Wettlauf mit dem Tod
sich darum gekümmert.«
Er hat sich um mich gekümmert.
»Wie das?«
Sosehr sie Logans Umarmung, seine Anteilnahme und seine Fürsorge auch genoss, so musste sie nun doch ein wenig auf Abstand gehen. Sie durfte sich nicht zu sehr auf ihn stützen, denn je mehr sie das tat, desto mehr sehnte sie sich danach, sich blind auf ihn zu verlassen, und das war gefährlich.
In diesem Punkt hatte Rowdy recht.
»Er wusste, dass er niemals mein Vormund werden konnte, also haben wir unsere Sachen gepackt und sind zusammen abgehauen.«
Logan sah sie fassungslos und auch ein wenig mitleidig an. »Ein Achtzehnjähriger brennt zusammen mit einer Fünfzehnjährigen durch?«
Sie nickte. Rowdy hatte ihr geschworen, dass man es niemals schaffen würde, sie zu trennen, und er hatte getan, was er konnte, um diesen Schwur nicht zu brechen. Doch trotz seiner Bemühungen gab es auch Versprechen, die unmöglich zu halten waren.
Logan wirkte in sich gekehrt und ein wenig zu still. Er streichelte ihr über den Kopf und den Pferdeschwanz. »Hat er sich eine Arbeit besorgt?«, fragte er schließlich.
»Wir beide haben alle Jobs angenommen, die wir kriegen konnten.« Und sie hatten sich ein dickes Fell zugelegt. Sie hatten oft in billigen, schäbigen Absteigen wohnen müssen, in denen ständig Gefahr gedroht hatte. Darum hatte Rowdy ihr beigebracht, sich selbst zu verteidigen.
Falls es jedoch trotzdem einmal dazu kam, dass sie belästigt wurde, kümmerte er sich meist selbst um die Angelegenheit. Die Männer lernten, dass es besser war, sie in Ruhe zu lassen, außer sie zeigte Interesse an ihnen. Aber selbst dann entging Rowdy nie etwas. Er ließ sie nie aus den Augen, und bis zum heutigen Tag war seine Wachsamkeit ungebrochen. Es gab kaum etwas, das sie tat oder dachte, von dem Rowdy nichts wusste.
»Das muss eine schwere Zeit gewesen sein.«
Logan wurde ihr nun doch etwas zu rührselig. Sie schmunzelte. »Wir hatten zwar damals kaum Geld, aber so schlimm war es auch wieder nicht. Ich habe mir einfach gesagt, dass es ein Abenteuer wäre. Mein Bruder hat es auch so dargestellt. Er sagte immer, wir wären frei, unabhängig und könnten alles tun und sein, was wir wollten.« Die Erinnerung daran, wie oft Rowdy für sie da gewesen war, machte sie traurig. »Wir hatten zwar nicht viel, aber wir hatten immerhin einander.«
Sie schwiegen, bis Logan schließlich die Stille brach. »Ich würde ihn gern irgendwann mal kennenlernen.«
Dazu würde es nicht kommen. Nie im Leben. »Eines Tages vielleicht«, erwiderte sie ausweichend. Sie lehnte sich zurück. »Jedenfalls weißt du jetzt, dass ich nicht mit anderen Männern telefoniere. Eigentlich kenne ich überhaupt keine Männer, mit denen ich reden könnte oder die versessen darauf wären, sich mit mir zu unterhalten.« Sie biss sich auf die Lippe, gestand ihm aber dennoch die Wahrheit ein. »Du bist der Einzige, mit dem ich zusammen sein möchte. Das schwöre ich.«
Logans Blick zuckte zu ihrem Mund und richtete sich dann wieder auf ihre Augen. »Ich bin froh, hier zu sein, bei dir.«
Aber für wie lange? Ein Mann wie Logan würde sich nicht lange mit dem zölibatären Zustand, den sie ihnen beiden auferlegt hatte, zufriedengeben. Vielleicht konnte sie ja eine richtige Beziehung zu ihm aufbauen, wenn ihr Bruder den Sender überprüft und Logan als ungefährlich eingestuft hatte. Wie würde er wohl reagieren, wenn sie ihm alles erzählte?
Würde er es verstehen? Würde er ihr helfen, ihre Tarnung aufrechtzuerhalten?
Wäre sie ihm wichtig genug, dass er diese Lüge, die ihr Leben war, mit ihr teilen würde?
Erst jetzt fiel Pepper auf, dass sie sich schon eine Weile schweigend ansahen. Sie hatte sich in ihren Gedanken verloren. Schnell täuschte sie ein Gähnen vor. »Ich muss gehen.«
Anstatt sie aufzuhalten, nickte Logan nur. Sie erhoben sich gemeinsam, und er brachte sie zur Tür.
»Sue?«
»Hmm?«
Er legte die Hand an ihren Hinterkopf und hielt sie fest. »Ich könnte jetzt wirklich einen Gutenachtkuss gebrauchen. Ich verspreche auch, dass es dabei bleiben wird.«
Gefährlich, gefährlich, gefährlich, aber … »Ich auch.«
Dieses Mal fühlte sich der Kuss anders an, sinnlich, aber auch irgendwie vertraut. Sein Mund bewegte sich bedächtig und zärtlich auf ihrem. Als er sich schließlich von ihr löste, erklärte er: »Morgen muss ich wieder arbeiten, aber ich würde abends gern wieder mit dir essen.«
»Dann bin ich aber mit dem Kochen an der Reihe«, erwiderte sie. Sie konnte
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