Whisky: Mord im schottischen Schloss (German Edition)
erkundigt, ob jemand aus dem Hotel vermisst wird?“ fragte der eine Kripobeamte.
„Ja, ich war in der Bar, aber da saßen nur noch vier Personen. Jetzt schlafen sicher alle, im Südflügel ist es dunkel. Wenn jemand vermisst würde, hätten wir bestimmt davon gehört“, antwortete Camilla.
„Und im Dorf?“ wandte er sich an einen der Uniformierten.
„Nichts bekannt“, verneinte dieser.
„Das sieht fast nach einem Ritual oder Sexualmord aus. Bei der Obduktion wird letzteres ausgeschlossen werden. Tja, unter den gegebenen Umständen werden wir morgen Scotland Yard hier begrüßen dürfen. Aber wenn es niemand von hier ist… Sie haben auch nichts bemerkt? Es hat sich kein Fremder oder eine Fremde hier herumgetrieben? Schließlich müssen beide Personen, der Mörder und die Leiche, sich auf Ihrem Grundstück bewegt haben.“
„Dann kann die Geschichte nur nachts passiert sein, denn tagsüber laufen hier ständig Menschen herum. Gäste, die sich zum Stall begeben, Mitarbeiter aus der Destille, Spaziergänger und so weiter. Fremde wären sicherlich aufgefallen. Aber vielleicht hat jemand der Gäste unbekannte Personen gesehen, Sie werden sie befragen müssen“, sagte McLeish.
„Natürlich. Wir kommen gegen zehn Uhr wieder. Sorgen Sie dafür, dass keiner abreist.“
„Sie werden die Befragungen doch diskret durchführen? Es wäre entsetzlich, wenn die Gäste das Gefühl hätten, dass hier ein Mörder herumläuft, der es auf sie abgesehen hat. Wir haben das Hotel erst vor kurzem eröffnet.“
Der Polizist schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, wie stellen Sie sich das vor? Schließlich kann es ja wirklich ein Verrückter auf die Gäste abgesehen haben. Wenn es sich hier um einen Irren handelt, und danach sieht es ja fast aus, sind Ihre Gäste, das Personal und Sie“, er sah in die Runde, „akut bedroht. Ebenso die Ortsansässigen. Das einzige, was wir tun können, ist, die Presse fernzuhalten.“
McLeish nickte. „Ja, Sie haben Recht. Ich werde ein paar Männer aus dem Ort anstellen, dass sie die Gegend hier um das Hotel bewachen.“
„Es darf sich keiner zu weit vom Hotelgelände entfernen. Wenn noch jemand ermordet wird, womöglich von Ihren Gästen, können Sie den Laden gleich dichtmachen. Aber Sie brauchen sich nicht um Bodyguards zu kümmern, im Gegenteil! Nachher laden Sie den Mörder noch zu seiner freien Entfaltung selbst ein. Wir werden ein paar Beamte abstellen. Und jetzt verriegeln Sie die Türen und lassen Sie bis morgen um zehn Uhr niemanden heraus.“
Sie nickten unisono.
„Und jetzt, gute Nacht. Auch wenn davon nicht mehr viel übrig geblieben ist.“
Isabelle stand auf und begleitete die Polizisten zur Tür. Abbot erhob sich ebenfalls und machte sich daran, alle Türen zu verschließen.
Camilla und Georg blieben wie angewurzelt sitzen.
„Ich glaube, wir sollten in der Tat versuchen, etwas zu schlafen. Ich kann schon nicht mehr richtig denken. Eine verstümmelte Leiche, also, ich muss schon sagen!“
Camilla fing an zu kichern.
„Was gibt es da zu lachen?“ fragte Georg.
„Komm, wir gehen in mein Zimmer.“
Er stand auf und folgte ihr. Unterwegs trafen sie Abbot, der ihnen nur noch müde zunickte. Isabelle hatte sich offensichtlich schon zurückgezogen.
Als sie beide in Camillas Salon saßen, sagte sie: „Aber verstehst du denn nicht? Die Tatsache, dass jemand der Leiche Kopf und Hände abgetrennt hat, ist der Beweis, dass es sich höchstwahrscheinlich doch um Nanna handelt. Offiziell ist sie abgereist, die Gäste werden an dem Kripo-Spiel eine Menge Spaß und Spannung haben, denn ein weiterer Mord wird nicht passieren. Der galt ausschließlich und im besonderen Nanna.“
„Was macht dich da so sicher?“
„Von den Gästen wird keiner vermisst, vom Personal auch nicht. Und warum sollte irgendjemand sein Opfer hierher schleppen, ausgerechnet, wo er Gefahr läuft, gesehen zu werden? Es gibt hier unzählige verschwiegene Buchten, wenn es schon am Strand sein soll. Man kann in dieser Gegend eine ermordete Armee verschwinden lassen, mitten am Tag, keiner würde es bemerken.“
„Meinst du, die Leiche
sollte
entdeckt werden?“
„Ja, das denke ich.“
„Und warum? Wenn ich wen ermorden wollte, würde ich die Leiche so verstecken, dass sie niemand findet. Hier war das doch eine Frage von Stunden!“
„So einfach ist das nicht! Hier sollte irgendetwas zelebriert werden. Das ist die Rache für die Demütigung von einem Menschen, der einem zu Lebzeiten
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