Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi
der Fässer seitens der Brauerei folgt keinem Prinzip, sodass es sich wahrscheinlich um einen Zufall gehandelt hat, dass ausgerechnet Tietz’ Stände betroffen waren.«
»Ich finde, wir sollten Tietz durchaus weiter im Auge behalten«, ging Vera dazwischen.
»Natürlich«, sagte Stahlhut übertrieben freundlich.
»Was ist mit dieser Laborantin und ihrem heimlichen Freund?«, hakte Jan ein. »Können sie uns helfen?«
»Möglich, ich werde die beiden im Auge behalten«, antwortete Stahlhut und blickte lächelnd in Richtung Vera.
»Gibt es eigentlich ein Bekennerschreiben oder eine Geldforderung?«, fragte Ergün.
»Nichts dergleichen«, antwortete Vera. »Im Augenblick können wir nur mutmaßen, was passiert ist. Möglicherweise steht ja auch der Tod von Bernhard Winkelmann in direktem Zusammenhang.«
»Womit wir beim Thema wären«, klinkte sich Jan wieder ein. »Bettina und ich hatten gestern einen interessanten Nachmittag bei den Winkelmanns.«
Er berichtete von ihrem Besuch in der herrschaftlichen Hiddenhausener Villa und erwähnte auch die Schuldzuweisungen, die sich die Familienmitglieder gegenseitig an den Kopf geworfen hatten.
»Der alte Winkelmann und seine Schwiegertochter sind allerdings davon überzeugt, dass sich Bernhard nicht das Leben genommen hat«, schloss er. »Sie glauben, dass es ein Unfall gewesen sein muss.«
»Trotz des Abschiedsbriefs?«, fragte Vera.
»Der noch nicht abschließend auf Echtheit geprüft wurde«, gab Jan zu bedenken.
»Es gibt keinen Anhaltspunkt, warum er nicht echt sein sollte, oder?«
»Nein, bislang nicht. Aber gerade weil alles noch so undurchsichtig ist, sollten wir nichts ausschließen.« Jan gab das Wort mit einer Handbewegung an Bettina weiter.
»Die Brauerei wurde möglicherweise erpresst«, nahm sie den Faden auf. »Bernhards Tochter Carolin hat sich verplappert. Was ihr Kommentar zu bedeuten hat, müssen wir noch herausfinden. Es passt jedoch zu der These, dass es zwischen Winkelmanns Tod und dem Anschlag auf dem Hoeker-Fest eine Verbindung gibt.«
»Mir wird der Zusammenhang nicht klar«, murmelte Horstkötter missgelaunt. Es war selten, dass er Emotionen zeigte. In der Regel ließ er Besprechungen genauso über sich ergehen wie die ständigen Sticheleien über seine allabendlichen Versuche, in den Bielefelder Kneipen eine Frau zu finden. Er war schon jenseits der vierzig und nicht unbedingt das, was man gemeinhin als »Womanizer« bezeichnete. Sein Styling schien Anfang der neunziger Jahre stehen geblieben zu sein, und das hagere Gesicht mit den eingefallenen Wangen wirkte kränklich. Der starke Zigarettenkonsum über viele Jahre hatte seine Spuren hinterlassen. Zu allem Überfluss wurde er in letzter Zeit auch noch von einigen jungen Kollegen der Schutzpolizei wegen seiner bemerkenswerten Körperform, die einem schmalen »S« ähnelte, aufgezogen. Nach außen ließ sich Horstkötter nichts anmerken, doch Jan war sich sicher, dass ihm die Hänseleien stärker zusetzten, als er zugeben wollte.
»Ich möchte noch kurz auf Bernhard Winkelmanns Geschwister zu sprechen kommen.« Bettina ignorierte Horstkötters Kommentar und berichtete von der Vehemenz, mit der Martina Winkelmann behauptet hatte, dass sie sich einen Selbstmord ihres Bruders durchaus vorstellen könne. Auch Frank-Walter Winkelmann und dessen offenbar labile seelische Verfassung ließ sie nicht unerwähnt.
»Unser Fokus liegt weiterhin auf dem Hoeker-Fest-Vorfall«, übernahm Vera Jesse das Wort. Sie wirkte angespannt, die letzten achtundvierzig Stunden hatten ihr sichtlich zugesetzt. »Wir müssen in Erfahrung bringen, wie das Gift in die Fässer gelangt ist. Die Brauerei und die Familie sind zwar momentan unsere einzige Spur, aber Bernhard Winkelmanns Tod kann auch einen vollkommen anderen Hintergrund haben. Noch wissen wir viel zu wenig.«
»Wir werden heute am frühen Nachmittag mit Joachim Pagels reden«, sagte Jan. Er war bereits aufgestanden und ging langsam in Richtung Tür. »Ich bin gespannt, was er uns zu sagen hat.«
»Wer soll das sein?«, fragte Horstkötter nach.
»Er ist der Mann, mit dem Bernhard Winkelmann den Sonntagabend verbracht hat. Pagels gehören diverse Getränkemärkte in der Region. Laut Winkelmanns Frau waren die beiden bis mindestens halb elf am Abend im › GLÜCKUNDSELIGKEIT ‹, wo sie über den Abschluss eines neuen Vertrages gesprochen haben.«
»Kann es sein, dass er etwas mit dieser Erpressung zu tun hat, die die Tochter erwähnt hat?«, fragte
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