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Wettflug mit dem Tod (Orion 10)

Wettflug mit dem Tod (Orion 10)

Titel: Wettflug mit dem Tod (Orion 10) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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streckte die Hand nach der Flasche aus und sagte fast erschüttert:
    »Jetzt habe ich einen riesigen Schluck wirklich nötig.«
    Er trank ein beträchtliches Quantum von Archer's tears und verschloß die Flasche wieder sorgfältig. Dann sagte er leise, aber in sehr bestimmtem Tonfall:
    »Wollen Sie mir einige Minuten lang zuhören, Titus?«
    »Von mir aus«, knurrte der Kolonist. »Oder soll ich in den Sumpf springen und weglaufen?«
    »Reden Sie keinen Unsinn.«
    »Also – schießen Sie los, Raumfahrer!«
    »Vor langer Zeit begann die Erde, in dem Neunhundert-Parsek-Raumbezirk, den sie kontrollierte, Planeten zu kolonisieren. Teilweise deshalb, weil es auf Terra an Platz für die Milliarden Menschen mangelte, teilweise, um die Planeten in der Raumkugel zu erschließen. Was in der Zwischenzeit auch immer passiert ist: Wir alle haben unsere Vorfahren von der Erde. Wir sind Menschen. Ob wir nun die Jagd schätzen, den Raumflug oder eine andere Form von Verrücktheit ... wir sind sozusagen Brüder. Es gibt keinen Grund, jemanden zu verachten, nur weil er wenig Verständnis für die eigene Lebensart hat. Und es gibt noch viel weniger Grund für verrückte Reaktionen. Ich habe selbst erlebt, wie ein Kolonialplanet, dessen Anführer einer idiotischen Mystik anhingen, die Erde vernichten wollte, und das wird sich, sobald ich es weiß und verhindern kann, nicht wiederholen. Verstehen Sie, was ich damit sagen will?«
    »Ich bin ja nicht dumm«, erwiderte Titus mürrisch. »Warum haben Sie mir diesen Vortrag gehalten?«
    Cliff hob den Kopf und hörte, wie die Schreie noch lauter geworden waren. Sie kamen gerade auf dieses zweite Lager zu.
    »Weil ich glaube, daß Sie trotz Ihrer bewußt einfachen Art ein hochintelligenter Mann sind. Und weil ich annehme, daß Sie genügend wissen, um nicht an Dingen mitschuldig zu werden, die in der gleichen Kategorie liegen wie der erwähnte Anschlag auf Terra.«
    Titus griff nach seinem Gewehr.
    »Sie verdächtigen mich, einen Anschlag auf Terra zu planen?« fragte er.
    Cliff schüttelte ernst den Kopf.
    »Nein«, erklärte er. »Ich verdächtige Sie nicht, Titus. Ich möchte nur erreichen, daß Sie Ihre Arroganz den Teks oder Terra gegenüber verlieren. Wir sind genausoviel wert wie Sie. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.«
    »Habe ich auch nicht behauptet«, sagte Titus.
    »Aber gedacht«, erwiderte Cliff. »Hören Sie das Geschrei?«
    »Ja. Wir werden etwas unternehmen müssen.«
    »Welchen Vorschlag haben Sie?«
    Cliff spürte zum drittenmal in dieser Nacht, wie die Gefahr auf ihn zukroch. Sie war noch unsichtbar und kam durch das Halbdunkel, durch das Schilf, über dem der riesige weiße Mond stand. Die Vögel, der Verdacht gegen Titus, die Rinderähnlichen ...
    »Bis jetzt keinen.«
    Cliff stand auf und entsicherte die Büchse. Titus kletterte auf den Steuersitz und spähte nach vorn. Dann sprang er mit einem gewaltigen Satz hinunter in den Boden des Gleiters.
    »Eine Herde rast direkt auf uns zu«, flüsterte er.
    »Was können wir tun?« fragte Cliff.
    »Wir verlassen den Gleiter und trennen uns. Wir versuchen, uns in den Bäumen zu verstecken.«
    Er stieg schnell aus dem Gleiter und prüfte den Boden unter seinen Füßen.
    »Wie kommt es eigentlich, daß diese Pseudorinder nicht von den Zahnfischen angegriffen werden?«
    Cliff stand bereits auf der anderen Seite des Gleiters und hörte inzwischen das Brechen und Knacken der Schilfhalme.
    »Die Tiere haben dicke Knochenschichten, die von den Hufen aus bis zu den oberen Gelenken reichen. Die Zähne der Fische rutschen ab. Die Zahnfische haben nur dann eine Chance, wenn die Pseudorinder schwimmen müssen oder umfallen.«
    »Ich verstehe.«
    Titus hob die Büchse über den Kopf und sagte drängend:
    »Passen Sie auf. Wir gehen jetzt in entgegengesetzten Richtungen auseinander und treffen uns auf der anderen Seite des Waldes. Wenn Sie angegriffen werden – sofort schießen und in die Baumkronen flüchten, dorthin, wo die Vögel nicht hinkommen. Die Herde wird vermutlich an uns vorbeirasen.«
    »Einverstanden.«
    Cliff ging schnell, aber mit äußerster Vorsicht, nach links. Er fühlte unter den Sohlen seiner Stiefel den wankenden, unsicheren Boden des Sumpfes und hörte die schmatzenden Geräusche, wenn er die Stiefel wieder aus den Löchern herauszog. Die Schreie wurden noch lauter, dann blieb Cliff stehen und sah sich um. Er war jetzt etwa dreißig Meter vom Gleiter entfernt. Jenseits des breiten Kreises, der sich um den Wald

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