Wetterleuchten

betatschte.
    »Hey!« Sie sprang auf.
    »Was?«, fragte er überrascht.
    »Was soll das heißen >was    »Hat es dir nicht gefallen?«
    »Squat! Verdammt...?«
    »Verdammt?« Er wurde knallrot, aber zum ersten Mal war sich Jenn nicht sicher, was das bedeutete. Es konnte nicht an der Schüchternheit liegen, die sie sonst immer mit ihm verband. Die Brust eines Mädchens anzugrapschen, war alles andere als schüchternes Verhalten.
    »Ich meine ... Mann ... verdammt noch mal ... Squat, komm schon ... ich meine, du kannst nicht einfach ...«, erwiderte sie. Dann atmete sie laut aus, ging zum Fenster, gegen das der Regen prasselte, kehrte zum Sofa zurück und sah auf ihn hinunter. Die Hand in die Hüfte gestemmt, sagte sie: »Was ist los mit dir?«
    »Nichts. Mann, Jenn. Du hast dich aufgeführt wie ...« Er spielte mit dem Laptop herum und rief das Internet auf.
    »Wie was?«, fragte sie ihn.
    »Vergiss es«, sagte er. »Ich dachte einfach, du wolltest es.«
    »Es? Was? Deine Hand auf meiner Brust? Deine Zunge in meinem Mund? Was?«
    »Bäh. Musst du das so sagen? Vergiss es einfach, okay?«
    »Wir sind Freunde, und ich vergesse gar nichts. Was läuft da gerade ab?«
    »Nichts. Ganz offensichtlich läuft da gar nichts ab.« Und mehr wollte Squat nicht sagen.
    Die Geschichtsreferate fingen am nächsten Tag an. Der verhasste Mr Keith stellte einen großen Pappkarton auf seinen Schreibtisch, in dem er den schriftlichen Teil des Projekts einsammelte, und als der Unterricht anfing, holte er einen Beutel hervor, aus dem er einen Zettel mit den Namen der Schüler zog, die den mündlichen Teil als Erste vor dem Rest der Klasse vortragen mussten.
    Wie immer ging ein Murren, Flüstern, Kichern und Murmeln durch die Klasse, worauf Mr Keith reagierte wie immer: »Ruhe, Leute. Ihr wusstet, dass dieser Tag kommt. Ihr solltet alle vorbereitet sein.« Er entfaltete den Zettel mit den Namen der ersten unglücklichen Vortragenden mit viel Getue. Dann sah er auf und verkündete: »King und Schuman.« Jenn konnte sich nur mit Mühe ein Grinsen verkneifen. Das, dachte sie, wird interessant. Sie fragte sich, wie weit sie kommen würden, bevor Zweitunterhose zum wiederholten Mal demonstrierte, warum man ihn so nannte.
    Sie beobachtete, wie Fettarsch vor ihr aufstand. Sie nahm den Kopfhörer aus dem Ohr, als jemand hinten im Raum murmelte. »Auf geht’s, Zweitunterhose. Zeig uns, was du drauf hast.«
    Die Fettkuh sah auf ihren Referatspartner hinunter. Er war nicht aufgestanden und klammerte sich so fest an seinen Tisch, dass man ihm die Finger würde einzeln zurückbiegen müssen, um ihn von seinem Platz wegzuzerren. Ihm war das Entsetzen ins Gesicht geschrieben, als er zu Klugscheißer aufblickte. Jenn hörte, wie die Fettkuh ermutigend »Jetzt komm schon« zu ihm sagte, als wäre er ein Reh drei Sekunden, bevor ein Sattelschlepper es über den Haufen fährt.
    Tod Schumans Flüstern drang bis nach hinten zu Jenn. »Ich hab’s nicht gemacht«, sagte er.
    »Was?« Fettarschs Gesicht war ein Bild für die Götter. Sie hatte eindeutig nicht die geringste Ahnung, was Zweitunterhosen-Schuman versuchte, ihr mitzuteilen.
    »Meinen Teil des Referats«, erklärte er. ».Also ich hab’s gemacht, aber ich kann nicht. Ich ... Ich werde ... Du musst...«
    »Tod!« Mr Keiths Stimme ertönte vom hinteren Teil des Klassenzimmers. »Sind wir vorbereitet? Denn, falls nicht ...«
    »Nein, nein, er ist vorbereitet«, sagte die Fettkuh. »Wir sind so weit.« Und dann leise zu Tod. »Komm schon.«
    »Du kapierst es einfach nicht.« Seine Stimme wurde zu einem panischen Flüstern.
    »Pssss, psss, psss, pissssss«, versuchte jemand, ihr auf die Sprünge zu helfen.
    Da legte Tod Schuman den Kopf auf den Tisch. Und Fettarsch schien es auf einmal wie Schuppen von den Augen zu fallen. Sie sackte äußerlich und innerlich in sich zusammen und ließ die Schultern hängen. Ätsch, bätsch, dachte Jenn.
    »Tod«,wiederholte Mr Keith. Tod reagierte nicht. Da brüllte Mr Keith: »Tod! Entweder du stellst dich jetzt mit Becca vor die Klasse oder du kassierst eine Sechs!«
    Tod Schuman rührte sich nicht vom Fleck.
    »Ist dir klar, dass du und Becca die gleiche Note bekommt?«, wollte Mr Keith wissen.
    Tod Schuman nickte. Fettarsch blickte zu Mr Keith, und ihr flehender Blick war so unübersehbar, dass selbst Jenn Mitleid bekam. Aber Mr Keith war absolut unerbittlich, und die Fettkuh schleppte sich nach vorne. Dort standen zwei Notenständer als