Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi
eingenässt.«
»Ihnen ist schon bewusst, was all diese Informationen bedeuten?«, fragte Jan.
»Jemand hat nicht nur den Anschlag auf das Hoeker-Fest verübt, sondern möglicherweise auch noch den Geschäftsführer der Brauerei auf dem Gewissen.« Sie lächelte wieder. Fast so, als mache es ihr Spaß, über die schrecklichen Vorfälle der letzten Tage zu sprechen. Allmählich wurde sie ihm unheimlich.
»Ob es sich um ein und dieselbe Person handelt, wissen wir längst noch nicht«, wiegelte er ab. »Winkelmanns Tod muss nicht automatisch mit dem Anschlag in Zusammenhang stehen. Immerhin haben Sie noch nicht abschließend geklärt, dass tatsächlich ein Fremdverschulden vorliegt. Oder ist Ihr Bericht schon fertig?«
»Keine Sorge, Herr Kommissar. Ich äußere mich nicht derart eindeutig, wenn ich mir nicht sicher bin. Wir haben an Bernhard Winkelmanns Körper verschiedene Spuren von Gewaltanwendung gefunden. Ich glaube nicht, dass er freiwillig auf die Schienen getreten ist.«
»Ich habe das Gefühl, Sie nehmen die Sache etwas zu sehr auf die leichte Schulter«, entgegnete Jan. »Bernhard Winkelmann war einer der wichtigsten Geschäftsmänner Herfords, einer der bekanntesten in Ostwestfalen. Wenn es sich tatsächlich um Mord handelt, werden unruhige Zeiten auf uns zukommen.«
»Das dürfte aber wohl eher Ihr Problem sein«, sagte Katharina von Allwörden bissig. »Meine Arbeit wird dann erledigt sein.«
Jan blickte die Rechtsmedizinerin überrascht an. Woher kam die plötzliche Schärfe in ihrer Stimme? Hatte er etwas Falsches gesagt? Vor ein paar Minuten war doch noch alles in Ordnung gewesen. Er hatte sich auf das gemeinsame Mittagessen gefreut wie ein verliebter Teenager. Jetzt war er vollkommen irritiert über ihr Verhalten.
»Hören Sie, Oldinghaus«, sagte sie ernst. »Ich weiß, wie Sie über mich denken. Ihre Chefin hat’s mir gesteckt.«
»Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen«, versuchte Jan zu retten, was nicht mehr zu retten war. Hatte Vera seine heimliche Schwärmerei tatsächlich weitergeplaudert?
»Sie stehen doch auf mich, habe ich recht?«
»Nein, ähm … ich meine, also … was hat Ihnen Vera denn erzählt?«, stotterte Jan.
Plötzlich veränderte sich ihr Gesichtsausdruck. Die Ernsthaftigkeit verschwand so schnell, wie sie gekommen war, und ein verschmitztes Lächeln umspielte ihre Lippen.
»Erwischt!«, sagte sie triumphierend. »Ich spüre sofort, wenn sich ein Mann für mich interessiert. Können Sie sich noch an unser erstes Treffen erinnern? Es ging um diesen Prostituiertenmord.«
Und ob er das konnte. Er war überrascht, dass sich auch Katharina von Allwörden erinnerte. Zustimmend nickte er.
»Sie haben damals bereits ein Auge auf mich geworfen, nicht wahr?«
Jan war die ganze Situation nur noch peinlich. Katharina von Allwörden führte ihn vor wie einen Schuljungen. Wollte sie sich über ihn lustig machen?
»Bis vorhin hatten Sie tatsächlich einen Stein im Brett bei mir«, antwortete Jan nüchtern. »Ich würde sogar sagen, Sie waren mir sehr positiv in Erinnerung.«
Sie lachte. Ein ehrliches Lachen.
»Entschuldige, Jan«, duzte sie ihn plötzlich. »Das ist meine Art. Männer kommen nicht immer klar damit. Für mich ist das aber die beste Methode, um herauszufinden, ob ein Mann tatsächlich zu mir passt.«
»Man könnte sich auch erst einmal in Ruhe kennenlernen, ohne gleich herumzutaktieren«, sagte Jan eingeschnappt. »Soll auch funktionieren.«
»Ehrlich gesagt, mir fehlt die Zeit dazu. Und schlechte Erfahrungen habe ich genug gemacht.« Sie sah ihn entschuldigend an. »Nicht ganz einfach, was? Aber jetzt weißt du immerhin Bescheid, worauf du dich da möglicherweise einlässt.«
Jan wusste noch immer nicht so recht, wie er reagieren sollte. Unsicher nippte er an seinem Cidre.
»Ging dir das alles zu schnell?«, fragte sie. »’tschuldige, dass ich dich jetzt einfach duze. Dieses Förmliche liegt mir nicht so.«
»Mir auch nicht«, antwortete Jan. »Gib mir ein bisschen Zeit. Ich rufe dich am Wochenende an.«
»Schon klar«, sagte sie müde lächelnd. »Ich hab’s wohl wieder mal vermasselt, was?«
»Nein, nein, aber ich muss erst einmal nachdenken über das, was Sie mir da gerade ges…«
»Du«, fiel sie ihm ins Wort.
»Was du mir gesagt hast.« Jetzt lächelte auch Jan.
»In Bezug auf den Tod von Winkelmann oder die Gefühle zwischen uns?«
»Beides«, sagte Jan. Es dauerte ein paar Sekunden, ehe er realisierte, was seine Antwort bedeutete. »Also,
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