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Westwind aus Kasachstan

Westwind aus Kasachstan

Titel: Westwind aus Kasachstan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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lachte wieder kurz auf und beendete das Gespräch. Denissow erhob sich und kam um den Schreibtisch herum. Er blieb vor Köllner stehen und sagte freundlich: »Sie sind unser Gast, bis Sie nach Moskau fliegen. Es wird Ihnen an nichts fehlen. Welche Kragenweite haben Sie?«
    »Vierzig. Warum?«
    »Der KGB spendiert Ihnen ein neues Hemd und Unterwäsche.« Sein blonder Bart wippte vor Vergnügen. »Sie sehen, wir können auch spendabel sein. Geben Sie mir die fünftausend DM.«
    Köllners Kopf zuckte hoch. Jetzt ließ er sich nicht mehr von Denissows Freundlichkeit täuschen, plötzlich begriff er, daß Gastfreundschaft soviel hieß wie Isolierung.
    »Sie haben nicht das Recht –«, fuhr er hoch, aber Denissow winkte ab.
    »Wir haben die Pflicht, das ist vordringlicher. Geben Sie Ihr Geld ab und machen Sie uns nicht unnötige Schwierigkeiten.«
    »Und wenn ich mich weigere?«
    »So dumm werden Sie hoffentlich nicht sein.«
    »Ich stehe also unter Arrest, bis man in Moskau über mein Schicksal entschieden hat?«
    »Sie sind ein Gast der Botschaft, ein besonderer Gast. Ich bin jetzt für Ihre Sicherheit verantwortlich. Dazu gehört, daß Sie unsere Anordnungen befolgen.«
    Köllner sah ein, daß es sinnlos war, weiter mit Denissow zu diskutieren. Er griff in die Brusttasche seines Anzuges und zog ein Kuvert heraus. Demonstrativ warf er es Denissow vor die Füße. »Die Fünftausend!« sagte er dabei.
    Denissow rührte sich nicht. Er stand nahe vor Köllner, und das Kuvert mit dem Geld lag zwischen ihnen. Er blickte nicht einmal hinunter auf den Teppich.
    »Bedienen Sie sich.« Köllner hatte nichts mehr zu verlieren, das wußte er jetzt. Ich bin ein Idiot, dachte er. Warum bin ich davongelaufen? Ich hätte mich verhaften lassen sollen, säße jetzt in einer sauberen Zelle des Untersuchungsgefängnisses, ein Anwalt würde für mich sorgen und einen Haftprüfungstermin beantragen. Es würde einen Prozeß geben und eine Haftstrafe von vielleicht drei Jahren, denn man könnte mir nicht nachweisen, was ich alles verraten habe. Und bei guter Führung würde ich nach zwei Dritteln der Zeit entlassen werden. Wo aber bin ich hier hingeraten? Was hat Moskau mit mir vor? Habe ich drei Jahre gegen ›lebenslänglich‹ eingetauscht? Wieso warst du so dämlich, an eine Art Dankbarkeit zu glauben? Dankbarkeit für Jahre der Mitarbeit! Nun stehst du hier als enttarnter Agent und bist für die Russen ein Stück Dreck!
    Er zuckte zusammen, als er Denissows kalte Stimme hörte. »Aufheben!«
    »Ich habe mein ganzes Geld abgeliefert.«
    »Aufheben!«
    »Bedaure, aber ich kann mich nicht bücken. Ich habe einen Bandscheibenschaden.«
    Denissows Augen verengten sich. Ehe Köllner zurückweichen konnte, hatte er das Gefühl, zwei Stahlklammern wären um seinen Hals geschlungen worden. Mit einem gewaltigen Ruck zog ihn Denissow an sich und drückte ihn auf die Knie. Ein Faustschlag auf den Rücken warf ihn nach vorn, ein neuer Griff in seinen Nacken zwang seinen Kopf auf den Teppich. Seine Stirn berührte das Kuvert.
    »Aufheben!« hörte er Denissows Stimme. Vor seinen Augen flimmerte es. Die stahlharten Hände drückten ihm die Halsschlagader ab.
    Köllner gab den Widerstand auf. Er griff nach dem Kuvert, und im gleichen Augenblick löste sich der tödliche Griff. Mit einem Ächzen erhob er sich und reichte Denissow das Geld hin. Vor seinen Augen tanzten bunte Sterne, die Blutleere im Gehirn verflüchtigte sich erst langsam.
    »Danke!« sagte Denissow gleichgültig. Er steckte das Kuvert in seine Rocktasche. »Sehen Sie, so heilen wir in Rußland Bandscheibenschäden.«
    Die Tür öffnete sich, und zwei starke Männer nahmen Köllner in ihre Mitte und führten ihn ab.
    Die nächsten Stunden waren das Entwürdigendste, was Köllner je erlebt hatte.
    Er mußte baden. Man sperrte ihn im Badezimmer ein. Unterdessen durchsuchten die bulligen Männer seinen Anzug, seine Hose, die Reisetasche, die mitgebrachte Wäsche. Die Schuhe schickten sie zur Röntgenstation und ließen sie durchleuchten, ebenfalls alle festen Gegenstände, die sich in der Tasche befanden. Die Haarbürste, ein Kamm, den elektrischen Rasierapparat, einen Füllfederhalter, die lederne Brieftasche, den Paß – denn in dem festen Deckel konnte man auch etwas verstecken –, die Tube Rasiercreme und eine Sprühdose mit Haardressing.
    Man fand nichts.
    Köllner hieb mit den Fäusten an die Tür, als er sein Bad beendet hatte. Einer der Männer öffnete und reichte ihm einen roten

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