Westfalenbraeu - Ostwestfalen-Krimi
»Ich habe es befürchtet. Seitdem sie bei uns angefangen hat, hatte ich ein schlechtes Gefühl.« Sie holte tief Luft und versuchte sich zu sammeln. »Bitte sagen Sie mir jetzt, was das mit Bernhards Tod und Carolins Verschwinden zu tun hat.«
»Maren Spilker und ihr Lebensgefährte André Brinkhoff haben große finanzielle Probleme. Unsere Vermutung ist, dass die beiden Ihren Mann erpresst haben. Wir wissen noch nicht genug über die Sache, aber es scheint so zu sein, als hätte sich Ihr Mann nicht darauf eingelassen.«
»Was sind das bloß für Menschen?« Dagmar Winkelmann schüttelte den Kopf. »Und wir haben ihnen noch geholfen, als Maren um einen Job bei uns gebettelt hat.«
»Wir gehen davon aus, dass Brinkhoff und Maren Spilker gemeinsam mit Ihrer Tochter untergetaucht sind oder sich auf der Flucht befinden. Wir geben eine Großfahndung heraus.«
»Und?«, fragte sie herausfordernd.
»Ich möchte, dass Sie mir sagen, ob Sie irgendetwas wissen, was uns helfen kann«, sagte Jan. »Jeder noch so kleine Hinweis kann wichtig sein. Denken Sie darüber nach, ob Ihnen Maren Spilker irgendwann einmal etwas gesagt hat, was jetzt von Bedeutung sein kann. Vielleicht hat sie von einem bestimmten Ort erzählt, an dem sie gern ist, von einem Wochenendhaus oder Ähnlichem.«
»Ich kenne sie doch kaum, was wollen Sie von mir hören?«
»Gibt es nichts, was Sie für erwähnenswert halten?«, bohrte Jan weiter.
»Nein, verdammt! Ist das nicht Ihr Job?«
»Okay, ich denke, für den Moment kommen wir nicht weiter«, ging Vera Jesse dazwischen. »Vielen Dank, dass Sie so schnell hier sein konnten. Glauben Sie uns, wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um Ihre Tochter zu finden. Sie können davon ausgehen, dass die Suche nach Carolin oberste Priorität besitzt.«
»Das hoffe ich«, entgegnete Dagmar Winkelmann kraftlos.
Jan geleitete sie nach draußen, übergab sie einem Streifenpolizisten und wies ihn an, sie nach Hause zu bringen.
»Ich mag sie nicht«, sagte Vera unvermittelt, als Jan wieder hinter seinem Schreibtisch saß. »Sie hat etwas Unsympathisches an sich. Ich glaube, es liegt auch daran, dass ich anfangs dachte, sie hätte etwas mit dem Tod ihres Mannes zu tun.«
»Du auch?«, fragte Jan abwesend. »Weshalb denn?«
»Keine Ahnung«, sinnierte Vera. »Sie kam mir fürchterlich aufgesetzt vor. Außerdem wäre es ja nicht das erste Mal, dass eine Frau ihren fremdgehenden Mann loswerden will.«
»Ich hoffe, dein Kommentar hat nichts mit der Situation zwischen dir und Alexander zu tun.« Jan zwinkerte ihr kurz zu in dem Versuch, die angespannte Stimmung mit einem Scherz aufzulockern. Der Versuch misslang.
»Sehr witzig«, entgegnete Vera gereizt. »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie kompliziert die Sache mit Alex …« Sie hielt inne und sah Jan grimmig an. »Sag mal, hörst du mir eigentlich zu?«
»Ich weiß nicht, was ich davon halten soll«, sagte Jan, dessen Blick auf das Foto aus Brinkhoffs Wohnung gerichtet war, zögerlich. »Irgendetwas daran kommt mir bekannt vor.«
»Was meinst du?«
»Hier, sieh dir das an!« Jan schob Vera das Foto über den Tisch.
»Wer soll das sein?«, fragte Vera verständnislos.
»André Brinkhoff und Maren Spilker. So wie die beiden hier aussehen, ist das Foto entstanden, als es ihnen noch besser ging.«
»Wir müssen so schnell wie möglich auch nach dem Fahrzeug fahnden«, sagte Vera.
Jans innere Alarmglocken schrillten plötzlich, ohne dass er wusste, weshalb. Er fixierte das Foto erneut, speicherte jedes Detail ab. Und dann war der Gedanke auf einmal da. Die Erinnerung an seinen Zwischenstopp auf den Feldern Brakes. Dort war es gewesen. Dort hatte er in den frühen Morgenstunden eine Mercedes-C-Klasse am Wegesrand stehen sehen, die dem Fahrzeug auf dem Foto zum Verwechseln ähnlich sah. Ein getuntes Modell, das es so sicherlich nicht allzu oft gab.
Bilder huschten vor seinem inneren Auge vorbei. Bernhard Winkelmanns senfverschmiertes Jackett, der Regionalzug zwischen Bielefeld und Herford, der abgestellte Wagen von Winkelmann, Maren Spilker als Hausmädchen der Winkelmanns, die Geldsorgen von Brinkhoff, die Erpressung …
Alles schien sich mit einem Mal wie ein großes Puzzle zusammensetzen zu lassen.
»Was ist los?«, fragte Vera. »Du siehst aus, als hättest du gerade eine Erscheinung gehabt.«
»So ähnlich«, murmelte Jan gedankenverloren.
»Wovon sprichst du?«
»Ich glaube, ich weiß, wo sich Brinkhoff und Maren Spilker aufhalten«,
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