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Wetterleuchten

Wetterleuchten

Titel: Wetterleuchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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schwieg. Als Annie Cilla ins Bad gebracht hatte, fragte Kate McDaniels leise: »Jenn. Gibt es da etwas ...?«
    Um der Antwort auszuweichen, die sie nicht geben wollte, ging Jenn nach draußen, wo ihr Dad und die Jungs den Koffer des Mädchens auf der Veranda des Hauses hatten stehen lassen. Das vergammelte Obst hatte die Kleider ziemlich in Mitleidenschaft gezogen. In dem Koffer war nichts, das von den verfaulten Lebensmitteln oder ihrem Geruch verschont geblieben wäre. Sie ging ins Haus und suchte herum. Ihre eigenen Kleider wären für das Mädchen viel zu klein wie auch die ihrer Mutter. Aber unter den Sachen ihres Vaters fand sie ein Flanellhemd aus dem Secondhandladen und eine abgetragene Jeans und brachte beides zum Wohnwagen, wobei ihr Vater und die Jungs sie begleiteten, um mitzubekommen, was als Nächstes passieren würde.
    Bruce brachte die Laken, Kissen und Decken mit. Petey und Andy hatten beide eine Dose Tomaten- und Reissuppe in der Hand. Sie marschierten übers Grundstück und in den Wohnwagen. In dem Moment, als sich alle erwartungsvoll in der Tür versammelt hatten, kamen Annie und Cilla aus dem Bad. Alle schnappten nach Luft. Dann war es still.
    Die Kleider, die Jenn gefunden hatte, wurden nicht gebraucht, denn Annie Taylor hatte ihr Yogasachen angezogen. Aber es war nicht die Kleidung, die diese Reaktion hervorrief. Es war Cilla selbst.
    Sie war eine Schönheit. Sie hatte die blasseste Haut, die Jenn je gesehen hatte, als hätte sie in ihrem ganzen Leben keine fünf Minuten in der Sonne verbracht. Sie hatte auch unglaublich dunkle Augen, und ihr Haar war so schwarz, dass es beinahe blau schimmerte. Annies Kleider waren zu groß für Cilla, denn sie sah aus wie jemand, der seit Wochen nichts Vernünftiges mehr gegessen hatte. Aber selbst mit den Kleidern, die an ihr herunterhingen wie an einem ausgehungerten Flüchtling, hätte sie den Verkehr zum Erliegen gebracht, wenn sie die Straße entlanggelaufen wäre.
    »Also«, sagte Bruce McDaniels.
    »Der Herr sei gepriesen«, stimmte Kate McDaniels ihm zu.
    Niemand hatte dem etwas hinzuzufügen, aber das machte nichts, weil in diesem Moment jemand an die Tür klopfte, und als Annie Taylor aufmachte, stand Dave Mathieson davor. Der stellvertretende Sheriff von Island County hatte ein Klemmbrett in der Hand und eine Digitalkamera in der Tasche.
    »Rhonda hat mir erzählt, es hat hier ein wenig Aufregung gegeben«, sagte er, anstatt sich vorzustellen. »Ich nehme an, das ist die betreffende junge Dame?«

 
TEIL VII
    HEART’S DESIRE

Kapitel 35
    D erric saß in seinem Zimmer in dem neuen Ledersessel, den seine Mom ihm gekauft hatte und der den uralten Sitzsack ersetzte. Er warf zusammengeknülltes Papier in den neuen Papierkorb unter seinem neuen Schreibtisch und versuchte, dankbar zu sein. Seine Mom hatte absolut alles richtig gemacht: Sie hatte sich jede erdenkliche Mühe gegeben, ihn auf das Erwachsensein vorzubereiten, und sein Zimmer von einem Jungen- in ein Männerzimmer verwandelt, als er niedergeschlagen war.
    Doch seit sie den Sitzsack weggeworfen hatte, behandelte er sie schlecht. Er war mürrisch und verschlossen. Seit die Briefe an Freude mit dem Müll entsorgt worden waren, war er ein anderer Mensch. Er wollte sich seiner Mutter gegenüber nicht so benehmen, wie er es jetzt tat, aber er wusste nicht, wie er wieder der alte Derric werden sollte.
    Er streckte sich in dem Sessel. Dann griff er nach einem seiner Hefte und schlug eine leere Seite auf. Oben schrieb er »Liebe Freude«, wie er es so oft in den letzten acht Jahren getan hatte. Dann starrte er auf den Namen seiner Schwester und fragte sich, was er da eigentlich tat.
    Wem versuchte er eigentlich etwas vorzumachen? Wem hatte er versucht, etwas vorzumachen? Seine Schwester hatte nie einen einzigen seiner Briefe gelesen und würde es auch nie tun. Und wenn er sie ihr je geschickt hätte, hätte sie sie dann überhaupt lesen können? Konnte sie lesen? Hatte man es ihr beigebracht? Herrgott nochmal, er wusste ja nicht einmal, wo sie war. Vielleicht war sie auch adoptiert worden, genau wie er, aber er hatte keine Möglichkeit, das herauszufinden. Er wusste ja nicht einmal, ob sie überhaupt noch lebte.
    Er riss das Blatt aus dem Heft. Er zerknüllte es und warf es in den Papierkorb zu den anderen zerknüllten Blättern.
    Da klopfte jemand an seine Zimmertür. Er hörte die Stimme seines Vaters: »Derric? Kann ich reinkommen?«
    »Jep«, erwiderte er und sein Vater trat ein. Er trug immer

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