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Wetterleuchten

Wetterleuchten

Titel: Wetterleuchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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was Annie tun würde. Das passt ihr bestimmt nicht in den Kram, dachte sie. Es würde ihrem Plan, Nera zu fangen, im Weg stehen.
    In Anbetracht der Tatsache, dass es dem Mädchen so schlecht ging und dass Bruce und Kate versprachen, bei der Pflege von Cilla zu helfen, konnte Annie nicht wirklich Nein sagen. Zähneknirschend sagte sie: »Sie könnte auf dem Sofa schlafen.«
    »Bruce, hol Decken, Laken und Kissen«, kommandierte Kate schnell, als hätte sie Angst, Annie Taylor könnte es sich noch einmal anders überlegen. Ist gar nicht so abwegig, dachte Jenn. Annie sah nicht wie jemand aus, der den roten Teppich für andere ausrollte.
    Sobald sie Cilla in den Wohnwagen gebracht hatten, wurde innerhalb von fünf Sekunden offensichtlich, was sie als Allererstes machen mussten. Der Gestank des Mädchens erfüllte den ganzen Wohnwagen. Jemand würde sie waschen müssen.
    Kate McDaniels sagte: »Könnten wir vielleicht mit ihren Haaren anfangen? Wir könnten das in der Küche machen; ihr Fuß darf ja nicht nass werden.«
    Aber sie fanden schnell heraus, dass das leichter gesagt war als getan. Sie schien vor Wasser große Angst zu haben. Als sie sie zum Spülbecken brachten und das Wasser aufdrehten, damit es warm wurde, wich sie zurück, verlor das Gleichgewicht und fiel bei dem Versuch, zu entkommen, beinahe hin. »Wir wollen dir nur die Haare waschen, Schatz«, wurde nur mit unverständlichem Schreien und Jaulen beantwortet. Das wurde lauter, als sie versuchten, sie über die Spüle zu beugen. Das Mädchen schrie so laut, dass man ihr Geschrei bestimmt bis hinunter zu den Fischerhäuschen an den Possession Shores hören konnte, dachte Jenn.
    Trotzdem führte kein Weg daran vorbei - das Mädchen musste irgendwie sauber gemacht werden. Sie musste gewaschen und geschrubbt, und ihre Kleider mussten verbrannt werden. Und es musste schnell passieren, wenn sie nicht alle von dem Gestank in Ohnmacht fallen wollten, dachte Jenn.
    Sie sagte: »Sie glaubt bestimmt, ihr wollt ihr wehtun.«
    »Jenn hat recht«, erwiderte Kate. »Das wird nicht funktionieren.«
    »Wir können sie ja wohl kaum nach draußen bringen und mit dem Gartenschlauch abspritzen, oder?« Annie klang ungeduldig. Ihr unerwarteter Gast brachte ihre Pläne ernsthaft durcheinander.
    Kate runzelte die Stirn über Annies Tonfall. Einen Moment lang schien sie zu überlegen, ob sie Annie falsch eingeschätzt hatte, bevor sie sich wieder Cilla zuwandte und sanft mit ihr sprach, so wie Rhonda es in der Praxis getan hatte. Sie sagte ganz oft ihren Namen und erklärte ihr, was sie vorhatten: »Hab einfach Vertrauen und beug dich über die Spüle, damit wir dir die Haare waschen können. Wir werden dir nicht wehtun, Schatz. Lässt du uns das tun, Cilla? Nur die Haare, Schatz. Versprochen.«
    Während Kate sprach, strich sie mit der Hand über Cillas Rücken, und vielleicht war es der liebevolle Tonfall und die Sanftheit und Wärme ihrer Berührung, denn das Mädchen beruhigte sich. Schließlich ließ sie sich zur Spüle führen. Kate redete weiter leise auf sie ein und streichelte sie liebevoll - fast wie ein Tier, dachte Jenn -, während ihr Annie die Haare wusch.
    Als Nächstes war der Rest ihres Körpers dran, aber es gab nur eine Dusche, und es war allen klar, dass Cilla nicht in der Lage sein würde, unter dem Duschkopf zu stehen und sich selbst zu waschen. Das bedeutete, dass jemand mit ihr unter die Dusche gehen musste, sobald sie eine Plastiktüte über ihren Fuß gezogen hatten. Als Annie seufzte und sagte: »Dann mach ich das mal«, dachte Jenn sofort daran, was passieren könnte. Sie dachte daran, wie Annie sie anmachen würde. Annie allein mit diesem armen Mädchen, das nicht einmal sprechen konnte. Ohne nachzudenken, rief sie: »Nein!«
    Annie sah sie lange an. »Ach komm! Was denkst du denn jetzt schon wieder?«
    Kate McDaniels sah von Jenn zu Annie. Wieder runzelte sie die Stirn. Jenn wusste, dass sie sich Fragen stellte. Sie würde ihrer Mom auf keinen Fall erklären, was hinter ihrem Ausbruch steckte. Deshalb sagte sie: »Ich hab nur gedacht...«, aber ihr fiel nichts anderes ein als: »Wie kriegst du sie ohne Mom in die Dusche?«
    Annie antwortete: »Das werde ich wohl irgendwie hinkriegen müssen, oder? In dem Bad ist kaum Platz für zwei, und drei Leute passen da auf keinen Fall rein. Wenn du sie nicht waschen willst...« Den letzten Satz sagte sie mit viel Nachdruck.
    Jenn spürte, wie ihr Gesicht feuerrot wurde. Aber sie zuckte nur mit den Schultern und

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