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Wetterleuchten

Wetterleuchten

Titel: Wetterleuchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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genähert hatte, dieses Bild aber im Norden vom Strand des Joseph Whidbey State Park aus gemacht worden und sie nahe genug herangeschwommen war, damit Leute erkennen konnten, dass es sich um Nera handelte.
    Er sei um Neras Gesundheit besorgt, erklärte Ivar. Ihr frühes Auftauchen könne bedeuten, dass sie krank sei. Könnten sich alle noch an das Jahr erinnern, als eine Schule von Großen Tümmlern in der Meerenge aufgetaucht sei? Sie bewegten sich außerhalb ihres Lebensraums und starben alle, und keiner wusste, warum. »Wir möchten ja nicht, dass das Gleiche mit Nera passiert«, erklärte er.
    Damit wäre das Robbenfest auf jeden Fall erledigt, dachte Jenn, es sei denn, sie wollten die Robbe ausstopfen lassen und sie wie eine Heilige in einem großen Glassarg durch das Dorf tragen. Jenn kämpfte sich zu Annie Taylor durch, die das Bild von Nera mit zusammengekniffenen Augen betrachtete, als versuche sie, die Robbe deutlicher zu sehen. »Weiß jemand, wie alt sie ist?«, fragte sie.
    Mehrere Köpfe wirbelten in Annies Richtung herum. Sie war eine Fremde, und es war seltsam, dass jemand Fremdes bei einer Versammlung der Robbenbeobachter auftauchte. Jenn überlegte, ob sie Annie den Leuten vorstellen sollte, aber das brauchte sie gar nicht, denn Annie erledigte das selbst.
    Sie sagte ihnen, sie sei Meeresbiologin, und ob sie ihnen irgendwie helfen könnte ...
    Als er das hörte, strahlte Ivars Gesicht förmlich auf. Er nahm zwei Broschüren von einem Tisch und reichte sie ihr. »Ich glaube, Sie schickt der Himmel«, sagte er. »Unterhalten wir uns nach der Versammlung und finden wir heraus, ob das wirklich der Fall ist.«
    Das Treffen endete damit, dass sich die Robbenbeobachter bereit erklärten, Beobachtungsschichten zu übernehmen. Jetzt, da Nera in der Gegend war und ein Foto es bewies, mussten sie entlang ihrer Route an der Westseite der Insel regelmäßig Ausschau nach ihr halten. Sie brauchten tägliche Berichte zu bestimmten Zeiten. Sie mussten wissen, wo und zu welcher Zeit die Robbe gesichtet wurde, was sie dort machte, und wie lange sie an den Orten, wo sie auftauchte, blieb. Alles Ungewöhnliche müsse berichtet werden, erklärte ihnen Ivar. Benutzt die Website.
    Geschenkt, dachte Jenn. Sie war am Verhungern. Village Pizza war auf der First Street, und bei dem Gedanken an eine große Pizza mit Wurst, Oliven und Pilzen lief ihr das Wasser im Mund zusammen. Aber als sich die Versammlung auflöste, ging Annie zu Ivar.
    Sie redete ganz aufgeregt über Neras frühe Ankunft und erklärte Ivar, dass es nur eine Möglichkeit gäbe, ihr zu helfen, wenn die Robbe krank sei. Sie bräuchte Medizin, und ein Experte müsse geholt werden, um sich um sie zu kümmern. Dann könne ihr Gesundheitszustand überprüft werden, und während sie in Gefangenschaft sei, wäre das eine ausgezeichnete Gelegenheit, eine DNA-Probe von ihr zu nehmen.
    Bei diesem Vorschlag ging Ivar Thorndyke der Hut hoch. Jenn hatte das Gespräch nicht verfolgt, aber sein Aufschrei: »Niemand rührt diese Robbe an!«, weckte nicht nur ihre Aufmerksamkeit, sondern ließ auch Annie zehn Sekunden lang verstummen. Schließlich brachte sie hervor: »Niemand will sie von der Insel wegholen. Ich rede von einem Gehege, wo sie in Sicherheit wäre, bis sie wieder gesund ...«
    »Kommt nicht in Frage«, gab Ivar zurück. »Ich werde nicht zulassen, dass irgendjemand versucht, die Robbe einzufangen.«
    »Meine Güte, sie gehört dir doch nicht«, murmelte Jenn.
    »Das wird nicht passieren. Hören Sie, es muss doch einen Grund geben, warum sie so früh hier ist. Und ich sage es nicht gerne, aber es muss auch einen Grund geben, warum sie so aussieht«, sagte Annie.
    »Was soll das schon wieder heißen?«, wollte Ivar wissen, als hätte jemand sein eigenes Kind beleidigt. »Sie sieht aus, wie sie immer ausgesehen hat.« Er zeigte auf die Weißwandtatel, worauf das Bild von Nera draußen im Meer projiziert worden war. »Man kann auf dem Foto nicht erkennen, dass sie anders aussieht als vorher. Und haben Sie sie überhaupt schon einmal gesehen?«
    »Ich spreche nicht davon, dass sie sich seit dem letzten Jahr äußerlich verändert hat. Ich spreche von ihrem Aussehen per se: von Kopf bis Fuß schwarz. Dafür muss es einen Grund geben. Die Robbe könnte das Opfer einer ...«
    »Diese Robbe ist das Opfer von gar nichts«, erklärte Ivar. »Und sie wird nicht zum Opfer werden, indem man sie einfängt und Tests an ihr durchführt.«
    »Meine Güte«, sagte Annie. »Sie

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