleicht auch hübsch. Aber schön? So hatte mich noch nie jemand bezeichnet. Das war irgendwie altmodisch… und rührend.
    Ehe ich antworten konnte, nicht, dass ich gewusst hätte, was ich darauf erwidern sollte, löste sich Cales Abbild vor mir auf. » Cale?«
    Ich bin noch da.
    »I ch kann dich nicht mehr sehen.«
    Meine Energie reicht nicht mehr aus. Aber ich bin noch hier.
    Seltsamerweise konnte ich damit besser umgehen als mit seiner flackernden Erscheinung. Ich ließ mich aufs Bett fallen und kroch unter die Decke. »I ch bin froh, dass du hier bist.«
    Ich würde sagen, dasselbe gilt auch für mich.

22
    Am nächsten Tag weckte mich das Kreischen der Möwen. Es war fast Mittag und trotzdem hatte ich nicht länger als sechs Stunden geschlafen. Zu wenig, meinen schweren Augenlidern nach zu schließen. Überhaupt konnte ich mich nur mühsam ins Bad schleppen und unter die Dusche stellen. Zu allem Überfluss war das Wasser kalt. Ich hatte vergessen, den Boiler anzustellen. Was dafür sorgte, dass meine Dusche entgegen meiner sonstigen Gewohnheiten reichlich kurz ausfiel.
    Trotz meiner Müdigkeit und des unsanften Starts in den Tag hätte ich die wachen Stunden um nichts in der Welt missen wollen. Nachdem

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