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Wettflug mit dem Tod (Orion 10)

Wettflug mit dem Tod (Orion 10)

Titel: Wettflug mit dem Tod (Orion 10) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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besaß, um einen Anschlag auf die Erde aufzudecken, hier auszusetzen. Cliff hatte provoziert und zog jetzt die Konsequenz.
    Natürlich war es äußerst fraglich, ob er Lagune 710 lebend erreichen würde.
    Er drang ins Schilf ein.
     
    *
     
    Es waren rund dreißig Kilometer bis zum Ufer der Lagune, des Sees oder eines der tausend Meere; die Bezeichnung war unwichtig geworden.
    Dreißigtausend Meter!
    Dreißigtausendmal Sumpf, knietiefes Wasser voller Zahnfische, die sich auf die Stiefel stürzten und jedesmal Cliff in die Furcht versetzten, sie könnten den Stoff zerfetzen, dreißigtausendmal Schilf, das sich knarrend zurückbog, den Mann mit den scharfen Rändern der steifen Blätter schnitt, das riesige Insekten entließ, die sich auf McLane stürzten. Meter um Meter legte er zurück. Er schwitzte, als der Mond endlich verschwand und die Sonne aufging. Er wurde geblendet, erlitt einen leichten Schwächeanfall und verlor rapide an Gewicht. Er wurde von der Sonne verbrannt, schoß keine zwei Meter über seinem Kopf zwei Vögel ab und ersehnte das schwere Brummen der Maschine herbei.
    Nichts.
    Der Tag auf Terra und jener auf Tareyton waren bis auf einige Minuten Unterschied gleich lang. Cliff sah auf die Uhr. Es war elf Uhr mittags.
    »Er hätte mir wenigstens etwas Wasser zurücklassen können«, sagte er mit aufgerissenen Lippen.
    Er ging weiter.
    Während er durch Schilf, Sumpf, seichte Fahrtrinnen und über hartes Erdreich stapfte, hatte er genügend Zeit, über das Problem nachzudenken. Der einzige Punkt von Wichtigkeit waren die Nahrungsmittel. Sie erreichten elf Planeten. Zehn von ihnen waren hier in der Nähe, der elfte war die Erde. Aus den einzelnen Extrakten des Weizenreis wurden überall die verschiedenartigsten Nahrungsmittel hergestellt. Was konnte man mit dieser Konstellation anfangen?
    Die Nährmittelextrakte vergiften?
    Cliff stolperte weiter und dachte diesen Prozeß durch. Zwanzigtausend der Kolonisten kannten die anderen zehn Planeten; es war ihre frühere Heimat gewesen. Hatte es für sie einen Vorteil, wenn die restliche Bevölkerung der zehn Planeten vergiftet wurde?
    Nein!
    Es hatte auch keinen Vorteil, wenn die Menschen des elften Planeten – eben die der Erde – vergiftet wurden, aber es würde wirken. Niemand kam je auf die Idee, Nahrungsmittelkonzentrate oder Extrakte zu untersuchen, die von assoziierten Welten eingeflogen wurden. Entweder alle elf Planeten oder keinen vergiften, das waren die Alternativen.
    Cliff hatte in die falsche Richtung gedacht.
    Es mußte anders sein.
    Während er in einem runden, seichten Stück Wasser stand und zusah, wie die Flut zu steigen begann, während sich um seine Füße mindestens fünfzig der wilden Zahnfische versammelten und an dem Material der Wattstiefel abrutschten, griffen ohne Schrei, ohne jede Warnung drei der Raubvögel an. Cliff erschoß einen mit der Büchse, von der Hüfte aus, und die beiden anderen erledigte er mit dem geschwungenen Kolben. Glücklicherweise hatte er in der Brusttasche seines Hemdes die dunkle Brille gefunden, sonst würde er jetzt nichts mehr erkennen können. Er ging weiter, und jetzt glaubte er, das Brummen der Erntemaschine zu hören. Oder phantasierte er bereits?
    Wie war es, wenn man nur bestimmte Extrakte vergiftete?
    Seine Gedanken hatten sich an diesem Begriff festgesaugt, wobei er sich gegenüber zugeben mußte, daß der Begriff ›Gift‹ sehr weit ausgelegt werden konnte. Es konnte eine Droge sein, eine bestimmte Bakterie oder ein Virus. Etwas, das so klein war, daß es kaum entdeckt werden konnte und dennoch so wirksam, daß es einem Planeten gegenüber zu einer Gefahr werden konnte.
    Sinnlos.
    Ehe Cliff nicht den Modus der Verteilung in Lastschiffe, die nach elf verschiedenen Planeten flogen, erkannt hatte, brauchte er sich weiter keine Gedanken zu machen. Und die Vermutung, die er eben gehabt hatte, war zu kompliziert und abwegig, als daß er sie weiter verfolgen mußte.
    Oder doch?
    Dazu gehörte nur eine Tankstation, die vollständig von den Tareys kontrolliert wurde. Eine von rund eintausend.
    Cliff taumelte weiter durch die Hitze und das Schilf. Die Stunden vergingen. Und er wurde schwächer und schwächer, und erst, als die Hitze nachließ, weil die Sonne den Horizont berührte, konnte er wieder frei atmen.
    Jetzt hörte er auch das Brummen der Maschine.

 
6
     
    Das Armbandfunkgerät lag ausgeschaltet im Zimmer des Gästehauses, und das größere Funkgerät war an Bord des Sumpfgleiters. Die

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