Whisper (German Edition)
der Welt mehr aufgeben wollte.
„Was hat er damit gemeint?“, fragte sie vorsichtig, als Markus sich wieder neben Edith gesetzt hatte. „Ich meine, was er über Jasmins Gespür gesagt hat. Was meint er damit? Kann sie zaubern?“
Markus lächelte sanft.
„Na, zaubern wird sie nicht können, glaube ich jedenfalls nicht. Ich denke eher, dass er einen Narren an ihr gefressen hat. Deswegen rennt er ihr hinterher.“
„Glaubst du, es hat ihn erwischt?“
Markus zuckte mit den Schultern.
„Keine Ahnung, aber warum sollte er sonst hinter ihr her sein. Und mit Einem hat er bestimmt recht. Sie ist wirklich die Einzige, die uns derzeit hier rausbringen kann. Ich hätte keine Ahnung, wo ich hinlaufen soll.“
„Aber woher weiß sie das? Sie ist doch auch völlig fremd in dieser Gegend. Jasmin kennt diesen Wald genauso gut oder eben nicht gut wie wir alle. Woher weiß sie es?“
Wieder zuckte Markus mit den Schultern.
„Ich habe keine Ahnung. Vielleicht hat sie sowas wie ein überdimensionales Orientierungsvermögen, welches ihr hilft, sich zurechtzufinden.“
„Okay“, Christina räusperte sich kurz, „mag sein, aber wie hat sie uns dann gefunden. Ihr überdimensionales Orientierungsvermögen kann uns nicht aufspüren. Wie hat sie das gemacht? Wie hat sie uns gefunden?“
„Sie hat gesagt, Tom hat uns gefunden!“
Christina verdrehte die Augen.
„Quatsch, das glaube ich nicht. Das ist doch Blödsinn. Tom ist ein Pferd, und Pferde können nicht denken, sie haben keinen Verstand, können nicht sprechen. Woher sollte er das wissen?“
„Vielleicht hat er sowas wie einen siebten Sinn“, mischte sich nun Edith in das Gespräch. „Ich habe mal gelesen, dass Tiere gewisse Dinge vorausahnen können. Erdbeben zum Beispiel, oder einen Lawinenabgang. Und es gibt Hunde, die einen nahenden epileptischen Anfall ihrer Besitzer vorhersagen können.“
„Und dieser siebte Sinn lässt Tom zur Ranch laufen, wo er sich bemerkbar macht, dann erklärt er Jasmin, dass wir Hilfe brauchen, und bringt sie auch noch hierher? Edith …“ Die beiden Mädchen sahen sich an und mussten lachen.
„Okay, okay“, Edith hob resigniert die Hände, „war ja auch nur so eine Idee. Natürlich hat Tom einen Bordcomputer, indem alle Daten gespeichert sind, mit einem Sprachmodul, der ihm dabei geholfen hat, Jasmin Bescheid zu sagen. Hab ich vergessen. Tom ist das Pferd vom Terminator, kommt aus der Zukunft, und …“
„Hört jetzt auf, das ist ja ultrabescheuert, was ihr da fantasiert!“ Markus schüttelte den Kopf, sah den Mädels ins Gesicht und verzog ebenfalls sein Antlitz zu einem herzlichen Grinsen. Allein die Vorstellung … er war geneigt, dem noch ein wenig was hinzuzufügen, hielt sich aber zurück, als plötzlich die Tür aufflog und Patrick seinen Kopf hereinsteckte.
„Jasmin lässt sich nicht davon abhalten, nochmal in den Wald zu reiten. Ich werde sie begleiten. Ihr wartet, bis wir wieder zurück sind. Haltet die Hütte warm und passt auf Judith auf.“
Diesmal waren es alle drei, die wie von der Tarantel gestochen aufsprangen und zur Tür rannten.
„Sie will was?“
Markus öffnete die Tür noch etwas weiter, und sah Jasmin triefnass im Sturm auf Tom sitzen, der seinen Kopf gesenkt hatte, um dem Regen zu entgehen. Ungeduldig hämmerte er mit dem Vorderhuf in den weichen Boden und schnaubte dabei einige Male.
„Spinnt sie jetzt komplett?“, fragte Markus nochmal hinterher und holte Luft, um Jasmin etwas zuzurufen, als ihm ein Windstoß die Tür aus der Hand riss, die krachend an die Hüttenmauer flog.
„Verdammte Sintflut“, war das Einzige, was er rausbrachte.
„Ich passe auf sie auf“, schrie Patrick gegen den Wind, der an Kraft zugelegt hatte.
„Aber warum …“, versuchte Markus dagegen zu brüllen, während er bemüht war, die Tür zuzuziehen, doch Patrick drehte sich bereits um, war mit einigen wenigen Schritten bei Jasmin, und ließ sich von ihr aufs Pferd ziehen. Er rutschte hinter den Sattel auf den Pferderücken, während das Mädchen den Rappen zwischen die Bäume lenkte.
Markus stemmte mit aller Kraft die Tür wieder zu und atmete auf, als sie ins Schloss gefallen war und von selbst hielt.
„Was ist denn da los“, kam es leise und krächzend vom Bett her, sodass sich alle drei genötigt sahen, zu Judith zu gehen. Beide Mädchen setzten sich zu ihr auf den Bettrand, vorsichtig, um keine unnötigen Bewegungen zu verursachen. Als Edith dem Mädchen in die Augen blickte, bemerkte sie
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