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Wesen der Nacht

Wesen der Nacht

Titel: Wesen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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wohl auch anzusehen. »E s ist ein magisches Ding, das ihm unter die Haut kriecht. Sollte er sich dir auf weniger als zehn Meter nähern, geschehen zwei Dinge: Zum einen werde ich alarmiert, ein kleiner Summton in meinem Ohr, frag mich nicht, wie das genau funktioniert. Und zum anderen setzt ihn dieses magische Spielzeug außer Gefecht.«
    »W ie kann so ein magisches Was-auch-immer erkennen, wann er in meine Nähe kommt und wann es ihn außer Gefecht setzen muss?«
    Derek zuckte die Schultern. »I ch bin kein Zauberer, aber ich habe schon einmal mit so einem Ding gearbeitet und weiß, dass es funktioniert. Ein in Gedanken gegebener Befehl reicht aus, um es auf jemanden, in diesem Fall auf dich, zu prägen.«
    Das klang reichlich schwammig. Andererseits hatte ich nicht die geringste Vorstellung, wie Magie funktionierte. Deshalb beschloss ich, einfach daran zu glauben. Andernfalls blieb mir nur die Alternative, mich rund um die Uhr davor zu fürchten, dass der Kerl noch einmal auftauchen könnte.
    »W as wollte er?«
    »D as hat er mir nicht gesagt. Ich habe ihn aus seinem Wagen gezogen, ihn gegen die Motorhaube gestoßen und gefragt, warum er dich verfolgt. Aber er hat nicht geantwortet. Er wollte nur an mir vorbei, und als ich ihm den Weg vertreten habe, hat er zugeschlagen. Das war der Moment, in dem mir klar wurde, dass ich ihn nicht mit bloßen Worten daran hindern konnte, dir weiterhin zu folgen.«
    »D anke, Derek.«
    »J ederzeit wieder.«
    Er hielt noch immer meine Hand und sah mir direkt in die Augen. Sein Gesicht näherte sich dem meinen. Verwirrt fragte ich mich, ob er vorhatte, mich zu küssen. Und wenn, würde ich es zulassen? Würde ich mich von ihm küssen lassen? Während ich noch darüber nachdachte, kamen seine Lippen immer näher.
    Hinter mir fiel die Haustür krachend ins Schloss.
    Ich fuhr so heftig zusammen, dass mir das Tuch entglitt. Schnell hob ich es wieder auf. Mein Gesicht fühlte sich heiß an und meine Finger zitterten leicht, als ich meine Arbeit fortsetzte.
    Derek lachte leise. »N ächstes Mal sollten wir uns lieber vergewissern, dass die Tür auch richtig zu ist. Oder dass es wenigstens nicht zieht.«
    Nächstes Mal. Hieß das, er wollte es wieder versuchen? Ich brachte etwas zustande, das vermutlich als verwirrtes Lächeln durchgehen konnte, warf das Tuch in die Schüssel und desinfizierte den Schnitt, bevor ich ihn mit zwei Klammerpflastern verschloss. Kaum war ich fertig, stand Derek auf. Er war so groß und so nah vor mir, dass ich den Kopf in den Nacken legen musste, um ihm ins Gesicht sehen zu können. Bestimmt würde er gleich noch einmal versuchen, mich zu küssen.
    »D anke«, sagte er stattdessen, griff nach der Schüssel und dem Lappen und ging zur Spüle, um beides auszuwaschen. Sobald er fertig war, stellte er die Schüssel zur Seite und breitete den Lappen zum Trocknen auf dem Fensterbrett aus. »I ch fahre nach Kyle, um mich ein wenig umzuhören. Vielleicht finde ich ja raus, wer der Kerl war und was er von dir wollte.«
    »H ast du ein Tattoo an ihm gesehen? Eine Weltkugel?« Im Supermarkt war mir nichts aufgefallen, aber das musste ja noch lange nichts heißen. Vielleicht trug er sein Zeichen an einer anderen Stelle. Andererseits, hatte Gus nicht gesagt, dass nur die wenigsten das Tattoo trugen?
    »I ch glaube nicht, dass er zu den Hütern der alten Welt gehört. Sonst wäre er dir nicht nur gefolgt, oder?«
    Seine Worte ließen eine Gänsehaut auf meinen nackten Armen sprießen. Sofort sah ich wieder die Bilder von dem Überfall zu Hause in London vor mir.
    »M ach dir keine Sorgen. Er wird hier nicht noch einmal auftauchen, und falls sonst etwas ist, ruf mich sofort an. Ansonsten komme ich morgen wieder vorbei.«
    Ich begleitete ihn zu seinem Wagen. Zum ersten Mal kam mir der Gedanke, dass die oberflächliche Verletzung nicht der einzige Schaden sein könnte, den er davongetragen hatte. »K annst du fahren?«
    »I ch sehe nicht doppelt, mir ist nicht schwindlig und ich werde nicht besser oder schlechter fahren als sonst.« Zum Abschied drückte er noch einmal meine Hand, dann stieg er in den Toyota und fuhr davon.
    Die Sonne war hinter einer dichten Wolkendecke verschwunden und am Horizont kündeten vereinzelte Blitze von einem aufziehenden Gewitter. Erste Regentropfen trafen mein Gesicht, noch während ich Derek hinterhersah. Der Regen hätte mich nicht weiter gestört und ganz sicher nicht von der Suche nach Cale abgehalten. Blitze waren etwas anderes. Solange es

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