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Wettflug mit dem Tod (Orion 10)

Wettflug mit dem Tod (Orion 10)

Titel: Wettflug mit dem Tod (Orion 10) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Tareyton.«
    Cliff griff nach dem zweiten Glas und stellte es sorgfältig ein, dann hob er es.
    »Wofür haben Sie sich entschieden, Titus Veever?«
    Ohne feststellbare Gemütsbewegung, ohne den Gesichtsausdruck zu verändern, sagte Veever:
    »Hundertprozentig für diesen Planeten hier.«
    Und nach einer kurzen Pause setzte er hinzu:
    »Für Tareyton würde ich sterben, glaube ich.«
    Cliff glaubte es ihm unbesehen. Auch er begann, die Faszination dieser bedingungslosen, wilden Welt zu spüren.
    »Die Vögel sind sehr unruhig. Vermutlich haben sie uns gesehen oder gehört.«
    Cliff sah durch das Glas, wie sich die stärksten Raubvögel bewegten, die harten, gekrümmten Schnäbel aufrissen und das Gefieder putzten, immer wieder die Schwingen entfalteten und zusammenklappten.
    »Vermutlich. Was werden sie tun?«
    »Wer, ich?«
    »Nein«, sagte Cliff, »die schwarzen Vögel.«
    »Das kann ich nicht sagen. Wenn sie brüten, sind sie wie wahnsinnig.«
    »Brüten sie?«
    »Vielleicht.«
    Cliff entsicherte daraufhin seine Handwaffe und steckte sie wieder zurück. Er ging ungern Risiken ein.
    Plötzlich stiegen die Vögel auf.
    Es wirkte wie eine drohende, schwarze Wolke. Sie entfernte sich, fast lautlos, nur mit dem schwirrenden Geräusch von Hunderten von Flügeln, in entgegengesetzter Richtung.
    »Das habe ich auch noch nie erlebt«, sagte Titus Veever fassungslos.
    Cliff blickte der Wolke nach und dachte nur eines: Diese Wolke versinnbildlicht seine Gedanken. Sie hießen: Gefahr .

 
5
     
    Wieder jenes Bild, das die Menschen auf so ausschließliche Art fesselte. Und Cliff erlebte es mit allen seinen Sinnen.
    Er hörte die Geräusche, roch die salzige Luft, fühlte den Schmutz an seinen Fingern, die Müdigkeit in seinen Knochen und sah den riesigen Mond. Cliff lag neben Titus auf der Bank. Sie hatten die breite Lehne umgeklappt und auf diese Art zwei Lager bekommen. Jetzt versuchten die Männer, ohne Stiefel und Jacken, unter der leichten Decke einzuschlafen. Cliff hatte die Jacke zusammengedreht und unter den Kopf geschoben.
    »Still!« flüsterte Titus.
    Er bewegte sich schnell und geräuschlos wie eine Katze.
    Cliff richtete sich auf und griff nach der Handwaffe.
    »Was ist los?«
    Titus turnte schnell über ihn hinweg, lief über den kajütenartigen Überbau und drehte den Scheinwerfer herum.
    Knackend entsicherte Cliff die Waffe.
    Hinter ihm schaltete der Kolonist den drehbaren Bugscheinwerfer ein. Weißes Licht tauchte die Zweige des Baumes in blendende Helligkeit, und über den beiden Männern war plötzlich ein Geräusch, das Cliff nicht kannte. Er hatte es in seinem Leben noch nie so nahe und so deutlich gehört. Im Licht des Scheinwerfers sah der Oberst einen der schwarzen Raubvögel, der wie ein Pfeil durch Zweige und Äste brach und mit Schnabel und Krallen angriff.
    Fauchend entlud sich die Gasdruckpistole.
    Drei Fuß vor dem Bootsrand schlug der Vogel ins Wasser. Durch das Geräusch schlagender Flügel und krächzender Stimmen kam der Ruf Veevers:
    »Sie greifen an! Die Vögel!«
    Der Gleiter lag ruhig im Wasser, neben ihm ragte der Baumstamm auf. Der Hohlraum zwischen dem Wasserspiegel und den Blättern und Zweigen war von Licht erfüllt und zwischen den Pflanzen hindurch sah Cliff die riesige Scheibe des Mondes, der wie ein gigantisches weißes Rad den Horizont entlangzurollen schien. Vor dem Mond befand sich in stetiger Bewegung die Wolke der Raubvögel. Sie drehte sich ständig, und einzelne Tiere lösten sich und schossen zielbewußt auf den Gleiter los. Wieder visierte McLane und schoß.
    Die Pistole arbeitete fast geräuschlos, nur mit einem kurzen, fauchenden Zischlaut.
    »Schießen Sie um Ihr Leben!« sagte Titus.
    Er ließ den Schalter des Scheinwerfers los, kam zurück auf die breite Bank und wendete Cliff den Rücken zu. Titus schoß mit seinem Gewehr von der Hüfte aus. Er schoß fast ununterbrochen und traf jedesmal.
    Vögel krachten wie Steine durch die Äste, falteten die Schwingen zusammen und griffen an.
    Federn flogen, Schnabelhiebe, Krallen und krächzende Laute.
    Cliff hütete sich davor, nach rückwärts zu schauen; er fürchtete, geblendet zu werden. Er zielte und schoß, holte einen Raubvogel nach dem anderen herunter und riß dann sein Messer hervor. Zwei Vögel, die ihn von der Seite angriffen, erledigte er mit dem Messer. Auf dem Deck, zwischen den Sitzen und rund um den Scheinwerfer waren Vögel, lebende und bewußtlose, und das Licht wurde zu einem Inferno sich bewegender

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