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Wetterleuchten

Wetterleuchten

Titel: Wetterleuchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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schlimmer. Derric Mathieson und EmilyJoy Hall kamen herein. EmilyJoy quasselte enthusiastisch. Derric hörte ihr mit einem angedeuteten Lächeln zu. Dieses angedeutete Lächeln verschwand jedoch auf der Stelle, als er Becca sah.
    Becca weigerte sich, den Kopf wegzudrehen. Er war sauer auf sie? Er wollte nicht darüber reden, warum er sauer war? Er wollte, dass sie sich unbehaglich fühlte? Er wollte sie eifersüchtig machen? Na schön, entschied sie. Dann versuch’s doch. Sie sah ihn an, bis er die Augen senkte. Er und EmilyJoy setzten sich drei Tische weiter hin, nahe genug, dass sie sehen konnte, wie ernst er sich mit dem anderen Mädchen unterhielt. Sie plauderten und lachten und schlugen ihre Hefte auf. Sie erstellten beide jeweils eine Liste, die sie zwei Minuten später miteinander verglichen.
    »Das gibt’s nicht!«, hörte sie ihn sagen. »Ich fass es nicht!«
    »Zwei Dumme, ein Gedanke«, erwiderte EmilyJoy begeistert.
    »Wir sind auf jeden Fall auf derselben Wellenlänge«, stellte er fest.
    Da hielt es Becca nicht mehr aus und ging rüber zu ihrem Tisch. EmilyJoy blickte mit einem freundlichen Lächeln auf. Becca begrüßte sie und wandte sich dann an Derric: »Kann ich kurz mit dir reden?«
    »Wir arbeiten hier gerade«, sagte EmilyJoy.
    »Es ist wichtig«, erwiderte Becca. »Es wird nicht lange dauern.«
    Derric fragte: »Was?«
    »Unter vier Augen«, antwortete Becca und ging hinüber zu den Regalen in der Hoffnung, dass er ihr folgen würde.
    Was er auch tat. Sie nahm den Hörer aus dem Ohr. In Derrics Gegenwart tat sie das fast nie. Nur selten drang sie in die Privatsphäre seiner Gedanken ein. Aber sie waren an einem Punkt angelangt, wo sie ihn nicht mehr verstand und wissen musste, was er dachte, und sie musste ihn verstehen, bevor es zu spät war.
    Auf keinen Fall ... ich wünschte, sie ... braucht Vertrauen, aber sie tut's nie im Leben ... kam von ihm, dieselben unzusammenhängenden Gedanken, die sie bei anderen aufschnappte. Sie murmelte völlig frustriert vor sich hin. Wann, fragte sie sich, und wie würde das Flüstern je eindeutig genug werden, damit es ihr weiterhalf?
    Als Derric zu den Regalen herüberkam, verschränkte er die Arme. Er stand nah genug, dass sie seinen Duft einatmen konnte, diesen kaum wahrnehmbaren Geruch von kochenden Früchten, den nicht sein Körper ausströmte - wie sie inzwischen wusste - sondern die Erinnerungen, die er in Schach zu halten versuchte. Sie checkt’s nicht... gleichwertig müssten wir ... kann nicht passieren ... kapier’s einfach ... ging ihm durch den Kopf.
    »Wir hätten bei diesem Projekt zusammenarbeiten können. Wir hätten eine gute Note kriegen können«, sagte sie.
    »Ich werde eine gute Note bekommen«, erwiderte er.
    »Du weißt, was ich meine.«
    »Nö. Tu ich nicht.«
    Sie hatte seine Augen noch nie so ausdruckslos gesehen. Werde nie verstehen ... will’s auch nie ... verriet ihr, dass er mehr als nur Wut verspürte. Schmerz, Eifersucht, Bitterkeit, Kummer? Was war mit ihm los?
    »Ich möchte mich nicht mit dir streiten«, sagte sie.
    »Wir streiten uns nicht«, gab er ruhig zurück. »Das haben wir mal. Aber jetzt nicht mehr.«
    »Und was ist jetzt mit uns? Warum tust du das?«
    »Ich tue gar nichts. Du auch nicht. Das ist ja das Problem.«
    Er sah weg und zurück zum Tisch, wo EmilyJoy still in ihr Heft schrieb.
    »Was soll das denn heißen?«
    »Was immer du willst, Becca.«
    Ihr Hals schnürte sich zu, weil seine Worte so endgültig waren wie vorbei ..., das einzige Flüstern, das sie hören konnte. Ihre Lippen waren auf einmal trocken wie Papier, und sie presste hervor: »Aber wir sind etwas Besonderes. Wir beide zusammen. Wir sind etwas Besonderes.«
    Er wandte ihr wieder den Blick zu, und sie las es in seinen Augen, bevor er es aussprach. »Das waren wir mal«, sagte er. »Zwischen uns lief etwas Gutes, aber das ist vorbei. Ich weiß nicht, wie es für dich ist, aber für mich ist es so.«
    »Warum?«, fragte sie, und sie konnte die Verzweiflung in ihrer Stimme hören.
    »Wir sind so weit gegangen, wie wir konnten«, sagte er.
    »Geht es um Sex?«, fragte sie ungläubig.
    Er legte den Kopf schief und sein Gesichtsausdruck veränderte sich. Er schwankte zwischen Überraschung und Abscheu, während voll daneben ... zwischen ihnen in der Luft hing. Er fluchte leise vor sich hin und sagte: »Tu nicht so, Becca. Du weißt genau, worum es hier geht.«
    »Du machst Schluss, oder?«, wollte sie wissen. »Weil ich dir nicht sage, wo ich

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