Wettflug mit dem Tod (Orion 10)
ebenfalls, damit Sie endlich zu Bad, Rasur und Essen kommen. Ich fliege mit der LANCET.«
Cliff winkte ab.
»Tarnung ist sinnlos. Rufen Sie die Schiffe und lassen Sie sie hier landen. Wir haben über dem Planeten nichts mehr zu suchen. Aber hier unten wird es heiß zugehen.«
Lydia lächelte verhalten.
Sie war fünfunddreißig, und Cliff ertappte sich bei Gelegenheiten, wo er Tamara und sie verglich und zu keinem Ergebnis kam. Lydia sah mindestens fünf Jahre jünger aus und schätzte Cliff ungemein, und er verehrte sie auf eine merkwürdige Art und Weise.
»Hoffentlich schmelzen Sie nicht, Kommandant«, sagte sie warnend.
»Kaum. Die Wut auf Titus Veever wird mich davor bewahren.«
Endlich war Cliff allein. Er stieg aus dem Bett, suchte und fand das Bad und unterzog sich einer langwierigen und komplizierten Prozedur. Er erschrak, als er sein Gesicht im Spiegel sah: Bärtig, sonnenverbrannt mit einem Sonnenbrand auf dem Nasenrücken, hohläugig und mit vier langen, tiefen Rissen verziert, die langsam zu heilen begannen. Er rasierte sich vorsichtig und kam irgendwann an den reichgedeckten Tisch, neben dem Helga und Ivy Cerea saßen.
»Das sieht fabelhaft aus«, brummte Cliff und setzte sich.
Eine halbe Stunde später war er satt, und sein Daseinsgefühl hatte sich entsprechend gehoben. Hasso und Erickson kamen in den Raum; sie hatten die Karte dabei und die entsprechenden Informationen. Ein zahlenmäßig eng begrenzter Kreis von Terranern, Freunde und Mitarbeiter Konsul Halvorsens, hatten das Mehrzweckgebäude besetzt und entfalteten eine rege Tätigkeit.
Hasso blieb neben Cliff stehen und schüttete sich eine Tasse Kaffee ein.
»Es wird ernst«, sagte er leise.
Cliff stimmte ihm zu.
»Ja. Wir werden unmenschlich viel Arbeit leisten müssen. Und ungefährlich ist es auch nicht, denn nichts ist schneller als ein Gerücht. Ich muß annehmen, daß Titus Veever seine Freunde und Mitverschwörer inzwischen gewarnt hat. Er weiß auch sicher, daß ich hier eingetroffen bin ... wie gesagt: Nichts ist schneller als ein Gerücht.«
Erickson nahm die HM 4 aus der Tasche des Bordanzugs.
»Ich werde mich um die LANCET kümmern«, sagte er. »Ich nehme sicher an, daß wir drei uns um die Tanks kümmern, die für die Erde bestimmt sind.«
Cliff grinste grimmig.
»Da hast du verdammt recht, Commander!« sagte er, und seine Stimme klang gefährlich.
7
Cliff, Hasso und Erickson beugten sich über die detaillierte Karte.
»Es gibt insgesamt neunhundertdreiundneunzig Tanklager«, sagte Cliff und deutete auf die Unterlagen. »Davon sind es genau achtzig, die nur von Erdschiffen angeflogen werden. Achtzig mal fünfundzwanzig – das sind ...«
»Zweitausend Anflüge.«
Hasso grinste und prüfte das Magazin der schweren, langläufigen Handwaffe, die er sich von Konsul Halvorsen geliehen hatte. Es war noch Nacht; aber in einigen Stunden würde die Sonne über diesem Teil des Planeten erscheinen.
»Das bedingt Schiffe mit einer Anzahl verschieden großer Tanks. Für Kohlenhydrate, Eiweiß, Mineralstoffe, Fettsuspensionen und Salz. Fünf Tanks. In welchen Tanks kann man ungefährdet die Erreger plazieren?«
Erickson trug eine Kombination zwischen Bordanzug und der Kleidung der Jäger. Es war praktischer, denn die Tanklager standen bei Flut teilweise ebenfalls unter Wasser.
»Wir gehen kein Risiko ein«, sagte Cliff. »Wir nehmen Proben von jedem Tank.«
Hasso lachte verzweifelt.
»Das sind vierhundert Proben! Fünf in jedem Tanklager. Unsere Wissenschaftler werden sich freuen – sie haben die nächsten Monate zu tun!«
Cliff blickte Hasso verwundert an.
»Monate?« fragte er gedehnt, »sie werden es binnen weniger Tage untersuchen müssen. Vielleicht kommt uns ein Zufall entgegen, und wir müssen nicht jede einzelne Probe unter die Mikroskope bringen.«
Erickson blieb skeptisch.
»Vielleicht«, sagte er kurz.
»Wie gehen wir vor, Cliff?«
Cliff zuckte die Schultern und deutete auf die achtzig Kreise, die er mit Fettstift um die Tanklager für die Erdschiffe gezogen hatte.
»Systematisch, mein Freund«, erwiderte er. »Und vor allem – schnell!«
Das bedeutete, daß zwei Gruppen von Prüfern unterwegs waren. Die Terraner, die hier Dienst machten, zapften Proben von jedem der Papillon -Tanks ab und brachten sie ins Raumschiff, und Cliff mit Hasso und Erickson untersuchten die Erdtanks. Es war eigentlich eine Arbeitsmenge für ein Heer von Wissenschaftlern, aber das zählte nicht im Vergleich zur
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