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Whisper (German Edition)

Whisper (German Edition)

Titel: Whisper (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Kien
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die Seele Whispers wiedergefunden hast und warum du Kino begegnet bist. Frage nicht danach, der Sinn wird sich von selbst ergeben!“
    Jasmin sackte in sich zusammen. Der alte Mann schien so ziemlich alles zu wissen. Sie hatte ihn nie zuvor gesehen, hatte keinen Kontakt zu ihm gehabt, und trotzdem war ihr, als würde er die gesamte Geschichte kennen, über sie, Whisper, ihren Unfall, ihre Gefühle für Kino, ihre Ängste und Sorgen. Der Mann hatte etwas, was nicht in Worte zu packen war.
    „Wie heißen Sie eigentlich?“, fragte sie fast nebenbei, einfach um kurz abzulenken und ihre Gedankengänge für einen Moment zu stoppen.
    Der Mann lächelte. Jetzt hatten sie fast einen gesamten Tag miteinander zu tun, und sie kannte noch nicht mal seinen Namen.
    „Ich heiße David. David Singing Bird.“
     

9
     
    J asmin rieb am Abend nochmals ihre Füße ein. Die Schonung des gesamten Tages hatte der Heilung sehr gut getan. Es stimmte, was David gesagt hatte. Wenn Kino zurück war, würde sie wieder normal laufen können.
    Abends tischte der Mann nochmals kräftig auf. Es gab Speck, gekochte Eier und Brot. Jasmin kam sich etwas seltsam vor, sich so bewirten zu lassen. Eigentlich war sie hergekommen, um anderen zur Hand zu gehen, nicht um bedient zu werden. Doch David ließ es sich anmerken, dass es ihm Spaß machte. Er genoss ihre Gesellschaft, auch wenn sie meist sehr schweigsam und wortkarg war. Ihn schien es nicht zu stören.
    Später am Abend, der Ofen hatte die Raumtemperatur angenehm erhöht, kuschelte sich Jasmin in ihre Decken und schlief auf der selbst gemachten Couch friedlich ein. War ihr in so vielen Nächten das goldene Pferd erschienen, so war diesmal ihr Schlaf traumlos und ruhig. Sie dachte an Mystery, an Kino, an seinen Großvater, der ihr mit seinen Worten half, dem zu vertrauen, was um sie herum passierte und nicht zu glauben, hysterisch oder verrückt zu werden. Sie würde die Stute wiedersehen, dessen war sie sich absolut sicher. Das goldene Wesen … Sie musste nur lernen, sie mit anderen Augen zu sehen. Die Rappstute Whisper gab es nicht mehr, aber es gab die goldene Stute Mystery und sie spürte, dass das Band auch da nicht reißen würde. Es würde halten, so lange, bis Whispers Seele wirklich bereit war, über die Regenbogenbrücke zu gehen. Im Stillen dankte sie der alten Stute dafür, sie nicht allein zu lassen, und sie dankte den Mächten, die dafür verantwortlich waren, dass sie erleben konnte, was sie erlebte. Kino würde in zwei Tagen wieder zurück sein und sie nahm sich vor, ihn ein wenig mehr an sich heran und an ihren Gedanken teilhaben zu lassen. Sie hatte so lange geschwiegen, da niemand das hören wollte, was sie bewegte, was sie sah und spürte. Man hatte versucht ihr zu sagen, wie sie zu sein hatte, ihr versucht zu sagen, wen sie zu lieben hatte, aber jetzt verspürte sie den Wunsch, sich mitzuteilen. Vielleicht nicht unbedingt jedem, aber den Leuten, die jetzt einen Wert für sie hatten.
     
    Mitten in der Nacht schoss Jasmin plötzlich hoch. Nein, sie wurde nicht nur wach, sondern sie stand fast senkrecht auf der Couch und lauschte. Was zum Henker hatte sie geweckt? Sie verspürte eine beklemmende Unruhe in sich hochsteigen. Irgendwas warnte sie. Doch vor was? Es war absolut nichts zu hören. An der Wand tickte die Uhr, man konnte vernehmen, wenn sich der Kühlschrank aus und einschaltete und ein grünes Lämpchen beim PC in der hinteren Ecke des Wohnraumes brannte, aber ansonsten war es still.
    Jasmin stand auf und legte sich die Decke um. Irgendwas stimmte nicht und sie wollte wissen was. Vorsichtig tapste sie ans Fenster. Draußen herrschte Dunkelheit. Der Mond schien nicht besonders hell, weswegen sie kaum etwas erkennen konnte. Jasmin durchquerte das Zimmer und blickte bei einem anderen Fenster hinaus. Nichts. Aber trotzdem war da was.
    Vorsichtig, um nirgendwo anzustoßen, tastete sie sich zur Haustür. Irgendwo gab es dort einen Schalter für das Hoflicht. Wenn sie nur wüsste wo. Sorgsam ließ sie ihre Finger an der Wand entlang gleiten. Ah, da war sowas wie ein Lichtschalter. Jasmin drückte darauf und beobachtete, wie der Hof von einem müden, gelben Licht ausgeleuchtet wurde. Mit einer gewissen Unruhe in ihrem Inneren öffnete sie die Haustür und warf einen Blick hinaus. Vielleicht träumte sie ja nur. Vielleicht bildete sie sich auch nur etwas ein. Jasmin wollte schon über sich selbst lachen, als ihr Blick eine Gestalt streifte. Der fahle Lichtschein traf auf ein

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