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Whiskey für alle

Whiskey für alle

Titel: Whiskey für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John B. Keane
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Mengen von Säften und Pillen, die sie schluckte, konnten ihr erstaunlicherweise nichts anhaben, ebenso wenig die vielfältigen Einreibemittel und Salben, mit denen sie den vielen Schmerzen und Hautirritationen zu Leibe rückte, denn ihre übersensible Haut schien leichte Beute für alle erdenklichen Erkrankungen zu sein. Das wirklich Böse an ihrer Hypochondrie aber war, dass es nicht Maggie Conlon war, die an dem Leiden zu Grunde ging, sondern dass ihre beiden Ehemänner frühzeitig hatten ins Gras beißen müssen.
    Beide waren fleißige und tüchtige Männer gewesen, denen nach des Tages Arbeit Ruhe und Fürsorge gut getan hätten. Leider bot ihnen Maggie weder das eine noch das andere. Vom Morgengrauen bis spät in die Nacht standen beide auf Abruf bereit. Nicht nur lindernde Umschläge wurden ständig verlangt, auch Heißes zum Trinken, Mittel zum Gurgeln und immer wieder andere Medikamente. Treppauf, treppab waren sie die ganze Nacht unterwegs. Es wäre alles schön und gut gewesen, wenn Maggie morgens ein kräftiges Frühstück bereitet und für ein herzhaftes Lunchpaket gesorgt hätte oder wenn sie ihren Mann abends nicht nur warmherzig willkommen geheißen, sondern auch mit einer warmen Mahlzeit empfangen hätte. Nichts dergleichen. Sie lag fast ständig im Bett, und in den seltenen Momenten, da sie nicht von Schmerzen gepeinigt war, gab sie dennoch das personifizierte Leiden ab mit dick eingehülltem Kopf, sodass vom Gesicht kaum etwas zu sehen war, und der völlig eingemummelte Körper strömte den Geruch von prophylaktisch angewandten Salben und Tinkturen aus.
    Ob es ihr gelang, gängige Krankheiten oder unliebsamen Luftzug abzuhalten, bleibt dahingestellt, aber eines stand fest: zarte Knospen einer sich anbahnenden Romanze, die sich in lieblich duftender Umgebung voll hätten entfalten können, wurden langsam aber sicher durch die tötenden Desinfektionsmittel, mit denen ihre Kleidung getränkt war, im Keim erstickt. Die Ehen hatten durchaus gut begonnen. In beiden Fällen hatte anfangs Zuneigung, ja enge Beziehung bestanden, die in gegenseitiger Hingabe hätte gipfeln können, wenn Maggie auch nur ansatzweise bereit gewesen wäre, ihre unnatürliche Sorge um ihre Gesundheit aufzugeben.
    Jim Conlon war der einzige Spross dieser Ehen. Er erblickte das Licht der Welt kurz nach dem Dahinscheiden seines Vaters, Maggies zweitem Mann. Ein wenig freundlicher Nachbar soll damals gesagt haben, der arme Mann habe seinen Tod willentlich herbeigeführt, da er den Gedanken nicht hätte ertragen können, unter Umständen eine Tochter zu bekommen und so gleich mit zwei Maggies gestraft zu sein. In Wahrheit starb er vor Erschöpfung. Maggie Conlon hatte ihn — wie auch seinen Vorgänger — zu Tode gehetzt. Manche Männer blühen in Gegenwart egoistischer Frauen geradezu auf, übertreffen sich in ihrer Rolle als Ehemann angesichts solchen Unglücks. Andere hingegen leiden still vor sich hin und warten auf den erlösenden Tod. Maggies Männer gehörten zu der letztgenannten Sorte.
    Ihr Sohn Jim war von sanfter Natur, ein lässiger Bursche, der keine großen Ansprüche stellte. Sein Job, Buchhalter in der Molkerei des Ortes, überforderte ihn nicht. Er verdiente gut und wohnte bei seiner Mutter. Er hätte durchaus heiraten können, aber kaum bahnte sich eine Beziehung an, kam sie zum Erliegen, sowie die etwaige Kandidatin Maggie kennenlernte.
    Eine von den Mädchen, mit der es schon zu ziemlich engen Bindungen gekommen war, hatte ihm nach ihrem Besuch bei Maggie unmissverständlich ihre Bedingungen gestellt.
    »Ich würde dich ja gern heiraten«, hatte sie ihm erklärt, »und möchte fortan auch ganz für dich da sein, aber das geht nur, wenn wir in einem Ort oder einer Stadt weit weg von hier wohnen.«
    »Ich kann sie nicht einfach im Stich lassen«, hatte er zu bedenken gegeben, »schließlich ist sie meine Mutter.«
    »Du sollst sie ja auch nicht im Stich lassen«, hatte sie erwidert. »Du kannst sie doch ab und an besuchen, und genauso gut kann sie uns besuchen, wenn es sie danach verlangt. Du hast ein Recht auf ein eigenes Leben, und ich bin sicher, deine Mutter wird das verstehen, wenn du es ihr erklärst.«
    Also hatte Jim die Karten auf den Tisch gelegt und bekam prompt etwas zu hören. »Das ist ja unglaublich!«, hatte sich Maggie Conlon empört. »Nicht, dass ich von euch erwarte, dass ihr zwei zu mir zieht und mit mir unter einem Dach wohnt. Aber wie willst du überhaupt einen anderen Job finden, wenn du

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