Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi
Gefühle … ich meine, ›Gefühle‹ ist ein starkes Wort. Schließlich kenne ich dich noch gar nicht.«
»Du hast recht. Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist.«
»Überarbeitet?«
Sie zuckte mit den Schultern.
»Zweimal Galette complète, et voilà !« Sie wurden von dem Kellner unterbrochen, der ihnen die mit Spiegelei und Kochschinken gefüllten Buchweizencrêpes servierte.
Jan war froh, dass ihr seltsames Gespräch ein Ende gefunden hatte. Katharina hatte ihn mit ihrem forschen Auftreten völlig überrumpelt. Sie hatte ihm unterstellt, er habe ein Auge auf sie geworfen. Das entsprach zwar der Wahrheit, er war sich allerdings sicher, dass er sich in keiner Sekunde ihrer wenigen bisherigen Aufeinandertreffen etwas in dieser Richtung hatte anmerken lassen.
Weshalb tat sie so etwas? Wollte sie ihm entlocken, dass er tatsächlich an ihr interessiert war? War es am Ende sogar so, dass sie es auf ihn abgesehen hatte? Vielleicht war sie deshalb extra nach Bielefeld gekommen. Zumindest hatte sie es geschafft, dass er für einige Minuten die laufenden Ermittlungen verdrängt hatte.
Dann wurde ihm jedoch schlagartig wieder bewusst, was Katharina ihm vor ihren merkwürdigen zwischenmenschlichen Anwandlungen berichtet hatte. Bei dem Gedanken daran, dass Bernhard Winkelmann tatsächlich Opfer eines Gewaltverbrechens geworden war, bildeten sich kleine Schweißperlen auf seiner mit Sommersprossen bedeckten Stirn. Hastig wischte er sie weg und bestellte einen weiteren Cidre.
11
Während Jan mit dem Cidre kämpfte, dessen Kohlensäure seinen Magen durcheinandergewirbelt hatte, wählte er Dagmar Winkelmanns Nummer. Nach dem zweiten Klingeln nahm sie ab.
»Frau Winkelmann? Jan Oldinghaus hier.«
»Was gibt’s denn?«, antwortete sie unwirsch. »Ich habe nicht viel Zeit. Ich muss mich um Bernhards Beerdigung kümmern.«
»Ich verstehe«, sagte Jan. Er verzichtete darauf, ihr mitzuteilen, dass Bernhard Winkelmanns Leichnam noch nicht von der Rechtsmedizin freigegeben worden war. So etwas konnte erfahrungsgemäß dauern. »Es gibt Neuigkeiten, was die Todesursache Ihres Mannes angeht.«
»Es war kein Selbstmord«, sagte sie sofort. »Er hätte das niemals …«
»Danach sieht es auch nicht aus«, unterbrach er sie. »Es geht in eine ganz andere Richtung.« Er holte noch einmal tief Luft, dann fuhr er fort: »Wir haben Erkenntnisse, dass Ihr Mann nicht freiwillig auf die Gleise getreten ist.«
»Wie bitte?«, fragte Dagmar Winkelmann. »Ich verstehe nicht ganz, worauf Sie hinauswollen.«
Jan glaubte herauszuhören, dass ihre Stimme kurz davor war, ins Hysterische umzuschlagen.
»Die Rechtsmedizin hat Spuren von Gewalteinwirkung an seinem Körper entdeckt«, sprach er ruhig weiter. »Sie sind eindeutig.«
»Was ist mit dem Abschiedsbrief?«, schrie sie beinahe.
»Das wissen wir noch nicht«, antwortete Jan ehrlich. »Vielleicht wurde er dazu gezwungen, ihn zu schreiben.«
»Wer sollte denn so etwas tun?«
»Das werden wir herausfinden«, sagte Jan. »Wir ermitteln mit Hochdruck, das kann ich Ihnen versprechen.«
»Aber … ich meine … Bernhard war doch niemand, der Feinde hatte. Mit seinen Geschäftspartnern hatte er immer ein freundschaftliches Verhältnis. Problematisch war es eigentlich immer nur mit seinen Geschwistern, aber das haben Sie ja gestern selbst erlebt.«
»Allerdings«, entgegnete Jan. »Die neuen Fakten werfen eine Menge Fragen auf. Vielleicht steckt hinter dieser Sache mit der Erpressung doch mehr als …«
»Nein, nein«, fuhr Dagmar Winkelmann dazwischen. »An dieser Sache ist nichts dran. Meine Tochter hat einfach eine blühende Phantasie.«
»Wir werden auf jeden Fall weitere Gespräche mit Ihrer Familie führen müssen.«
»Bitte nehmen Sie Rücksicht auf unsere Trauer«, entgegnete sie. »Meiner Tochter macht der Tod ihres Vaters schwer zu schaffen.«
»Sicherlich.« Jan verabschiedete sich mit der Ankündigung, sich in Kürze wieder zu melden, und legte auf.
Er ging seine Visitenkartenliste durch und wählte erneut. Diesmal die Handynummer von Martina Winkelmann. Gerade als er wieder auflegen wollte, weil niemand abnahm, meldete sich eine Männerstimme.
»Entschuldigen Sie«, sagte Jan irritiert. »Ich muss mich verwählt haben, ich wollte eigentlich Martina Winkelmann sprechen.«
»Das ist meine Lebensgefährtin, Andreas Behrendt am Apparat. Martina ist im Büro und hat ihr Handy zu Hause liegen gelassen.«
»Herr Behrendt? Jan Oldinghaus hier. Schön, dass ich Sie am
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