Wettlauf mit dem Tod
Rowdy anruft«, sagte sie zu Dash und Reese.
Logan folgte ihr nach draußen.
Sie hatte sich auf einer Bank niedergelassen, die vom Tau noch ganz feucht war. Dort saß sie, schlürfte ihren Kaffee und beobachtete die Sonne, die über den Hügeln aufging. Das blendende Sonnenlicht drang durch die Nebelschwaden und schillerte auf der Seeoberfläche.
Was soll’s
, dachte Logan und setzte sich zu ihr. »Hast du schlafen können?«
»Nein, nicht wirklich.« Sie trank noch einen Schluck Kaffee. Ihre Stimme klang belegt. »Vielleicht mache ich nachher auf dem Steg ein kleines Nickerchen.«
»Heute dürften es bestimmt dreißig Grad werden.«
»Ich weiß«, erwiderte sie, und als ob die tausend Konflikte, die zwischen ihnen standen, überhaupt nicht existierten, lächelte sie plötzlich. »Ich war schon immer gern draußen. Sogar wenn die Hitze die meisten hinein in ihre klimatisierten Wohnungen trieb, blieb ich draußen und ging schwimmen. Rowdy hatte immer Angst, ich würde einen Sonnenstich bekommen. Andauernd versuchte er, mich in den Schatten zu zerren, doch meistens endete es dann doch damit, dass er mir Gesellschaft leistete.«
Es fiel Logan ungemein schwer, sie nicht zu berühren. »Er liebt dich sehr.«
Sie blickte auf den See hinaus. »Und der Sonnenaufgang über dem Fluss, das muss man gesehen haben. In seinem strahlenden Licht sahen unser alter, rostiger Wohnwagen und die Autowracks ringsherum fast schön aus.« Sie schloss die Augen und ließ ihr Gesicht von der Sonne bescheinen. »Früh, wenn noch alle schliefen, war auch die beste Zeit zum Angeln. In der Nähe des Ufers konnte man bis auf den Grund sehen. Mit ungefähr sieben Jahren wusste ich, wie man Fische ausnimmt und zubereitet.«
»Das ist furchtbar jung.«
Sie öffnete die Augen. »Manchmal aßen wir sogar Fisch zum Frühstück.«
Weil sie nichts anderes gehabt hatten? Sich diese Armut vorzustellen war nur schwer zu ertragen. Seine Bekannten, die am Fluss lebten, residierten in extravaganten Eigentumswohnungen oder pompösen Anwesen. »Hat Rowdy dir das beigebracht?«
»Rowdy hat mir alles beigebracht.« Sie knabberte an einem Keks. »Er hat noch nicht angerufen?«
»Nein, bisher nicht. Aber es ist ja auch erst sieben Uhr.« Wie zum Teufel hatte sie es nur geschafft, diesen Körper so erfolgreich zu verbergen? Wie hatte sie es fertiggebracht, dieses Gesicht zu verstecken? Jetzt, wo sie hier saß, mit der Morgensonne in den Augen, war sie die schönste Frau, die sich Logan vorstellen konnte. »Versuch, dir nicht zu viele Sorgen zu machen. Er ist ja noch nicht lange weg.«
»Es ist schon seltsam«, meinte sie. »Ich glaube, ich würde wissen, wenn ihm etwas zugestoßen wäre. Aber vielleicht rede ich mir das auch nur ein, damit ich nicht vor Angst verrückt werde.«
Wie aufs Stichwort begann im Haus das Handy zu klingeln. Pepper und Logan fuhren herum. Dash kam ihnen bereits mit dem Telefon in der Hand entgegen. »Rowdy ist dran.« An Pepper gerichtet fügte er hinzu: »Er sagt, es geht ihm gut.«
Pepper atmete erleichtert auf und nickte. »Natürlich geht es ihm gut. Vielen Dank.«
Dash zog sich diskret zurück, ließ aber die Tür offen, damit die kühle Morgenluft ins Haus strömen konnte.
Logan konnte Pepper ansehen, unter welcher immensen Anspannung sie stand, auch wenn sie versuchte, es vor ihm zu verbergen. Er traf eine spontane Entscheidung und reichte ihr das Telefon. »Rede du zuerst mit ihm.«
In ihrem Gesicht arbeitete es kurz. Vielleicht war sie verblüfft, vielleicht auch dankbar, obwohl sie ihm nicht dankte, als sie ihm das Telefon abnahm. »Hallo Rowdy.«
Rowdy musste grinsen, blickte jedoch weiterhin wachsam aus dem Fenster. »Du hast Logan doch nicht etwa die Kehle durchgeschnitten, um das Telefon zu kriegen, oder?«
»Er hat es mir freiwillig gegeben.«
Sie klang überrascht und auch ein wenig selbstzufrieden. »So, so, hat er das? Er lernt dazu, was?«
»Ich weiß nicht recht.«
Ja, so ging es ihm auch. Er war froh, dass Pepper nach wie vor auf der Hut war. Logan handelte vielleicht mit den besten Absichten, aber auch die konnten sich als verhängnisvoll erweisen.
Rowdy verfolgte, wie drüben im
Checkers
die Ermittler ein und aus gingen, einige von ihnen in Uniform, andere in Zivil. »Ich habe möglicherweise gute Neuigkeiten.«
»Die könnte ich gerade wirklich brauchen.«
»Ich habe gehört, dass Morton tot ist.«
Auf langes Schweigen folgte ein zaghaftes »Wow« und dann: »Also hat ihn die Bombe
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