Wettlauf mit dem Tod
und trat von seinem Balkon in die Wohnung. Beim vierten Klingeln hatte sie das Handy aus der Handtasche gefischt. »Hallo.«
»Warum hast du so lange gebraucht?«
»Ich war … beschäftigt.«
»Mit deinem Nachbarn.« Rowdy schnaubte verstimmt. »Sieht so aus, als hättet ihr es richtig gemütlich.«
Ihr Herz schlug schneller. »Ja.« Unheimlich gemütlich. Sie genoss jede Minute mit ihm.
Und der Sex fehlte ihr gewaltig.
»Sollte ich den GPS -Sender überprüfen?« Er fuhr ungeduldig fort, ohne ihre Antwort abzuwarten: »War er irgendwann einmal unerklärlicherweise länger fort? Ist irgendetwas Verdächtiges passiert?«
»Nein.« Pepper war sich jeden Tag sicherer, dass Rowdy einem Hirngespinst nachjagte. Abgesehen von einigen kurzen Abstechern ins Lebensmittelgeschäft, bei denen Logan sie des Öfteren mitgenommen hatte, ging er kaum weg. Gelegentlich ging er joggen, und sie hätte ihn dabei so schrecklich gern begleitet …
»Wie geht es seiner Handverletzung?«
»Sie heilt langsam.« Er beschwerte sich bereits über Langeweile.
»Weißt du, wann er wieder arbeiten gehen wird?«
Logan war auf dem Balkon geblieben und wandte ihr den Rücken zu. Scheinbar interessierte ihn das Gespräch, das sie führte, ganz und gar nicht, doch nur für den Fall, dass er sie trotzdem hören konnte, sprach sie noch ein wenig leiser. »Morgen.« Sie hatte sich so sehr an seine Gegenwart gewöhnt, dass sie ihn bestimmt vermissen würde.
»Dann warte ich noch ein wenig, bevor ich den Sender überprüfe. Falls er irgendwelche Stopps einlegt, die nicht ins Bild passen, werden wir es erfahren.«
»Ja.« Sie fand es allerdings schwer vorstellbar. Soweit sie es beurteilen konnte, war Logan genau das, was er zu sein vorgab: ein Junggeselle, der ihre Gesellschaft genoss.
Sie liehen sich gemeinsam Filme aus, lasen sich gegenseitig Artikel aus der Zeitung vor und kochten zusammen. Sie unterhielten sich und lachten miteinander. Sie mochte und bewunderte ihn.
Sie genoss das zwanglose Zusammensein.
Zwar nicht so sehr wie ihre erotischen Abenteuer, aber trotzdem bedeutete ihr die gemeinsam verbrachte Zeit sehr viel.
»Wenn du dich bei ihm schon häuslich einrichtest«, sagte Rowdy mit giftigem Unterton, »dann schau dich zumindest etwas genauer um. Halt die Augen offen, und achte auf alles Außergewöhnliche, auf jeden Hinweis, durch den wir mehr über ihn erfahren können. Lass dich nicht von deiner Verliebtheit …«
»Okay
.
« Ach, Mist. Sie hatte ihn nicht anschnauzen wollen. Logan drehte sich um, lächelte ihr zu, stand dann auf und beugte sich über die Balkonbrüstung, um den Straßenverkehr zu beobachten. Pepper senkte den Kopf und holte tief Luft. »Selbstverständlich werde ich das tun.«
Rowdy schwieg einige Sekunden. »Ich rufe in einigen Tagen wieder an. Lass dir einfach keine Verrücktheiten einfallen, in Ordnung?«
Wie zum Beispiel Sex mit einem nahezu fremden Mann zu haben, den ihr Bruder düsterer Machenschaften verdächtigte? Sie stieß einen Seufzer aus. »Einverstanden.«
»Ich hab dich lieb, Kleines.«
»Ich dich auch.« Sie trennte die Verbindung, zögerte jedoch, wieder zu Logan hinauszugehen.
Doch das war überhaupt nicht nötig, denn er trat bereits durch die Balkontür ins Wohnzimmer, und obwohl er sie auf dem Weg zur Küche kaum ansah, konnte sie seine Anspannung spüren. Sie räusperte sich. »Tut mir leid.«
»Das muss es nicht.« Er stellte die leere Dessertschale in die Spüle. »Ist schon in Ordnung.«
Er sah sie erwartungsvoll an, doch was sollte sie ihm sagen?
Sie schüttelte den Kopf und wiederholte noch einmal: »Entschuldige.«
Er grinste bemüht. »Sue, du kannst deine Geheimnisse für dich behalten. Es macht nichts, wenn dich ein anderer Kerl anruft. Wir sind einander zu nichts verpflichtet, stimmt’s? Wir schlafen ja nicht einmal mehr miteinander. Ist das vielleicht der Grund? Hast du jemand anderen gefunden?«
Was?
So dachte er also? Das war so abwegig, dass sie darüber bloß lachen konnte.
Er kniff erbost die Augen zusammen und verschränkte die Arme vor der Brust. »Findest du das etwa witzig?«
»Also … Ja. Ein bisschen schon.«
»Freut mich, dass ich zu deiner Belustigung beitragen konnte.«
Wow, jetzt klang er wirklich wütend. »Tut mir leid.«
»Verflucht noch mal«, knurrte er und dann genauso verärgert: »Hör endlich auf, dich zu entschuldigen.«
Sie trat an ihn heran. »Das war kein anderer Mann.«
»Wer dann?«
Verdammt. Jetzt hatte sie sich selbst in
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