Whiskey für alle
hatte.
»Wie geht’s euch, Männer?«, war seine erste Frage. Das war gescheit, denn es galt uns beiden gleichermaßen und verlieh mir darüber hinaus ein Ansehen, das sich alle Jungen sehnlichst wünschten. Ich hatte ihn sofort gern, und als er mir noch zuzwinkerte und die Enden seines gewachsten Schnurrbarts zwirbelte, war ich vollends für ihn eingenommen.
Wir bestellten unsere Getränke, sie wurden sogleich gezapft, und wir zahlten.
»Habt ihr schon mit der Heumahd begonnen?«, erkundigte sich der Wirt.
»Noch nicht«, erwiderte der Alte, »aber wenn sich das gute Wetter weiter so hält, wird es langsam Zeit.«
»Viele sind schon beim Heumachen«, warf einer der Zuhörer ein.
»Bei den Wiesen, die die haben, gehört ja auch nicht viel dazu«, entgegnete der Alte. So wurde hin und her geredet. Die Gaststube füllte sich, und mit der Zeit wurden die Beiträge länger und auch ein bisschen lauter. Männer, die zuerst geschwiegen hatten, äußerten sich nun ebenfalls und gaben zu jedem Thema ihren Senf dazu.
Um uns herum waren die Leichenreden zum Fußballspiel in vollem Gange.
»Bei denen aus Tralee bist du verloren, wenn die erst mal den Ball haben«, behauptete einer, der Pfeife rauchte.
»Kann schon sein«, sagte ein anderer. »Aber die Spieler rechts und links außen von Castle-Island waren nicht schnell genug. Wenn die ordentlich Einsatz zeigen, beschäftigen sie die Verteidiger der Gegenseite, und wenn du die Verteidiger ablenkst, kriegst du ’ne Torchance.«
Als die allgemeine Unterhaltung abflaute, wendete sich der Wirt wieder uns zu. Das ging nicht, ohne sich über den hohen Tresen zu beugen.
»Wie viele Milchkühe hast du jetzt?«, fragte er.
»Zehn«, antwortete der Alte.
»Färsen auch?«
»Zwei.«
»Und Kälber?«
»Vier.«
Auf diese Art von Gerede sprang der Alte nicht an, das war zu banal, versprach nicht, irgendwie interessant zu werden.
»Du hast doch da dieses großartige Stück Weideland«, wechselte der Wirt das Thema, »das hinter dem Gatter mit den fünf Querstreben und dem alten Bollwerk am Ende.«
Sofort richtete sich der Alte auf. Wenn die Unterhaltung in die Richtung driftete, war das etwas für ihn. Der Wirt spürte, dass er ins Schwarze getroffen hatte, und ging ihm weiter um den Bart. »Das Gras wächst da so dicht und üppig, man könnte glatt drauf schlafen und würde nicht mal spüren, ob es eine Wiese oder eine Matratze ist, was man unter sich hat.«
Der Vergleich haute uns um. Der alte Mann bestellte noch eine Lage und für die beiden Zechbrüder auf den Hockern neben uns gleich mit.
Wenn Bauern im Dorfpub beieinander sitzen, dann reden sie nicht über Kunst oder Politik, und wenn sie sich streiten, dann geht es nicht um Religion, es sei denn, der Gemeindepfarrer ist dabei, eine neue Kirche bauen zu lassen, und verlangt von jedem eine Spende in Höhe der Stückzahl des Viehs eines jeden. Bauern reden über gute und schlechte Ernten und über Zuchteber, und wenn sie sich über eine Sache länger auslassen, was nicht oft vorkommt, dann geht es um Zuschüsse für Entwässerungsgräben oder um Qualitäts-Saatkartoffeln. Das alles beherrschende Thema aber ist der Boden, und ob er zu nass oder zu trocken ist. Kam dann die Rede auf die Wiese vor der Schanze, konnte man sicher sein, dass alle eine Weile zuhörten.
»So eine Wiese wie die gibt’s in diesen Breiten nicht noch mal«, brüstete sich der Alte.
Ringsum nickte man weise mit den Köpfen und schlürfte seinen Habliter Porter.
»Ich mache auch gar keinen Hehl daraus, dass da ’ne ganze Menge Leute sind, und die könnte ich nennen, die schon ein Auge drauf geworfen haben«, fuhr er mit gedämpfter Stimme fort. Ich sollte es nicht unbedingt hören, wusste ich doch genau, dass sich niemand außer ihm wirklich dafür interessierte.
»Es heißt«, sagte der Wirt, der wieder zu uns herüberkam, »im Winter kannst du da alles um und um graben, und nirgends stößt du auf Wasser, nicht mal auf einen Eierbecher voll.«
»Nicht mal auf einen Fingerhut voll«, bekräftigte der Alte.
Danach blieb es lange still, keiner hätte es besser auszudrücken gewusst. Außerdem war die Stimmung im Raum so gelöst, und jeder hatte sein Lob geäußert, dass es Frevel gewesen wäre, dem zu widersprechen. Gemächlich wie ein murmelnder Bach kam das Gespräch wieder in Gang. Die Themen konnten unterschiedlicher nicht sein — reichten von Pferdebremsen bis Kunstdünger.
»Es ist ein Stück Land, für das es sich zu kämpfen
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