Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi
für Mord und Tötungsdelikte zuständig, sondern auch für sonstige Todesermittlungen und Vermisstenfälle. Sollte sich herausstellen, dass sich Ihr Sohn tatsächlich das Leben genommen hat, sind unsere Ermittlungen schnell abgeschlossen.«
Winkelmann rümpfte die Nase und wandte sich mit einer Geste, ihm zu folgen, von ihnen ab. Sie betraten einen großen Raum mit glänzendem Parkettboden, unzählige Vasen und Skulpturen fielen Jan sofort ins Auge. In der Mitte des Raums stand ein überdimensionaler Tisch, an dem gut und gerne zwanzig Gäste Platz fanden.
Im Moment saßen sich dort vier Personen gegenüber. Jan versuchte die Anwesenden auf die Schnelle einzuordnen. Er erkannte Dagmar Winkelmann. Bei der anderen Frau musste es sich um Martina Winkelmann, Bernhards Schwester, handeln. Sie trug einen eng anliegenden schwarzen Hosenanzug und dunkle Stilettos. Außerdem saßen zwei Männer am Tisch, die Jan noch nie zuvor gesehen hatte. Einer von ihnen war wahrscheinlich Frank-Walter Winkelmann. Jan vermutete, dass es der leicht übergewichtige Mann mit dem Silberblick war, der gerade die Hälfte des Inhalts seiner Kaffeetasse verschüttet hatte. Um wen es sich bei dem adretten Mann zu Martinas Rechten handelte, wusste Jan zwar nicht. Den vertrauten Blicken nach zu urteilen, die sich die beiden zuwarfen, handelte es sich aber um den Partner von Martina Winkelmann.
»Oldinghaus, Kripo Bielefeld, guten Tag«, stellte sich Jan vor und nickte zur Begrüßung in die Runde. »Das ist meine Kollegin Bettina Begemann.«
Keiner der Anwesenden hielt es für nötig, sich zu erheben und die beiden Kommissare zu begrüßen. Stattdessen wirkten sie ungeduldig, beinahe so, als ob sie es kaum erwarten könnten, dass Jan endlich seine Fragen loswurde und anschließend wieder verschwand.
Claus Winkelmann setzte sich schwerfällig ans Kopfende. »Stellen Sie Ihre Fragen und lassen Sie uns so schnell wie möglich mit unserer Trauer wieder allein«, bestätigte er Jans Gedanken. Seine Worte klangen gequält.
»Wir werden nicht lange bleiben«, versicherte Jan, während auch er Platz an dem alten Teakholztisch nahm. »Frau Winkelmann, richtig?« Sein Blick richtete sich auf die Frau zu seiner Linken.
»Martina Winkelmann«, antwortete sie kurz angebunden. »Mein Lebensgefährte Andreas Behrendt.« Der Mann mit dem anthrazitfarbenen Designeranzug und der grünen Seidenkrawatte sah auf und blickte Jan kritisch an.
»Dann müssen Sie Frank-Walter Winkelmann sein?« Jan versuchte den flirrenden Blick des jüngsten Winkelmann-Sohnes einzufangen.
»J… j… ja«, antwortete Winkelmann stotternd. »Was machen Sie denn eigentlich hier? Lassen Sie uns doch in Ruhe.«
Jan zog einen Zettel aus der Gesäßtasche seiner Jeans, faltete ihn auseinander und legte ihn vor sich auf den Tisch. Es war eine Kopie des Abschiedsbriefs von Bernhard Winkelmann.
»Den haben meine Kollegen auf dem Beifahrersitz des unabgeschlossen abgestellten Autos Ihres Bruders beziehungsweise Sohnes gefunden. Erkennen Sie seine Handschrift?«
»Was steht dort?« Claus Winkelmann riss den Zettel energisch an sich.
»Lesen Sie vor«, bat Jan. »Der Brief ist nicht sehr lang und an niemand Bestimmten gerichtet. Die Schrift ist allerdings schwer zu lesen, die Zeilen wurden offenbar sehr flüchtig oder in großer Eile zu Papier gebracht.«
»Ich finde das geschmacklos«, echauffierte sich Dagmar Winkelmann. »Mein Mann ist vor ein paar Stunden verstorben und hat uns eine Nachricht hinterlassen. Und Sie haben nichts Besseres zu tun, als uns in dieser Runde damit zu konfrontieren?«
»Lesen Sie ihn doch einfach vor, Herr Winkelmann!«, blieb Jan beharrlich. »Danach wird vielleicht einiges klarer.«
Winkelmann senior kramte eine Brille aus der Brusttasche seines Jacketts und setzte sie sich auf die Nase. In jeder seiner Bewegungen war zu erkennen, dass er Jan und Bettina am liebsten sofort aus seiner Villa geschmissen hätte. Der Besuch der Kriminalpolizei schien ihn massiv zu stören.
»Ich lese es nur deshalb vor, weil ich hoffe, dass Sie dann schneller wieder weg sind.«
»Nur zu«, ermunterte ihn Jan. »Je mehr Sie uns helfen, desto schneller können wir unsere Arbeit erledigen.«
Claus Winkelmann räusperte sich. »Also, hier steht Folgendes: An meine Familie. Dies hier ist mein Abschiedsbrief. Er ist wahrscheinlich anders, als ihr ihn euch vorstellt, aber das spielt nun keine Rolle mehr. «
Winkelmann zog die Augenbrauen hoch, las aber weiter.
»Es gibt nicht
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