Whiskey für alle
Sportwagen in Sicht. Ein junger Bursche und ein Mädchen saßen drin. Eben noch war er etwas weiter weg, und schon bremste er heftig, um die Schäferhündin zu verschonen.
»Was ist denn da draußen los?« Mein Onkel wartete erst gar nicht meine Antwort ab.
Mit der Bratpfanne in der Hand stand er bereits neben mir. Das Auto hatte angehalten, und der Fahrer stieg aus, um das Hindernis aus dem Weg zu räumen.
»Nun los. Komm schon. Mach Platz, du faules Mistvieh.«
Gemächlich richtete sich die Hündin auf, kratzte sich an den Zitzen und kam schwerfällig auf die Beine. Ohne den Fahrer eines Blickes zu würdigen, schlich sie zum Bürgersteig, wo sie sich sofort wieder hinlegte.
Inzwischen standen schon etliche Bewohner in den Türen ihrer Häuser. Das Quietschen der Bremsen war nicht zu überhören gewesen, und man wollte sehen, was passiert war. Ich folgte meinem Onkel zur Tür, stumm verharrten wir und ließen kein Auge von dem Mädchen. Sie hatte sich von ihrem Sitz erhoben und schaute sich um, die Hände auf die Hüften gestützt. Sie war groß und blond. Das eng anliegende rote Kleid klebte am Körper wie das Etikett an einer Flasche.
»Hübsch. Wirklich hübsch«, bemerkte mein Onkel.
»Ich glaube, ich ziehe das Kleid lieber aus«, sagte das Mädchen zu dem jungen Mann. »Es klebt alles, ich bin total verschwitzt.«
»Mach, was du willst«, erwiderte er, kehrte zum Fahrersitz zurück und zündete sich eine Zigarette an.
Das rote Kleid war vorn durchgeknöpft. »Wo sind wir hier eigentlich?«, fragte sie und fingerte am obersten Knopf. Ihrem gelangweilten Ton konnte man entnehmen, dass es sie nicht im Geringsten interessierte.
»Weiß nicht. Ist ja auch egal.«
Sie zuckte mit den schmalen Schultern und machte sich weiter an den Knöpfen zu schaffen, ohne sich an den großen Augen und teilweise offenen Mündern der Dorfbewohner zu stören. Ein paar Häuser weiter weg wurde eine Tür zugeschlagen, das war aber auch der einzige Protest. Als sie an die untersten Knöpfe gelangte, musste sie sich bücken, stöhnte und grunzte dabei jedoch nicht, wie es die Frauen aus dem Dorf sonst taten. Eine ruckartige Bewegung, und das Kleid glitt von ihr und landete auf der Erde.
Darunter trug sie karierte Shorts und einen roten BH, mehr nicht. Den jungen Mann störte das nicht weiter, er schaute sie nicht einmal an, als sie ihn bat, ihr ihren Sweater zu reichen, der unter dem Sitz lag. Nach einigem Herumsuchen fand er das Kleidungsstück, warf es ihr zu und sagte nur leicht verärgert: »Sieh zu, dass du endlich fertig wirst.«
»Hast du schon mal so einen herzlosen Grobian erlebt?«, empörte sich mein Onkel und schlug die Arme untereinander. Ein paar Augenblicke war das Mädchen damit beschäftigt, Staub oder Fusseln oder irgend so etwas aus dem Pullover zu schütteln. Der ganze Körper arbeitete bei jeder Bewegung mit. Als sie dann den Sweater über den Kopf zog, geschah etwas, worauf keiner der Zuschauer gefasst war. Vermutlich verlor gerade auch deshalb niemand später ein Wort darüber, wenngleich ich ziemlich sicher bin, dass es insgeheim alle lange beschäftigte.
Während sie Hals und Schultern reckte und drehte, um den Sweater besser hinüberzukriegen, kam unversehens — und ich glaube wirklich, es war nicht beabsichtigt — eine ihrer Brüste zum Vorschein. Ringsum hielt man hörbar den Atem an. Weitere Türen wurden zugeschlagen.
»So ein Flittchen aber auch«, ereiferte sich eine Frau.
Das Mädchen schien es zu überhören. Ihr Busen war verführerisch schön, jugendlich straff, auf der rosafarbenen Brust hob sich dunkel die braune Warze ab.
»Zeig’s ihnen«, raunte mein Onkel, »es kann ihnen nur guttun.«
Der Sweater war endgültig übergestreift. Sorgsam prüfte das Mädchen, ob das kurz geschnittene Haar nicht gelitten hatte. Da war nichts dran zu richten, aber Mädchen fummeln ja ständig an ihren Haaren rum und meist grundlos.
Sie hob das Kleid auf und befühlte mit bloßer Hand die Kühlerhaube. Offensichtlich war sie wärmer als erwartet, denn sie zog rasch die Finger zurück, breitete aber das Kleid darauf aus. Dann machte sie es sich selbst da oben gemütlich und zauberte wie aus dem Nichts einen Lippenstift hervor. Ihr Partner hatte die ganze Zeit tatenlos dagesessen und stur vor sich hingestarrt. Jetzt warf er die erst halb aufgerauchte Zigarette weg, blieb aber mit untergeschlagenen Armen und gesenktem Blick sitzen, ohne etwas von der Umwelt wahrzunehmen.
Das Mädchen war fertig mit
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