Wettflug mit dem Tod (Orion 10)
Schnellen Raumverbände: »Dann dürfen wir also annehmen, daß hier noch kein terranischer Konsul an Überarbeitung zusammengebrochen ist?«
Halvorsen lachte kurz auf und konterte: »Nein, aber zwei meiner Vorgänger erlebten einen Überfall der Raubvögel. Einem von ihnen mußte ein Arm amputiert werden. Ganz so gemütlich, General, wie Sie es gern hätten, ist es auch wieder nicht.«
Sein Bart zitterte aufgeregt.
»Nehmen Sie's nicht übel«, sagte Lydia. »Mir kam nur der Gedanke.«
Tamara schaltete sich ein.
»Es wäre auch eine Möglichkeit, ein Virus zu verbreiten und die anderen Planeten mit Antimitteln zu versorgen. Das würde, da man weiß, welche Schiffe welle Tanklager anfliegen, leicht sein.«
Cliff stimmte zu.
»Das ist die zweite Möglichkeit.«
Halvorsen sprang auf und blieb dicht vor dem Bett des Kommandanten stehen.
»Auch wenn Sie es für umständlich und aufwendig halten – ich glaube, eine dritte Möglichkeit herausgefunden zu haben.«
Er war aufgeregt und zitterte förmlich vor Nervosität.
»Sagen Sie es uns, sonst platzen Sie noch«, sagte Tamara. Sie blickte ihn von der Seite an.
»Man bringt ein Gegenmittel für irgendeine Krankheit in die Tanks eines Planeten oder der Planetengruppe. Und man unterläßt es, dieses Gegenmittel in die Tanks, die beispielsweise von Erdschiffen angeflogen werden, hineinzupraktizieren. Dann kann man den Zeitpunkt, an dem eine Seuche ausbricht, exakt bestimmen.«
Cliff lehnte sich wieder zurück.
»Welche von den drei Möglichkeiten die richtige ist, müssen wir innerhalb kürzester Zeit herausgefunden haben. Es könnte, theoretisch gesehen, bereits jetzt zu spät sein.«
Lydia van Dyke zählte ab.
»Erstens: Die Tanks für einen Planeten infizieren. Zweitens: Alle Tanks zu infizieren, in eine Gruppe aber das Antimittel zu bringen. Drittens: Das Antimittel in eine Gruppe von Tanks zu bringen und den Erreger direkt auf den Planeten zu praktizieren.«
»Ihre Zusammenstellung ist kurz, aber grundsätzlich richtig, General«, sagte Cliff. »Ich warte nur noch das Hypergramm ab, dann werde ich mir einen Weg ausdenken, um die entsprechenden Kontrollen durchzuführen. Sind wir für solche Untersuchungen eingerichtet?«
»Ja«, erwiderte Erickson bestimmt.
»Einen Augenblick«, sagte Hasso Sigbjörnson. »Es ist nur eine Überlegung. Aber wir reden hier ständig von Erregern, Bakterien, Viren und ähnlichem Kram unterhalb von einem Tausendstel Millimeter. Gibt es nichts anderes, über das wir uns den Kopf zerbrechen müßten?«
Halvorsen wirbelte herum. Er widersprach.
»Das ist die einzige Möglichkeit, von hier aus etwas zu unternehmen. Oder wäre es sinnvoll, in irdischen Gewässern Zahnfische auszusetzen? Oder die Raubvögel nach Terra zu exportieren, auf daß sie einsam landende Raumschiffe angreifen? Die Drohung muß in diesem Mikrobereich liegen.«
»Das sehe ich ein«, erwiderte Hasso.
Die Raumfahrer und der Konsul dachten über die Möglichkeiten nach und schwiegen. Dieses Schweigen war sehr unbehaglicher Natur. Sie mußten erkennen, daß die Möglichkeit, einen ganzen Planeten mit großer Wahrscheinlichkeit zu entvölkern oder mit einer überraschenden Krankheit zu schlagen, in diesen Vermutungen enthalten war.
Cliff schüttelte den Kopf und stemmte sich hoch.
»Es muß die Erde sein«, sagte er mit Bestimmtheit.
»Aus welchem Grund?«
»Seht – wir haben seit Jahrhunderten jede ernsthafte Krankheit so gut wie ausgerottet. Bis auf den Schnupfen. Im Ernst: Jeder bakterielle Angriff würde die dichtbevölkerte Erde mit ihren zahllosen Ansteckungsmöglichkeiten genau ins Zentrum treffen.«
Halvorsen schien noch kleiner zu werden. Er sackte in seinem Sessel zusammen und murmelte:
»Verdammt, Kommandant, Sie haben so sehr recht, daß ich mich ernsthaft zu fürchten beginne.«
Lydia van Dyke nickte.
»Und das alles im Galaktischen Jahr.«
»Dessen Beginn ich heute früh über unseren Planetensender offiziell verkündet habe. Ich sagte auch, daß die Raumschiffe aus genau diesem Grund hier angekommen waren.«
»Trösten Sie sich, Halvorsen«, murmelte Cliff. »Wir dachten auch nicht daran, daß es so schlimm werden könnte. Aber ... das muß Helga sein.«
Die Tür öffnete sich.
Helga kam herein, machte ein ernstes Gesicht und ging bis ans Bett. Sie blieb stehen und gab Cliff ein Blatt, das mit ihrer steilen Schrift bedeckt war. Cliff nickte ihr zu, lächelte zerstreut und las den Text, dann las er laut vor.
»O.R.B. und T.R.A.V.
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