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Westwind aus Kasachstan

Westwind aus Kasachstan

Titel: Westwind aus Kasachstan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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meinen Aussiedlerantrag abgeben. In Deutschland, in der wirklichen Heimat, treffen wir uns dann wieder.«
    Sie sprachen noch lange miteinander. Vertraut und freundlich. Weberowsky erzählte von den vergangenen Jahren, und es wurde spät, bis er sich auf dem Sofa ausstreckte und schlafen konnte. Auch ein wenig betrunken war er, denn Frantzenow hatte noch eine Flasche Wodka entkorkt, und jeder hatte genügend getrunken.
    In seinem Dienstzimmer schaltete Sliwka das Tonband ab. Die Wanze, dieses kleine Mikrophon, das er Frantzenow bei seinem letzten Besuch unter das Sofa geklebt hatte, hatte vorzüglich gearbeitet. Es war, als habe die Unterhaltung bei ihm im Raum stattgefunden. Sliwka lehnte sich müde zurück und steckte sich eine Zigarette an.
    Welch ein Tonband! Welch ein Beweis, daß Frantzenow begann, unsicher zu werden. Dieser Weberowsky, dachte Sliwka. Dieser satanische Verführer! Er konnte es erreichen, daß sein Schwager wirklich nach Moskau flog und in die deutsche Botschaft flüchtete. Das Nukleargenie im Westen und nicht im Iran! Er zog die Unterlippe herunter und schloß die Augen. Die Prämie, die ihm Teheran versprochen hatte, wenn er Frantzenow zu den Mullahs schmuggeln würde, wäre dahin. Eine Prämie, die sein Leben völlig umgestalten würde. Mit neunundzwanzig Jahren ein reicher Mann, der sich alles leisten könnte. Eine Datscha am Schwarzen Meer, die schönsten Frauen, zum Frühstück Krimchampagner, Reisen in alle Welt und vor allem weg von KGB und CIA, ein freier Mensch, der sein Leben genießen konnte. Alles vorbei …?
    Weberowsky wurde für ihn die Gefahr, die alle seine Pläne zerstörte.
    Im Quartier der amerikanischen Delegation drückte Captain Tony Curlis auf den Haltknopf eines kleinen Bandgerätes, das von außen aussah wie ein tragbares CD-Abspielgerät. Der Major, der ihm gegenüber saß, seufzte tief auf. »Wie gut, daß ich ihm eine Wanze unter den Sessel geklebt habe«, sagte Curlis. Da Frantzenow und Weberowsky miteinander auf russisch geredet hatten, konnte Curlis jedes Wort verstehen. »Wenn es ihm gelingt, in den Westen zu kommen, ist es möglich, daß er sein Wissen nach Frankreich, England oder sonstwohin trägt. Das muß verhindert werden.« Curlis ließ das Band zurückspulen. »Auf gar keinen Fall darf er in den Iran! Das wäre eine Bedrohung des Weltfriedens! Unsere neue Politik mit Rußland ist zukunftweisend, aber nicht Gorbatschow ist der wichtigste Mann, sondern Frantzenow. Gorbatschow tanzt von einer Reform zur anderen, verkündet immer neue Ideen, aber Frantzenow kennt alle Geheimnisse der Nuklearforschung. Wir müssen jetzt etwas tun!«
    »Aber was, Tony?« fragte der Major unsicher. »Wir können ihn nur mit Millionen Dollars locken.«
    »Und wenn es Milliarden wären – du hast es gehört: Mit den USA will er nichts zu tun haben. Der stolze Russe! Der Patriot, der die Welt vernichten könnte, wenn er in die falschen Hände fällt. Entweder er bleibt in Rußland, oder –«
    »Was heißt oder?«
    »Uns muß und wird etwas einfallen«, antwortete Curlis ausweichend. »Und zwar schnell. Dieser Weberowsky kriegt ihn herum, darauf wette ich meinen Kopf.«

IV. TEIL
    In der russischen Botschaft in Helsinki meldete sich in diesen Tagen ein Mann und verlangte, den leitenden Sicherheitsbeauftragten zu sprechen. Es war ein regnerischer Tag mit mäßiger Wärme. Der Herbst kündigte sich in Finnland an, die Bäume begannen bereits sich zu verfärben. Der Mann trug einen zerknitterten, fleckigen Trenchcoat und hinterließ bei der Wache der Botschaft einen zwiespältigen Eindruck.
    Ein Angestellter der Botschaft, der in Wirklichkeit ein Leutnant des KGB war, musterte ihn abschätzend und fragte dann:
    »Was wollen Sie?«
    Er sprach ein hartes Deutsch, denn der Besucher hatte ihn in dieser Sprache angesprochen. »Was wollen Sie von Herrn Denissow?« wiederholte er.
    »Ihn sprechen.«
    »In welcher Angelegenheit?«
    »Das möchten ich ihm und nicht Ihnen sagen.«
    »Herr Denissow ist beschäftigt und nicht frei«, antwortete der Botschaftsangestellte kühl. »Es ist besser, Sie melden sich schriftlich an.«
    »Es ist noch besser, wenn Sie mich zu ihm bringen. Wenn ich schreibe, dann einen Brief an Wladimir Dubrowin. Eine Beschwerde über Sie.«
    Der Angestellte wurde sichtbar freundlicher. Der Name Dubrowin genügte, um äußerst wachsam und vorsichtig zu werden.
    In der KGB-Zentrale in Moskau leitete er die Abteilung ›Information‹. Über seinen Schreibtisch liefen alle

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