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Wetterleuchten

Wetterleuchten

Titel: Wetterleuchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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glaubt, dass es sich bei ihr um Melanismus handelt, weil sie auch sonst völlig anders aussieht als die Robben, die bei uns ansässig sind. Und wenn sie den Sender nicht abgeworfen hat und keinen Melanismus hat und trotzdem pechschwarz ist, dann kann es daran liegen, dass sie zu einer neuen Art gehört, die in der Meeresbiologie bisher noch nicht bekannt ist.«
    »Außer bei Annie Taylor«, bemerkte Jenn grimmig. »Und jetzt hat sie vor, sie zu bestimmen, was?«
    »Sie wird versuchen herauszufinden, was für eine Art Robbe Nera ist, ja. Welcher Meeresbiologe würde das nicht? Wenn du mich fragst, geht dieser Parker gerade los und kauft sich selbst ein Flugticket, um Annie Taylor zuvorzukommen.«
    Jenn wurde unbehaglich zumute, als sie über die Folgen dieser Enthüllungen nachdachte, vor allem für die Sicherheit der Robbe. Sie hatte keine Ahnung, was es alles brauchte, um eine neue Robbenart zu bestimmen, aber sie war sicher, dass ein paar Fotos von Nera der wissenschaftlichen Gemeinschaft als Beweise nicht ausreichen würden. Sie bräuchten sicher mehr, wenn sie Annie als Entdeckerin einer neuen Säugetierart anerkennen sollten. Sie bräuchten das Tier selbst. Und wenn sie es nicht bekamen, dann bräuchten sie mindestens einen ganzen Haufen DNA und was sie sonst noch von ihr bekommen konnten.
    Da sagte Squat nachdenklich: »Eine Sache finde ich allerdings komisch.«
    Sie sah ihn an. Er hatte sich auf dem Sofa zurückgelehnt und blickte in Gedanken versunken an die Decke. Er hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt, und sein T-Shirt war hochgerutscht und entblößte einen weißen Streifen Bauch und ein rostfarbenes Büschel Haare, das in seine Jeans kroch. Jenn wurde rot und sah weg. Sie fragte: »Was denn?«
    »Die ganzen verrückten Robbenbeobachter auf der Insel wissen doch von ihr. Sie haben eine eigene Website und sie rufen sich gegenseitig an, sobald die Robbe irgendwo auftaucht. Sie halten sogar Versammlungen ihretwegen ab ... Und denk nur dran, wie Ivar Thorndyke immer allen eintrichtert, dass sie sich von ihr fernhalten sollen. Irgendjemand von denen muss doch gemerkt haben, dass sie nicht nur schwarz ist, sondern auch sonst ganz anders aussieht als die anderen Robben. Und zwar schon vor langer Zeit.«
    »Bevor Annie aufgetaucht ist.«
    »Genau. Die Frage ist also, warum hat das noch keiner gemerkt? Und falls doch ...« Er blickte sie an.
    »Ich glaube, wir wissen, wer das wäre, oder nicht?«
    »Ivar.«
    Sie sahen einander an. »Was glaubst du, was er alles weiß?«
    »Ich glaube, die Frage müsste anders lauten«, antwortete Squat.
    »Wie denn?«
    »Warum behält er es für sich?« Er gähnte und kratzte sich den Bauch. Er bemerkte, wie ihr Blick der Bewegung seiner Hand folgte, und sagte: »Und? Bist du bereit, mich zu entlohnen?«
    »Zunge oder was?«
    »Oder was«, sagte er und zog sein T-Shirt aus.
    Sie zögerte einen Augenblick.
    Perverse Lesbe.
    Von wegen, sagte sie zu sich und tat es ihm gleich.

Kapitel 39
    D iana Kinsale hatte von der jungen Frau in Possession Point erfahren wie alle anderen auch: durch die Lokalzeitung. Deshalb wusste sie auch sofort, wovon Becca sprach, als diese von ihr erzählte. Sie war ihrer Meinung, dass etwas nicht mit ihr stimmte, und als Becca ihr sagte, dass sie bei Cilla kein Flüstern hörte, ging Diana ans Fenster ihrer Glasveranda und sah ein paar Minuten lang auf die Saratoga-Passage hinaus.
    In solchen Augenblicken wünschte Becca sich, sie könnte Dianas Flüstern hören. Sie sah so ernst auf das Wasser hinaus, dass Becca ahnte, dass mehr hinter dem Verhalten mancher Bewohner dieser Stadt stecken musste, als auf den ersten Blick ersichtlich war.
    Schließlich wandte sich Diana vom Fenster ab. »Ich bin nicht sicher, ob ich bei einer körperlichen Erkrankung helfen kann.«
    »Ich weiß, Sie können sie nicht heilen«, wandte Becca ein. »Aber ich dachte, vielleicht können wir beide gemeinsam herausfinden, wer sie ist. Und dann könnten wir ihre Eltern finden, denn die würden doch bestimmt wissen wollen, wenn sie krank ist.«
    Noch während sie die Worte sprach, spürte Becca, wie der kleine Stein aus Kummer, den sie ständig in ihrer Brust trug, ein bisschen größer und schwerer wurde. Eltern. Mutter. Ihre eigene Mom. Sie hustete, schluckte geräuschvoll und presste die Lippen zusammen.
    Diana beobachtete sie besorgt. Leise sagte sie: »Dann lass uns gehen. Ich weiß zwar nicht, was ich für sie tun kann, aber ich kann es ja zumindest versuchen.«
    Als sie

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