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Wetterleuchten

Wetterleuchten

Titel: Wetterleuchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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schien der einzige Mensch zu sein, der noch übrig war.
    Sie wollte sich allein mit dem anderen Mädchen unterhalten, aber das war in der Schule nicht möglich. Also folgte sie ihr am nächsten Nachmittag zum Bus. Und als sich Jenn auf einen Sitz hinten im Bus setzte, nahm Becca den Kopfhörer der AUD-Box aus dem Ohr, setzte sich neben sie und sagte: »Hey.«
    Ach du Schande ... setzte Jenns Flüstern ein. Becca war erleichtert, dass das, was danach kam, nicht so unflätig war wie sonst und nichts mit ihrem Gewicht zu tun hatte. Sie unterbrach den Schwall von Schimpfwörtern, die allein von Jenns Überraschung herzurühren schienen, und sagte: »Ich muss mit dir sprechen.«
    Jenn sah sie an. Oh Mann, ist die lesbisch oder was ... konnte sie so deutlich hören, dass Becca beinahe gesagt hätte: »Nein, bin ich nicht, außerdem geht dich das überhaupt nichts an.« Stattdessen sagte sie: »Hör einfach zu, ja? Nur fünf Minuten. Danach steige ich sofort wieder aus.«
    Jenn verdrehte die Augen auf ihre typische Art. »Oh Mann«, sagte sie.
    »Hörst du mir zu?«
    »Ich hab ja keine andere Wahl. Du hängst mir ja fast am Ohrläppchen. Kannst du wenigstens ein Stück zur Seite rücken?«
    Becca musste lächeln. »Klar. Tut mir leid.« Sie rückte ein wenig von Jenn ab und hörte ihr Flüstern: Küssen ... ganz hübsch... boah... und sah sie verwirrt an. Doch Jenn ließ sich nichts anmerken.
    »Was denn?«, fragte sie. »Was, was, was?«
    Becca sagte: »Nichts. Ich dachte, du ... Ach, vergiss es. Also ...«
    »Endlich. Du hast einen langen Marsch zurück in die Stadt vor dir, wenn du nicht gleich anfängst.«
    »Gut. Ja. Ich glaub, da ist etwas auf dem Boot.«
    »Welches Boot?«
    »Welches Boot wohl? Du weißt genau, was ich meine.«
    »Ach, das Boot.«
    »Ja, das Boot. Ich glaube, da unten ist irgendwas. Das ist die einzige Erklärung für das, was passiert ist. Und Eddie Beddoe hatte Angst, dass jemand es findet. Aber Nera weiß, was es ist, und wahrscheinlich wusste sie es schon damals, als das Boot gesunken ist.«
    Jenn blinzelte. »Weißt du eigentlich, wie durchgeknallt das klingt? Als Nächstes erzählst du mir noch, dass sie tatsächlich Eddie Beddoes Boot versenkt hat. Um an das heranzukommen, was da drin ist.«
    »Ich weiß, das klingt total bescheuert, aber hör doch mal zu. Ich finde das, was bei unserem Abschlusstauchen passiert ist, schon sehr bezeichnend. Erst war sie in Annies Nähe, und Annie hat Fotos von ihr und dem Boot gemacht, stimmt’s?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Und sie hat sozusagen mit Annie kooperiert. Aber dann hat sie es bei Annie aufgegeben und kam zu uns. Als hätte sie versucht, ihr irgendetwas mitzuteilen, was aber nicht funktioniert hat, weil sie eben eine Robbe ist. Aber irgendetwas brauchte sie. Irgendetwas wollte sie.«
    »Aus dem Boot«, sagte Jenn. »Meinst du das?«
    »Ich weiß, das klingt verrückt. Aber weißt du noch das Foto, das Annie von Nera gemacht hat, wo sie direkt in die Kamera schaut? Wo irgendwas in ihren Augen ist? Ich glaube, dass sie Annie etwas über das Boot sagen wollte, aber Annie wollte sie nur fotografieren. Also kam sie zu uns, beziehungsweise zu dir.«
    »Na toll. Bin ich jetzt ein Robbenflüsterer, oder was? Außerdem ist das absoluter Quatsch. Auf dem Boot kann gar nichts sein, weil das Boot selbst total verfallen ist. Da ist nur noch der Rumpf und ein Stück von der Brücke.«
    »Dann ist es vielleicht im Sand oder im Schlamm oder woraus auch immer der Boden der Passage besteht. Aber irgendwas ist da.«
    »Und warum holt sie es sich dann nicht? Warum hat sie es sich nicht längst geholt? Das Boot liegt doch einfach nur da, ein Wrack auf dem Grund der Passage. Und sie schwimmt drum herum. Warum macht sie nicht...«
    Becca wackelte mit der Hand vor Jenns Gesicht herum. »Weil sie keine Finger hat, denn sie ist eine Robbe. Sie kann nicht einfach was aufheben und mitnehmen.«
    »Doch, mit ihrem Maul. Was weiß ich. Mit ihren Flossen. Keine Ahnung. Und ihre Nase? Wen interessiert’s?«
    »Eddie Beddoe interessiert es. Und zwar so sehr, dass er sie dafür erschießen will. Jenn, stell dir vor, sie kommt wirklich nur jedes Jahr nach Langley, weil irgendwas in dem Boot ist.«
    »Dann sollten wir dafür sorgen, dass es da unten bleibt, damit Langley weiterhin jedes Jahr sein blödes Fest feiern kann.«
    »Aber sie ist verzweifelt«, sagte Becca. »Das hast du doch auch gemerkt. Und du hast es in ihren Augen gesehen, genau wie ich. Erzähl mir nicht, dass du’s

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