Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wesen der Nacht

Wesen der Nacht

Titel: Wesen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
Vom Netzwerk:
Haus sprang ich ab und lehnte das Rad an die Wand. Ich riss die Gepäcktaschen herunter, kramte schon auf dem Weg zur Tür in meiner Hosentasche nach dem Schlüssel, sperrte auf und stürzte ins Haus. Kaum war ich drin, warf ich die Tür hinter mir ins Schloss und legte den Riegel vor.

23
    In der Küche ließ ich die Taschen auf den Tisch fallen und lief zum Fenster, um nach draußen zu schauen. Dummerweise konnte ich von hier aus die Straße nicht sehen, sie lag genau hinter dem mit gelb blühenden Ginster überwucherten Erdhügel. Immer wieder stellte ich mich auf die Zehenspitzen, in der Hoffnung, womöglich doch etwas erkennen zu können.
    Zu meiner Erleichterung wurde meine Geduld nicht lange auf die Probe gestellt. Es waren vielleicht drei oder vier Minuten vergangen, seit ich das Haus betreten hatte, als Derek auf den Hof fuhr. Er stoppte den Toyota vor dem Haus und stieg aus, das Gesicht voller Blut.
    »O h mein Gott!«
    Prinzessin?
    »D erek. Er ist verletzt.«
    Was ist mit dem anderen?
    »I ch weiß nicht. Warte…« Ein Motor sprang an. »E s hört sich an, als würde er wegfahren.«
    Gut. Nie zuvor hatte sich ein einzelnes Wort derart grimmig angehört.
    »I ch muss zu Derek.«
    Sicher.
    Bevor ich noch etwas erwidern konnte, spürte ich bereits, dass Cale nicht mehr da war.
    Ich stürzte zur Tür und riss sie im selben Augenblick auf, in dem Derek nach der Klinke griff. »W ie schlimm ist es? Soll ich einen Arzt rufen? Musst du dich hinlegen? Brauchst du Schmerzmittel? Das muss doch sicher genäht–«
    »W ow, langsam, langsam.« Derek drehte mich herum und schob mich vor sich in die Küche. »I ch bin okay. Das ist nur eine Platzwunde, die sehen immer schlimmer aus, als sie sind. Es tut nicht mal weh.«
    »D as liegt am Schock, der lässt dich keine Schmerzen spüren und…« Ich verstummte, als ich sein Grinsen sah. Ein Grinsen, das unter dem Blut ziemlich schräg aussah. Das war mir eindeutig ein bisschen zu viel Blut. Aber ich riss mich zusammen. »D u kennst dich damit aus, oder? Deine Arbeit… so etwas passiert dir öfter.«
    Sein Grinsen verwandelte sich in ein richtiges Lachen. Allmählich beruhigte ich mich. Natürlich. Er war Jäger. Er kämpfte gegen Dämonen und andere Jenseitswesen. Da konnte ihn der Angriff eines Menschen wohl nicht so leicht aus den Schuhen hauen.
    »I ch würde mich trotzdem über ein Pflaster freuen«, sagte er.
    »S icher.« Ich fuhr herum, um den Verbandskasten zu holen, als mir bewusst wurde, dass ich nicht die leiseste Ahnung hatte, wo ich einen finden würde.
    »I m Schrank unter der Spüle.« Auf meinen fragenden Blick fügte er hinzu: »T rick hat mich schon das eine oder andere Mal wieder zusammengeflickt.«
    Ich fand den Verbandskasten, legte ihn auf den Küchentisch und schob Derek zu einem der Stühle. Eine Schüssel Wasser und ein sauberes Tuch waren schnell gefunden, sodass ich mich daran machte, ihm erst einmal das Blut aus dem Gesicht zu wischen.
    »W as ist passiert? Was hat der Kerl gemacht?« Als ich merkte, dass ich schon wieder im Begriff war, ihn mit Fragen zu überschütten, ohne auch nur eine einzige Antwort abzuwarten, klappte ich den Mund zu und tauchte das Tuch erneut ins Wasser, das sich langsam rosa färbte. Derek hatte recht: Durch das Blut sah alles viel schlimmer aus, als es tatsächlich war. Was darunter zum Vorschein kam, war ein kleiner Riss an seiner Schläfe, für den die Klammerpflaster ausreichen würden, die ich im Verbandskasten gesehen hatte. Sobald sein Gesicht sauber war, widmete ich mich der Wunde. Als ich sie vorsichtig abtupfte, zuckte Derek zusammen. Ich legte ihm die freie Hand auf die Schulter, um ihn zu beruhigen, und er schloss seine Finger um meine. Einen Moment stand ich still da und war mir seiner Berührung ebenso bewusst wie seines Blickes, der auf mir ruhte.
    »D u brauchst keine Angst mehr zu haben«, sagte er ruhig. »D ieser Vogel wird dich nicht mehr belästigen.«
    »W oher willst du das wissen?«
    Ein selbstzufriedener Ausdruck legte sich über seine Züge. »I ch hätte ihm einfach ausweichen können, als er zuschlug, aber ich habe es bewusst nicht getan. Sobald mich seine Faust traf, taumelte ich, tat, als würde ich stolpern und fing mich an ihm ab. Dabei habe ich ihm ein sehr praktisches kleines Teil in den Nacken gepresst, kaum größer als eine Mücke. Dieses Ding wird verhindern, dass er noch einmal in deine Nähe kommt.«
    Ich verstand nur Bahnhof, und seinem Lachen nach zu urteilen, war mir das

Weitere Kostenlose Bücher