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Wetterleuchten

Wetterleuchten

Titel: Wetterleuchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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wie Ich lass sie den Teil machen, weil ich auf keinen Fall..., das sein falsches Lächeln begleitete.
    Sie traf sich mit ihm wie verabredet in der Bibliothek. Es gab keinen Bibliothekar, sondern nur eine ehrenamtlich arbeitende Mutter vom Elternbeirat, die auf einem Stuhl hinter der Ausleihtheke saß und die beiden misstrauisch beäugte, als sie sich an einen der Tische setzten. »Hier wird nicht rumgeknutscht, ihr zwei«, sagte sie zu ihnen.
    »Bestimmt nicht«, erwiderte Tod und steckte sich die Faust in den Mund, um es zu unterstreichen, nur für den Fall, dass die Frau es nicht kapierte. Als Becca seine Gedanken hörte: Küsse lieber ... Arsch wie ’n Kuhfladen, hätte sie ihn am liebsten verprügelt oder gefragt, warum er sich für so einen tollen Fang hielt. Aber sie ignorierte das Flüstern und holte ihr Heft heraus. Vielleicht konnten sie die Arbeit so aufteilen, dass sie ihn bis zum Tag der Präsentation im Unterricht nicht wiedersehen müsste.
    Leider hatte Tod einen großen Plan. Der Lehrer würde voll drauf abfahren, wie er sich ausdrückte. Die Aufgabe bestand darin, sich politische Alternativen zu Eroberungen zu überlegen, durch die alte Kulturen erhalten geblieben wären, anstatt von ihren europäischen Eroberern zerstört zu werden. Die Schüler konnten sich einen Eroberer unter den existierenden Ländern Europas aussuchen, sollten sich aber die primitive Kultur und ihre erhaltenen Traditionen selbst ausdenken.
    Niemand würde auf die Idee kommen, als europäischen Eroberer die Schweiz zu wählen, verkündete Tod fröhlich wie jemand, der für seinen unglaublichen Geniestreich tosenden Applaus erwartete. Sie würden also mit den Schweizern anfangen, kapiert? Die würden einen ganzen Haufen Schiffe bauen und um 1500 herum lossegeln, um die Welt zu erobern. Dann würden sie auf einen Stamm in Polynesien treffen, erklärte er weiter, oder vielleicht in Patagonien oder sogar in der Antarktis, was absolut klasse wäre ...
    »Das glaube ich weniger«, erwiderte Becca.
    Tod starrte sie an. »Wie ... warum nicht?« Scheißdumme Tussi.
    Sie kniff die Augen zusammen und spannte einen Moment lang den Kiefer an, um ihre Wut zurückzuhalten. »Weil die Schweiz von Land umschlossen ist«, erklärte sie ihm. »Sie haben nicht mal einen Hafen, also warum sollten die Schweizer Schiffe bauen? Sollen sie sie etwa über die Alpen schleppen?«
    Tod warf sich in seinem Stuhl zurück und machte ein angewidertes Gesicht. »Warum hältst du dich eigentlich für so ’ne heiße Braut?«, fragte er sie. »Das bist du nämlich nicht.«
    »Hä? Was hat das mit unserem Projekt zu tun?«
    »Hast du ’ne bessere Idee? Dann lass mal hören, Dickwanst.« Klar doch.
    »Ich sage doch nur ... Hör mal, wir wollen doch beide eine gute Note, oder? Aber die werden wir nicht kriegen, wenn wir uns etwas aussuchen, das völlig unmöglich ist.«
    »Wer sagt, dass es unmöglich ist?«, wollte er wissen. Bescheuert ... hält sich für so scharf... hässlicher als eine platt gewalzte Kröte . .. war, was er eigentlich sagen wollte.
    Becca nahm schließlich ihren Kopfhörer und rammte ihn sich ins Ohr. Sonst würde sie ihn gleich ganz woandershin rammen, dachte sie sich. »Ich sage nur, dass es realistisch sein muss, Tod. Es gibt eine Menge Länder mit Seehäfen, und wir brauchen bloß eins zu finden.«
    »Die Schweiz hat Seen, Doofi.«
    »Und warum ist das wichtig?«
    »Ist doch klar. Weil sie auf Seen Schiffe haben.«
    »Und was sollen diese Schiffe tun? Von einer Seite des Sees zur anderen segeln, damit ein Teil der Schweiz einen anderen erobern kann? Komm schon. Ich will, dass wir eine gute Note bekommen.«
    »Du meinst also, dass wir wegen mir keine gute Note bekommen? Hör mal zu, Kuhfladen ...«
    »Hey!«
    »Ja, das essen sie. Heu. Ha ha ha.« Er rückte seinen Stuhl zurück. »Sag Bescheid, wenn dir was Besseres einfällt. Ich bin jetzt erst mal weg. Einer von uns muss anfangen, an unserem Projekt zu arbeiten, und du solltest lieber froh sein, dass ich bereit bin, mit dir zusammenzuarbeiten.«
    Sie starrte ihn an. Sie machte den Mund auf, aber ihr fiel nichts ein, was sie hätte sagen können, außer ihn gehässig darauf hinzuweisen, dass ein Junge, der nicht mal seinen eigenen Vornamen richtig schreiben konnte, nicht gerade preisverdächtig war. »Ja, alles klar«, sagte er wie jemand, der die Antwort auf jede Prüfungsfrage kannte. Dann drehte er sich um und marschierte aus der Bibliothek. Im nächsten Augenblick wurde es noch

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