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Whisper (German Edition)

Whisper (German Edition)

Titel: Whisper (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandy Kien
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Empfinden gilt. Ich war immer ein Computerjunkie. Tag und Nacht bin ich vor dem Ding gesessen, war im Internet, habe gehakt und gechattet: Facebook war mein Lebensinhalt, Twitter mein zweites Ich. Die Realität ging wie ein Film an mir vorbei. Ich habe nichts mehr mitbekommen. Hier sehe ich, wie heftig sie sein kann. Da hilft mir keine Enter-Taste oder ein Programm, welches ich downloaden kann. In der Welt der Computertechnologie war ich stark. Jetzt erlebe ich, wie das schwächste Glied einer Kette gerade dabei ist, zu verhindern, dass sie reißt. Ich glaube, etwas gelernt zu haben, was mir das Internet nicht beibringen kann. Ich wollte nur, dass du das weißt. Vielleicht könntest du dich ja, wenn wir wieder zurück in München sind, hin und wieder mit mir treffen. Einfach so, zum Quatschen, Kino gehen oder Erinnerungen an das hier aufzuwärmen.
    „Ohne Facebook?“
    Die Antwort kam so unvermittelt, dass Patrick auflachen musste.
    „Ja, ganz bestimmt, ohne Facebook, Twitter und sonstige Social Networks.“ Er hielt ihr die Hand hin und sie schlug willig ein. Patrick drückte nicht fest zu, war einfach dankbar, dass er geschafft hatte, was er sich vorgenommen hatte. Nie hätte er erwartet, dass Jasmin seine Entschuldigung so ganz unspektakulär und ohne große Dramen annehmen würde. Aber er war dankbar, dass es so war.
    „Dann greif zu, großer Computerjunkie. Wir müssen Judith wieder aufs Pferd helfen.“
    Jasmin griff nach den Zügeln und ließ Tom hinter sich hergehen, während Patrick mit wenigen Schritten bei Markus war und ihn leicht antippte. Der Wind hatte zugelegt und wieder war ein deutliches Grollen am Himmel zu vernehmen. Zu zweit schafften sie das verletzte Mädchen abermals aufs Pferd, die überzeugend behauptete, den Schmerz nur noch gedämpft zu spüren. Vielleicht hatte das kalte Wasser auch nur ihre Nerven etwas abgefroren, denn als Jasmin ihren Fuß in den Steigbügel schob, wurde ihr klar, wie kalt er war. Vielleicht besser so als anders.
    Als dann die Gruppe abmarschbereit vor ihr stand, tat Jasmin etwas, was im ersten Moment jedem die Sprache verschlug. Sie befestigte Toms Zügel am Sattelknauf, sodass sie nicht nach unten rutschen konnten, ihn aber auch nicht behinderten, trat ruhig an das Pferd heran, blickte einmal mehr in sein Auge und erinnerte sich daran, was ihr die goldene Stute gesagt hatte. Du hast in der Nacht vertraut, tu es auch jetzt.
    „Tom!“ Es waren Worte, die auch von den Umstehenden durchaus verstanden wurden. „Tom, du hast mich geholt und hierher gebracht. Ich musste dir blind vertrauen, weil die Nacht mich dazu gezwungen hat. Jetzt vertraue ich dir blind, weil ich weiß, dass du uns richtig führen wirst.“ Sanft strich sie ihm über den Nasenrücken. „Geh, Tom, geh. Wir werden dir folgen.“
    Damit ließ sie das Pferd los und trat zur Seite. Der Wallach trat an ihr vorbei und wandte sich sogleich Richtung Osten.
    „Jasmin“, hörte sie Judith klägliches Rufen, „was macht er mit mir?“
    „Dich nach Hause bringen.“
    Jasmin schloss sich dem Wallach sofort an und sah zu den anderen zurück, bemerkte die etwas ungläubigen Gesichter, Ediths offenen Mund und Markus betretenes Antlitz.
    „Na kommt schon!“ Energisch winkte sie mit der Hand. „Er hat mich in der Nacht zu euch gebracht. Ich hatte keinen Weg, keine Ahnung, keine Richtung, nur ihn. Also habe ich ihm vertraut. Jetzt überlasse ich es ihm, den kürzesten Weg nach Hause zu finden. Wir haben unseren Verstand, den wir nicht benutzten können, weil uns die Gegend fremd ist. Er hat seinen Instinkt und er ist hier aufgewachsen. Tom befindet sich eindeutig in der besseren Position.“
    Sie dachte gar nicht daran vielleicht zu diskutieren oder länger auf die Kids zu warten, sondern marschierte flott hinter dem Wallach her, der einen sicheren Weg quer durch die Wildnis fand in Richtungen, die Jasmin nie gewählt hatte. Unbeirrt und ohne darüber nachzudenken vertraute sie dem Rappen. Er würde den Weg finden. Er würde sie alle heimbringen.
     

12
     
    „K ino, sieh dir das an.“
    Seit geraumer Zeit waren die beiden Burschen unterwegs in Richtung Heimat, ohne auch nur eine Spur von Jaro, Kinsky oder den anderen Pferden entdeckt zu haben. Stefan erschrak heftig, als sein Pferd mit dem Huf gegen einen harten Gegenstand trat, welches ein klirrendes Geräusch erzeugte. Da er von oben nichts erkennen konnte, stieg er ab, und fuhr mit der Stiefelspitze vorsichtig über den Boden. Dabei stieß er gegen

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